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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wollten«, er deutete auf das Fenster, »dann können Sie neben diesem Hochofen Speicher Nummer drei erkennen.«
    Wylsynns Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger. Der Intendant kniff die Augen zusammen. Dann erkannte er im lodernden Flammenschein des Schachtofens einen massiven Ziegelbau. Wie gerade schon gesagt, hatte er die Pläne für die Wasserspeicher bereits gesehen. Doch Zeichnungen, so präzise und maßstabsgetreu sie auch sein mochten, konnten ihn doch nicht auf die Wirklichkeit vorbereiten.
    Fünfzig Fuß ragte der gewaltige Turm zum Himmel empor. Drei Hochöfen umringten ihn, und dahinter erstreckte sich ein langes, breites Gebäude – wohl eine Art Werkstatt. Dieser Bau war zwei Stockwerke hoch und wies gewaltige Fensterflächen auf, vermutlich um nach Kräften das Tageslicht auszunutzen. Nun jedoch war Lichtschein aus dem Gebäudeinneren zu erkennen: Zahllose Laternen brannten. Immer und immer wieder wurde deren Licht von dem ungleich helleren Gleißen der darin aufgebauten Öfen und Essen förmlich geschluckt.
    »Noch ein paar Monate, dann werden hier neun Stück im Einsatz sein«, fuhr Howsmyn fort. »Ich hätte gern noch mehr. Aber wir stehen bereits kurz davor, die Kapazität des Flusses zu erschöpfen. Zuerst hatte ich erwogen, einen Aquädukt bauen zu lassen, um aus den Bergen weiteres Wasser heranzuschaffen. Aber ein Aquädukt, der groß genug wäre, um auch nur einen einzigen dieser Speicher zu versorgen, wäre einfach zu teuer. Stattdessen befasse ich mich im Augenblick damit, vielleicht Windmühlen dazu zu nutzen, Wasser aus dem See abzupumpen. Aber auch da gibt es noch ein paar technische Schwierigkeiten.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte Wylsynn und fragte sich, was wohl passieren würde, falls einer der Wasserspeicher, die er hier sah, einen Riss bekäme.
    Schon seit dem Tag von Safeholds Schöpfung wurden Zisternen und Wassertanks dazu genutzt, einen hinreichenden Wasserdruck für Rohrleitungen und Abwasserkanäle aufzubauen. Doch bislang war niemand auf die Idee gekommen, so etwas für die Zwecke zu verwenden, wie Ehdwyrd Howsmyn sie im Sinn hatte. Wahrscheinlich, so ging es Wylsynn durch den Kopf, weil niemand sonst den Mut aufbrachte, in den Größenordnungen zu denken, die für den Eisenhüttenmeister aus Charis gänzlich normal zu sein schienen.
    Howsmyns neue Hochöfen und Puddelöfen erforderten einen Luftzug, den niemand zuvor auch nur in Erwägung gezogen hatte. Damit erreichte der Eisenhüttenbesitzer bislang ungeahnte Temperaturen, ließ den heißen Rauch und die Gase durch eigens dafür gebaute Schächte aus Schamottesteinen zirkulieren und nutzte so deren Hitze aus, wie es niemand vor ihm vollbracht hatte. Der Ausstoß an frisch verhüttetem Eisen wuchs geradezu explosionsartig an. Es war, als würde jede Neuerung Howsmyns schöpferischen Geist sofort wieder neue Eingebungen bescheren – wie diese massigen neuen Hämmer, die mehrere Tonnen wogen, und die noch größeren, stets noch ehrgeizigeren Gießereiprozesse, die seine Arbeiter entwickelten. Das alles erforderte immer mehr Energie, mehr sogar, als konventionelle Wasserräder zu liefern vermochten.
    Und so war das Konzept des Wasserspeichers entstanden.
    Wie Howsmyn in seiner Patentschrift und den zugehörigen Gutachten dargelegt hatte, waren Wasserschöpfräder sogar in mancherlei Hinsicht geradezu erschreckend ineffizient, und selbstredend gab es Wasserfälle nicht immer dort, wo man sie benötigte. Natürlich konnte man Rückhaltebecken anlegen, und genau das hatte Howsmyn hier in Delthak auch getan. Aber der Wasserdruck, der sich mit solchen Staubecken erzeugen ließ, war nun einmal begrenzt. Zudem konnte der Wasserstand fluktuieren, auch, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Daher war Howsmyn auf die Idee gekommen, Wasser sammeln zu wollen – für einen künstlichen Wasserfall, der war, wo er ihn benötigte, und eben nicht den natürlichen Schwankungen des Wasserstands unterlag. Soweit gediehen hatte Howsmyn dann gleich nach einer Konstruktionsweise gesucht, die eine effizientere Nutzung des künstlichen Wasserfalls ermöglichte.
    Wylsynns Aufgabe als Intendant war schlicht und einfach: Er musste diese Anlage überprüfen und begutachten. Laut den Ächtungen gab es an Howsmyns Vorschlägen nichts auszusetzen. Alles davon fiel nach den Worten der Heiligen Erzengels in die Dreifaltigkeit der zulässigen Kraftquellen: Wind-, Wasser-und Muskelkraft. Gewiss, nichts in der Heiligen Schrift ließ

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