Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
dann die Angst? Warum erschreckte es ihn jetzt so, dass der Tod tatsächlich nahte? Was war aus seinem Glauben geworden, aus allem, worauf er vertraute? Wo waren Gottes Trost und Gottes Mut, wenn er Ihn am meisten brauchte?
    Es gab keine Antworten, nur Fragen. Hainree spürte, wie sie aus ihm heraussprudelten wie sein Blut, während er, schon auf Knien, wankte.
    Aber ich habe es geschafft! , sagte er sich, als seine Wange den Boden berührte, auf dem sich die heiße Blutlache mehr und mehr ausbreitete. Schwärze umfing ihn. Ich habe es geschafft! Ich habe dieses Miststück umgebracht!
    Nur war das in diesem letzten, bitteren Moment seines bewussten Seins nicht mehr von Bedeutung.

.IX.
Sir Koryn Gahrvais Stadtvilla
und Königlicher Palast,
Manchyr, Fürstentum Corisande
    »Und was hältst du jetzt von ihr, Alyk?«
    Koryn Gahrvai saß in seinem bequemen Sessel und lauschte dem Regen, der unablässig auf das Dach prasselte. Die Laternen, die den Garten seiner Villa erhellten, waren im strömenden Regen kaum auszumachen. Hin und wieder grollte Donner. Noch stand das Gewitter irgendwo im Süden, aber es kam stetig näher.
    »Wenn sie nicht schon verheiratet wäre, würde ich sie vom Fleck weg heiraten«, behauptete Alyk Ahrthyr. Mit der Kelle rührte er bedächtig in der Punschschale vor ihm auf dem Tisch. Dann schnaubte er. »Und wenn sie mir keine Todesangst einjagen würde!«, setzte er hinzu.
    »Na, woran das wohl liegt?«, fragte Gahrvais Vater sardonisch. Er saß am Kopfende des Tisches, in dem Sessel, der normalerweise seinem Sohn vorbehalten war, in der Hand ein Glas chisholmianischen Whisky. »Hat sie etwa in letzter Zeit Außergewöhnliches vollbracht, oder was?«
    Die fünf Männer am Tisch blickten einander an, als der Donner, noch lauter jetzt, über den Himmel grollte. Blitze zuckten, und Gahrvai prostete seinem Vater zustimmend zu, bevor er Graf Tartarian und Sir Charlz Doyal anblickte.
    »Hat einer von Ihnen das kommen sehen?«, fragte er.
    »Welches ›das‹ meinen Sie?«, gab Tartarian die Frage trocken zurück. »Ihren Auftritt, den Mordanschlag, Seijin Merlins Reaktionsschnelligkeit oder die Tatsache, dass Sharleyan das Ganze überlebt hat?«
    »Wie wäre es mit: ›das alles‹?«, versetzte Gahrvai.
    »Also, ich habe auf jeden Fall mit nichts von alledem gerechnet«, gestand Doyal ein. »Zum Beispiel hat sie meines Wissens mit niemandem über Begnadigungen gesprochen.«
    Fragend wölbte er die Augenbrauen und blickte Graf Anvil Rock und Graf Tartarian an. Die beiden älteren Männer schüttelten den Kopf.
    »Mit uns jedenfalls hat sie nicht darüber gesprochen«, erwiderte Anvil Rock. »Ich habe hinterher auch noch ein paar Worte mit Erzbischof Klairmant gewechselt. Ihm gegenüber hat sie auch nichts angedeutet.«
    »Wie ich’s mir gedacht habe!«, meinte Doyal. »Genauso interessant ist, dass sie niemanden um eine Abschrift der Prozessprotokolle gebeten hat. Trotzdem schien sie über die Leute mehr zu wissen als wir.«
    »Das lässt sich vielleicht noch am einfachsten erklären«, warf Tartarian ein. Mit einer Miene höflichen Unglaubens blickte ihn Doyal an, und der Graf lachte stillvergnügt in sich hinein. »Sie vergessen, dass es Seijin Merlins Agenten in Corisande waren, die uns überhaupt erst auf diese ganze Verschwörung aufmerksam gemacht haben! Wir haben schließlich immer noch keine Ahnung, wie er an einige der Informationen gekommen ist, die diese Agenten uns zur Verfügung gestellt haben.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir wissen bloß, dass sich jede der Informationen im Zuge unserer Ermittlungen als richtig und zutreffend erwiesen hat. Ich halte es für durchaus denkbar, dass sie einige Fakten und Vermutungen zurückgehalten haben, vielleicht weil sie dachten, das ließe sich vor Gericht nicht belegen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Merlin nicht scheuen würde, derlei Dinge mit Kaiserin Sharleyan zu besprechen.«
    »So könnte man es sich erklären, ja«, gab Doyal in einem Tonfall zurück, der eindeutig zeigte, dass er dieser Erklärung zu folgen nicht bereit war. Tartarian deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.
    »Durchlöchern Sie meine wohl durchdachte Theorie nicht einfach, wenn Sie nichts Besseres vorzuweisen haben, junger Mann!«, sagte er gestreng. Doyal, der nur unwesentlich jünger war als Tartarian, lachte leise. Der Graf schüttelte den Kopf. Wieder ernst sagte er: »Weisen Sie meine Theorien nicht einfach so von der Hand, solange Sie mir keine

Weitere Kostenlose Bücher