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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Priester wandte sich von dem Fenster ab.
    »Ja, gern, vielen Dank«, antwortete er lächelnd.
    Trotz seines unfassbaren (und immer noch anwachsenden) Wohlstands zog Howsmyn es vor, nach Möglichkeit auf Dienerschaft zu verzichten. Der junge Intendant schaute zu, wie der Gießereibesitzer persönlich ihm einschenkte. Eines der beiden Gläser reichte Howsmyn seinem Gast. Dann trat er zu ihm an das Fenster und blickte auf die gewaltige Anlage hinab: die größte Eisenhütte der Welt.
    Wylsynn musste zugeben, dass der Anblick wirklich atemberaubend war. Der Hochofen, der dem Fenster am nächsten war (und eigentlich war er überhaupt nicht so nah, wie die Flammenhölle Wylsynn vorkam), war nur einer unter einem ganzen Dutzend. Die Hochöfen spieen Rauch und Dampf aus wie Vulkane. Als der Pater den Blick ein wenig nach rechts schweifen ließ, sah er einen Sturzbach geschmolzenen Eisens. Es strömte aus einem gerade abgestochenen Ofen, flüssiger, weiß-glühender Zorn. Das Eisen warf sein gleißende Licht in die Gesichter der Arbeiter, die für den Abstich am Ofen zuständig waren. Die Männer wirkten wie dämonische Gehilfen Shan-weis, während sie den Abfluss der Eisenglut in die bereitstehenden Gussformen überwachten.
    Howsmyns Gießereien in Delthak ruhten nie. Noch während Wylsynn zuschaute, zerrten Last-Drachen gewaltige Loren voller Koks, Eisenerz und fein zerstoßenem Kalkstein über die eisernen Schienen, die Howsmyn hatte verlegen lassen. Der Intendant meinte, das rhythmische Donnern und Klirren der wassergetriebenen Fallhämmer versetze seine Knochen und Sehnen, ja sogar sein Blut in Vibration. Als er nach Osten schaute, sah er den Schein der Laternen, die die Straße bis nach Port Ithmyn säumten. Die Hafenstadt hatte der Mann, der auf Safehold nur als ›der Eisenhüttenmeister aus Charis‹ bekannt war, an der Westküste des Ithmyn-Sees neu gegründet, eigens für seine gewaltigen Anlagen hier. Port Ithmyn lag mehr als vier Meilen weit von der Anlage entfernt und war in der Ferne nicht zu erkennen. Wylsynn aber konnte sich ohne Schwierigkeiten vorstellen, wie Laternen und Fackeln die stets geschäftigen Kais der Stadt erhellten.
    Sähe Clyntahn das hier, träfe ihn sofort der Schlag! , ging es Wylsynn durch den Kopf. Trotz seiner eigenen Zweifel ob dieses ganzen Unterfangens – oder möglicherweise auch gerade wegen dieser Zweifel – verschaffte ihm dieser Gedanke ein immenses Gefühl der Befriedigung. Dennoch ...
    »Ich kann kaum glauben, was Sie hier alles erreicht haben, Meister Howsmyn«, sagte er. Er machte mit der Hand, die das Glas hielt, eine ausladende Geste vor dem Fenster, als könne er so tatsächlich die riesige Anlage mit einer Handbewegung erfassen. »Das alles so einfach aus dem kargen Boden zu stampfen, innerhalb von weniger als fünf Jahren!« Der Pater schüttelte den Kopf. »Ihr Charisianer habt wirklich schon so manch Erstaunliches vollbracht. Aber das, so meine ich, ist bislang das wahrhaft Erstaunlichste!«
    »Nun, ›aus dem kargen Boden gestampft‹ haben wir das nun wahrlich nicht, Pater«, widersprach Howsmyn freundlich. »Gewiss«, grinste er dann, »karg war der Boden hier schon. Dennoch stand hier schon ein Dorf. Und dort drüben, Port Ithmyn, das war eine Ansiedlung von Fischern. Trotzdem verstehe ich, was Sie meinen – und ich habe hier auch wahrlich genug Geld untergepflügt.«
    Wylsynn nickte und nahm diese kleine Richtigstellung schweigend hin. Dann seufzte er und wandte sich ganz seinem Gastgeber zu.
    »Höchstwahrscheinlich hätte der Großinquisitor so einiges zu dieser Anlage zu sagen, wenn er sie sehen könnte«, sagte Wylsynn. »Und das ist ja wohl auch der Grund für meinen Besuch hier.«
    »Gewiss, Pater«, entgegnete Howsmyn ruhig. »Ich habe hier nichts zum Einsatz gebracht, worüber wir – Sie und ich – nicht schon gesprochen hätten. Aber wenn Sie sich nicht auch noch persönlich davon überzeugen würden, könnte man mit Fug und Recht behaupten, Sie würden Ihre Pflichten vernachlässigen. Heute Abend ist es wohl schon zu spät für eine ordentliche Inspektion. Aber morgen früh werden wir uns alles anschauen, wonach Ihnen der Sinn steht. Ich möchte Sie darum bitten, sich von einem meiner Vorarbeiter über das Gelände führen zu lassen – einige der Verfahren dort draußen sind durchaus gefährlich. Es wäre mir gar nicht recht, wenn der erzbischöfliche Intendant bei einem kleinen Unfall zu Asche verbrennen würde. Aber selbstverständlich steht es

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