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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sharleyan Ahrmahk sich hier in Manchyr aufhielt.
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht. Freuen Sie sich auf morgen?«
    »Eigentlich nicht.« Grahsmahn wirkte besorgt. »Ich meine, ich weiß ja, dass das eine Ehre ist und so. Aber eigentlich sehe ich nicht gern zu, wie Leute zum Tode verurteilt und hingerichtet werden. Langhorne weiß, das Verfahren war richtig lang! Wenn das Gericht nicht wirklich sein Bestes gegeben hat, alles sauber ablaufen zu lassen, weiß ich nicht, womit es sonst seine ganze Zeit verbracht haben sollte! Gestern habe ich von niemandem gehört, es sei ein unfairer Prozess gewesen – außer vielleicht von diesem armseligen Wicht Barcor. Aber trotzdem sehe ich so etwas nicht gern. Das Komische ist: Ich habe das Gefühl, Sharleyan geht’s genauso!« Kurz lachte er auf. »Aber wahrscheinlich bleibt ihr noch weniger die Wahl als mir.«
    Erneut nickte Hainree. Er bezweifelte allerdings, dass diese ›Kaiserin‹ sich an all dem wirklich so stieß, wie Grahsmahn das anzunehmen schien. Aber dem Inspektor war wirklich keine andere Wahl geblieben. Er war einer der einfachen Berufstätigen aus dem Volk, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt worden waren, der Rechtsprechung der Krone von Charis beizuwohnen – und da herrschte Anwesenheitspflicht. Ganz offenkundig wollten Sharleyan und der Regentschaftsrat dafür sorgen, dass es genügend Zeugen gab, die berichten könnten – und würden! –, was jedem bevorstand, der es wagte, die Hand gegen die Tyrannei und den Verrat von Charis zu erheben.
    »Also gut, Meister Grahsmahn«, sagte er nun. »Vielleicht müssen Sie morgen ja doch nicht dorthin. Manchmal ändern sich Dinge ja.«
    »Ach, ich wünschte, Sie hätten Recht!«, sagte Grahsmahn beinahe wehmütig, schob seinen Stuhl zurück und umrundete seinen Schreibtisch. »Ich hätte weiß Langhorne genug anderes zu tun. Und wie ich schon sagte: Ich sehe einfach nicht ge ...«
    Entsetzt riss er die Augen auf, als Hainrees rechte Hand vorschnellte und ihm den kurzen, scharfen Dolch geradewegs in die Kehle rammte. Die Stimme des Inspektors erstickte in einem entsetzlichen Gurgeln. Mit beiden Hände umklammerte er Hainrees Handgelenk. Doch im gleichen Maße, in dem das Blut aus seinem Körper entwich, verließ ihn auch seine Kraft. Hainree verkantete die Klinge, bevor er sie wieder aus der Wunde herausriss. Aus dem Blutstrom wurde ein ganzer Schwall, dem Hainree rasch auswich. Grahsmahn stürzte zu Boden. Seine Augen waren bereits gebrochen.
    »Es tut mir leid«, sagte Hainree. Kurz kniete er neben der Leiche nieder und zeichnete Langhornes Szepter auf die Stirn seines Vorgesetzten. »Sie waren vielleicht nicht perfekt, aber Sie haben etwas Besseres verdient als das hier. Aber hier geht es um Gottes Werk. Also wird Er vielleicht uns beiden vergeben!«
    Er tätschelte Grahsmahn die Schulter. Dann durchwühlte er die Taschen des Toten. Schon bald hatte er gefunden, was er suchte, und erhob sich wieder. Noch einmal blickte er auf die Leiche hinab und ließ währenddessen die in Zierschrift abgefasste Vorladung in seine Tasche gleiten. Dann wandte er sich ab, verließ das Büro und verschloss sorgfältig die Tür mit dem Schlüssel, der ebenfalls in Grahsmahns Tasche gesteckt hatte. Dann ging Hainree mit ruhigen Schritten die Treppe hinunter. Er war sich sicher, dass er zu so später Stunde hier niemandem mehr begegnen würde. Außerdem hatte er nur wenig von dem Blutschwall abbekommen. Seine Kleidung war fast sauber geblieben. Wenn er erst einmal ins Abenddunkel hinausträte, würden ein paar Blutspritzer gewiss nicht sonderlich auffallen.
    Sollte er entdeckt werden, bevor er das Gebäude verlassen hätte, oder falls jemand trotz der verschlossenen Tür vor dem nächsten Morgen Grahsmahns Büro beträte, würde sein Plan natürlich scheitern. Aber tief in seinem Herzen wusste Hainree, dass das nicht geschehen würde. Wie er Grahsmahn schon gesagt hatte, ging es hier um Gottes Werk, und im Gegensatz zu einfachen Sterblichen ließ Gott nicht zu, dass Sein Werk unausgeführt blieb.
    Wieder saß Sharleyan Ahrmahk auf dem Podest im Prinzessin-Aleatha-Ballsaal. Die Urteilsverkündung hatte früher angefangen. Daher fiel noch weniger Sonnenlicht durch die kleinen Fenster des Saales. Deswegen hatte man in kleinen Nischen entlang sämtlicher Wände Laternen entzündet. Trotz der hochglanzpolierten Reflektoren spendeten sie nicht gerade im Übermaß Licht. Zu beiden Enden des Tisches mit den offiziellen Dokumenten für

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