Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
aufgrund Ihres Handels leiden müssten. Rufen Sie sich ins Gedächtnis zurück, was die Heilige Bédard im ersten Vers von Kapitel sechs ihres Buches lehrt! Ich lege Ihnen nahe, sich mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen! Die Zeilen sollen Ihnen helfen, die schwere, komplexe Bürde zu tragen, die Gott und die Erzengel Ihnen auferlegt haben!«
    Der Zorn in Thirsks Augen schwand. Ansonsten änderte sich sein Gesichtsausdruck keinen Deut. Mehrere Sekunden lang herrschte völlige Stille. Der Graf hielt dem Blick des Weihbischofs stand. Dann deutete er eine Verneigung an.
    »Ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen, Mylord«, sagte er leise, sehr ernst. »Und auch Euren Ratschlag. Ich versichere Euch, Mylord, dass ich gründlich nachdenken werde, bevor ich zulasse, mich in meinen Pflichten Mutter Kirche gegenüber beeinträchtigen zu lassen. Ich werde Euren Rat – und den Rat der Heiligen Bédard – dabei stets im Sinn haben.«
    »Gut, mein Sohn.« Bischof Staiphan legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Gut.«
    Sehr viel später, nachdem Maik wieder zum Festland zurückgekehrt war, trat Lywys Gardynyr an seinen Schreibtisch. Er nahm die abgegriffene Heilige Schrift, schlug sie auf und blätterte zu den ersten drei Versen des sechsten Kapitels im Buch Bédard. Er konnte, wie jeder pflichtschuldige Sohn der Kirche, die Verse auswendig. Doch er las die Zeilen trotzdem. Rasch zuckte sein Blick über die gedruckte, herrlich illuminierte Seite.
    Merket auf und höret, die ihr Mütter und Väter seid! Lasset nicht durch euer Handeln oder euer Zögern geschehen, dass Unglück, Leid und Böses über eure Kinder kommen! Seiet stattdessen das schützende Dach über ihren Köpfen, seiet Wände, die Geborgenheit und Sicherheit spenden!
    Die Zeit wird kommen, in eurem hohen Alter, da diese Kinder euch Eltern sein werden, doch diese Zeit ist noch nicht gekommen. Noch ist die Zeit zu lehren und zu nähren, zu lieben und zu hüten.
    Wenn Gefahr naht, dann gehet hin und stellet euch dieser Gefahr fernab von euren Kindern, auf dass die Gefahr nicht auch eure Kinder gefährde! Wenn die Pflicht euch ruft, euch in die Gefahr zu begeben, dann bringet eure Kinder zunächst in Sicherheit! Und wenn die Bedrohung durch die Gottlosen naht, dann bringet eure Kinder fort, auf dass das Böse sie nicht erreichen kann, bevor ihr in die Schlacht hinausreitet, und lasset eure Kinder nicht in die Hände der Gottlosen fallen!
    Oh ja, Mylord , dachte er und starrte blicklos auf die Seite. Ich werde Euren Rat stets im Sinn haben!
     

.III.
Kaiserlicher Palast, Tellesberg,
Altes Königreich Charis,
und HMS Dawn Star , vor Round Head,
Weißpferd-Kanal, Fürstentum Corisande
    »Es widert mich an!«
    Sharleyan Ahrmahk saß auf der Heckgalerie von HMS Dawn Star . Die schlafende Kronprinzessin Alahnah an der Schulter, blickte die Kaiserin von Charis in das schäumende Kielwasser des Schiffes. Die Gischt funkelte in der gleißenden Nachmittagssonne wie weißes Tuch voller Diamanten. Die Schiffsbewegungen brachten Sharleyans Hängesessel aus Segeltuch zum Schaukeln. Sanft wurden Kaiserin und Kind hin und her gewiegt. Eine angenehme Brise zupfte einzelne Strähnen aus dem Zopf, zu dem sie ihre langen, schwarzen Haare geflochten hatte. Als Sharleyan den Blick nach links schweifen ließ, sah sie die grünen, sanft geschwungenen Hügel von Round Head hinter dem Weißpferd-Kanal emporragen. Noch weniger als hundertfünfzig Meilen, dann wäre ihre lange, anstrengende Überfahrt nach Manchyr endlich zu Ende. Bislang sah es danach aus, als könne die Dawn Star noch vor dem morgigen Abend am Ziel eintreffen.
    »Das geht uns allen so«, erwiderte Merlin. Er hatte sich mit beiden Händen auf die Heckreling gestützt und blickte ebenfalls über den ruhigen Kanal hinweg bis zum Horizont. »Wir alle haben es kommen sehen. Daher widert es uns so an.«
    »Und weil wir so verdammt wenig dagegen tun können«, meinte Cayleb mit rauer Stimme, der aus dem weit entfernten Tellesberg zugeschaltet war.
    Dort war es noch viel früher am Tag; der Himmel war bedeckt und versprach kräftigen Regen. Der Kaiser saß an seinem Frühstückstisch und blickte aus dem Fenster des Palasts. Gegessen hatte Cayleb bemerkenswert wenig. Für ihn war ein Treffen mit dem Grafen Gray Harbor und Baron Ironhill anberaumt, Intendant der Zivilliste des Alten Königreichs Charis und Schatzkanzler des Charisianischen Kaiserreichs. Sonderlich freute sich Cayleb auf diese Besprechung nicht. Das hatte nichts mit dem

Weitere Kostenlose Bücher