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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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behielt die Menschenmenge im Blick. An strategisch günstigen Positionen hatte Owl zudem einige Fernsonden positioniert. Aber selbst mit Hilfe der KI befanden sich in diesem Saal entschieden zu viele Menschen, als dass Merlin sich hätte wohl fühlen können. Es herrschte einfach zu dichtes Gedränge.
    Ich wünschte, Edwyrd und ich hätten uns vehementer gegen diese ganze Idee ausgesprochen , dachte er, als das Klatschen und Jubeln allmählich nachließ. Klar, sie hat’s geschafft, eine echte Meisterleistung, gar keine Frage! Aber sicherheitstechnisch betrachtet ist das Ganze ein einziger Albtraum! Trotzdem, es sieht ganz so aus, als ob ...
    «Tod allen Ketzern!« , brüllte Hainree, und seine Hand zuckte unter dem Kasack hervor.
    Merlin mochte kein Mensch mehr sein. Dennoch hatte er das Gefühl, sein Herz bliebe ihm stehen, als der schrille Ruf den verklingenden Jubel übertönte. Selbst ein Wesen aus Moly-Circs, dessen Reaktionsgeschwindigkeit ungleich höher war als die eines jeden Menschen aus Fleisch und Blut, konnte vor Entsetzen wie gelähmt sein – und sei es auch nur für einen Sekundenbruchteil. Einen winzigen Moment lang stand Merlin nur da und blickte sich um, suchte nach dem, der diese Worte gebrüllt hatte.
    Er sah einen bärtigen Mann in der vordersten Reihe, gut gekleidet, aber eindeutig kein Adeliger. Dann sah Merlin die rechte Hand des Mannes, und seine eigene Rechte zuckte zur Pistole am Gürtel. Gleichzeitig sprang er vor, die andere Hand nach Sharleyan ausgestreckt.
    Doch der kurze Moment des Entsetzens, dieses kurze Zögern, hatte ihn ein wenig zu lang aufgehalten.
    Die doppelläufige Pistole in Hainrees Hand war in Charis gefertigt. Das erschien dem Attentäter seltsam angemessen. Einer seiner ursprünglichen Gefolgsleute hatte einen Offizier der Charisian Marines in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Er hatte Hainree die Waffe als Trophäe ausgehändigt.
    Es hatte sich als bemerkenswert schwierig herausgestellt, mit dieser Waffe auch nur ansatzweise gezielt zu schießen. Schon bald war sämtliche Munition aufgebraucht, die der tote Marine bei sich gehabt hatte. Aber ein Silberschmied hatte keinerlei Schwierigkeiten, eine Gussform zu fertigen, um sich eigene Kugeln herzustellen. Hainrees Schießübungen mit der ungewohnten Waffe waren daher bereits lange im Gange, als Sir Koryn Gahrvai Pater Aidryn in Gewahrsam genommen und Hainrees eigene Organisation gänzlich zerschlagen hatte. Der Lauf der Waffe war jetzt zwei Zoll kürzer, damit sie sich leichter verbergen ließe. Außerdem hatte sich Hainree eine Schlinge aus Segeltuch gebastelt, die es ihm gestattete, die Waffe unbemerkt unter der linken Achsel seines weit geschnittenen Kasacks zu verstecken. Die Waffe zu behalten war ein Risiko gewesen. Jederzeit hätte sie ihn als Hochverräter brandmarken können. Dennoch hatte er sie behalten, ohne zu wissen, zu welchem Zweck.
    Nun spannte er mit dem Handballen seiner Linken in einer einzigen, geübten Bewegung beide Hähne, hob die Rechte und drückte ab.
    Flammen schlugen aus der Zündpfanne der Pistole. Merlin hörte das charakteristische Puff-KRACH! eines abgefeuerten Steinschlosses – einen winzigen Moment, bevor er Sharleyan erreichte.
    Im gleichen Augenblick feuerte er auch seine eigene Pistole ab. Alles geschah viel zu schnell, selbst für einen PICA. Die beiden Schüsse klangen wie ein einziger. Die Kugel aus dem zweiten Lauf des Attentäters schlug in den Boden ein. Merlins Fingerspitzen berührten Sharleyans Schulter ... und er hörte den gequälten Laut, der sich ihrer Kehle entrang.
    Unmöglich!
    Dieses Wort zuckte Paitryk Hainree durch den Kopf, bevor die Kugel des Kaiserlichen Gardisten mit den Saphir-Augen seinen linken Lungenflügel durchschlug, einen Viertelzoll von seinem Herzen entfernt. Kein Mensch konnte sich so schnell bewegen! Kein Mensch konnte so schnell reagieren!
    Dann gab es nur noch Schmerz. Hainree hörte den eigenen Schmerzensschrei, fühlte die Pistole in seiner Hand rucken, als der zweite Schuss nutzlos abgefeuert wurde. Er beobachtet sich selbst dabei, wie er in die Knie sank. Er ließ die rauchende Waffe fallen, presste beide Hände an die hässliche Wunde in seiner Brust, fühlte, wie ihm das Blut aus Mund und Nase sprudelte wie ein Sturzbach, schmeckte das Eisen. Da, plötzlich, erfasste ihn entsetzliche Furcht.
    So hätte es nicht sein sollen. Als er hierhergekommen war, hatte er gewusst, dass er sterben würde, ob er nun Erfolg hätte oder nicht. Weshalb

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