Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Spynsair Ahrnahld und Pater Neythan waren aus diesem Grund Kerzenständer bereitgestellt. Wenn die Sonne erst einmal über das Dach des Palastflügels hinweggezogen ist, der uns hier das ganze Licht nimmt, wird es besser , sagte sich Sharleyan. Dann nickte sie Ahrnahld zu, der sofort den Gong anschlug.
    »Tretet näher und höret!«, rief der gleiche Kämmerer wie am Vortag, kaum dass der melodische Ton des Gongs verklungen war. »Höret die Gerechtigkeit der Krone!«
    Erneut öffnete sich die große Flügeltür, und vier Männer – oder eher: drei Männer und ein Junge, denn der Vierte im Bunde war ganz offensichtlich noch im jugendlichen Alter – wurden hereingeführt. Einer der älteren Männer trug unaufdringlich kostbare Kleidung, wie man sie bei Angehörigen des niederen Adels oder zumindest Männern von beachtlichem Wohlstand fand. Der Zweite sah aus wie ein gut situierter Händler aus der Stadt. Der Dritte – der Älteste der drei, mit eisengrauem Haar und einem Spitzbart – war zweifellos ein Handwerker: Seine wettergegerbte Haut und seine muskulösen Arme ließen einen Schmied vermuten. Der Jüngste der vier war schlicht gekleidet. Doch jemand – vielleicht seine Mutter – hatte dafür gesorgt, dass seine Kleidung, so schlicht sie auch sein mochte, makellos sauber war.
    Sharleyan betrachtete die Gesichter der vier Angeklagten, als die Wachen sie entschlossen, aber ohne jede Gewaltanwendung vor das Podest führten. Trotz der schwachen Beleuchtung konnte Sharleyan sie deutlich erkennen. Das hatte sie den Multifunktionskontaktlinsen zu verdanken, die Merlin und Owl ihr gefertigt hatten. So sah Sharleyan das Mienenspiel der vier Angeklagten – gezeichnet von dunklen Vorahnungen.
    Das kann ich ihnen wahrlich nicht verdenken , dachte sie grimmig. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass mich der gestrige Tag derart mitnehmen würde. Ich weiß ja, dass es sein musste. Ich wusste auch, dass es schlimm werden würde, aber trotzdem ...
    Ihre eigene Miene war gelassen und ruhig – das hatte sie Jahren der Disziplin und der Übung zu verdanken. Doch hinter dieser Maske sah sie erneut die endlose Prozession verurteilter Verräter. Craggy Hill und seinen Gefährten war die Ehre zuteil geworden, als Erste vor die Kaiserin von Charis treten zu dürfen. Ihnen waren siebenundzwanzig weitere Männer und sechs Frauen gefolgt. Sie waren ihnen nicht nur in der Urteilsverkündung gefolgt, sondern auch auf den Richtplatz.
    Neununddreißig Menschen an einem einzigen Tag – dem ersten Ta g!, dachte Sharleyan und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie viele Tage noch folgen würden. Wahrscheinlich sind das nicht viele Leben im Vergleich dazu, wie viele selbst auf einem kleinen Schlachtfeld ihr Leben lassen. Und anders als die, die im Kampf fallen, hatte jeder Einzelne dieser Menschen das Urteil und die Hinrichtung verdient . Aber ich bin die, die das Urteil verkündet hat. Ich habe zwar nicht das Beil des Henkers geschwungen, aber doch das Schwert des Gesetzes.
    Wie schon vor ihrer Ankunft in Zebediah spürte Sharleyan, dass das Wissen, im Recht zu sein, nur ein schwacher Trost war.
    Aber wenigstens muss ich sie nicht alle in den Tod schicken , erinnerte sie sich selbst. Als die vier Gefangenen vor ihrem Podest angekommen waren, straffte sie die Schultern.
    Spynsair Ahrnahld erhob sich und schlug einen weiteren jener todbringenden Aktenordner auf. Dann wandte er sich Sharleyan zu.
    »Eure Majestät«, sagte er, »wir führen Euch vor, angeklagt des Hochverrates: Zhulyis Pahlmahn, Parsaivahl Lahmbair, Ahstell Ibbet und Charlz Dobyns.«
    Pater Neythan setzt hinzu: »Ich bestätige, dass alle ihre Fälle vor einem Gericht verhandelt wurden, in dem Vertreter der Kirche, des Oberhauses und des Bürgerlichen Standes über die Schuld oder Unschuld entschieden haben, und dass ihre Rechte gewahrt wurden und das Verfahren ordnungsgemäß verlaufen ist. Jedem wurde die Rechtswohltat der Vertretung durch einen Anwalt zuteil. Jedem wurde zugestanden, jegliche gegen ihn vorliegenden Beweismittel einzusehen, und jedem wurde gestattet, Zeugen zu benennen, die zu seinen Gunsten aussagen konnten.«
    Es ist offensichtlich, dass der Langhornit eine wohl geübte Formel wiederholt , dachte Sharleyan. Und doch war es keine Routine-Formel. Zusammen mit seinen zwei Assistenten hatte er sich mit jedem anhängigen Fall und sämtlichen Prozessakten auseinandergesetzt.
    »Mit welcher Begründung erfolgte die Anklage?«
    »Mit den folgenden

Weitere Kostenlose Bücher