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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vermuten, dass dabei jemals an etwas in dieser Größenordnung gedacht worden war, die Howsmyn vorschwebte. Nur war das nun wahrlich kein Grund, ihm die Zustimmung des Intendanten zu verweigern. In seiner Funktion als Leiter des Patentamtes hatte Wylsynn Howsmyn dieses Patent sogar nur zu gern zugestanden.
    Morgen schaue ich mir diese Dinger mit eigenen Augen an , dachte er. Na, hoffentlich falle ich nirgends hinein!
    Seine Mundwinkel zuckten; es war fast schon ein Lächeln. Wylsynn war zwar ein guter Schwimmer, aber die Vorstellung, wie viel Wasser ein Bau von der Größe dieser Speicher enthielt, erschreckte ihn doch. Natürlich kannte er die genauen Zahlen – Dr. Mahklyn von der Königlichen Hochschule hatte sie für ihn ausgerechnet. Aber damals waren es eben nur Zahlen auf einem Blatt Papier gewesen. Jetzt sah Pater Paityr die Umsetzung: eine Zisterne von fünfzig Fuß Höhe, fünfunddreißig Fuß im Durchmesser, und das Ganze dann noch auf einer künstlich geschaffenen Anhöhe von weiteren dreißig Fuß errichtet. Laut Mahklyn enthielt dieser Speicher fast eine halbe Million Gallonen Wasser. Das war eine Zahl, die Wylsynn sich vor der Einführung der arabischen Zahlen nicht einmal hätte vorstellen können. Arabische Zahlen wurden in Charis seit noch nicht einmal fünf Jahren verwendet. Doch all das Wasser und der immense Druck, der dadurch erzeugt wurde, lastete auf einer einzelnen Leitung am Fuße des Speichers. Diese Leitung war groß genug, dass ein ausgewachsener Mann darin hätte stehen können – nun, zumindest ein hoch aufgeschossener Junge. Die Leitung führte das herausströmende Wasser nicht zu einem Wasserrad, sondern zu etwas, das Howsmyn ›Turbine‹ getauft hatte.
    Noch eine Neuerung , dachte Wylsynn, aber immer noch gänzlich in Übereinstimmung mit den Ächtungen. Jwo-jeng hat nie behauptet, man dürfe Wasserkraft nur mit Hilfe eines Wasser rades nutzen, und Windmühlen benutzen wir ja auch schon seit Anbeginn der Zeit. Und wenn man es genau nimmt, ist diese Turbine ja auch nichts anderes, nur dass sie eben von Wasser angetrieben wird, nicht vom Wind.
    Dadurch, dass sich eine Turbine im Inneren der Leitung befand, konnte man die gesamte Kraft des Wassers nutzen, das mit gewaltigem Druck hindurchströmte. Und nicht nur das: Durch die Bauweise des Speichers blieb der Druck, der auf die Turbine einwirkte, die ganze Zeit über konstant. Und auch wenn es ein halbes Dutzend konventionelle Wasserräder erforderte, genug Wasser emporzupumpen, um den Speicher zu versorgen, floss das Wasser, das die Turbine antrieb, anschließend in die Rückhaltebecken und trieb dann wieder besagte Wasserräder an. Auf diese Weise konnte man einen Großteil des Wasser immer und immer wieder verwenden. Wenn nun Howsmyns Plan, das Wasser vom See abzupumpen, tatsächlich umsetzbar wäre (und das schien bei den meisten seiner Pläne der Fall zu sein!), würde sein Wasservorrat – und damit auch seine Energiequelle – das ganze Jahr über in Betrieb bleiben können.
    Die Kanäle hat Howsmyn schon fertig , ging es dem Priester durch den Kopf. Jetzt, wo er Eisenerz und Kohle auf direktem Weg von den Minen in den Hanth Mountains hierher schaffen kann, lässt sich diese ganze Kraft auch nutzen. Die Erzengel allein wissen, wie sich das auf seine Produktivität auswirken wird!
    Es war ein ernüchternder Gedanke. Dass der Ausstoß in Delthak immer noch anwuchs, würde Ehdwyrd Howsmyn noch mehr Reichtum bescheren. Wichtiger jedoch war, dass das Produktionsvolumen unerlässlich war, um das Kaiserreich Charis gegen den unablässigen Angriff der Kirche des Verheißenen bestehen zu lassen.
    Nein, nicht der Kirche! , rief sich Wylsynn erneut ins Gedächtnis zurück. Dahinter steckt einzig und allein die ›Vierer-Gruppe‹ – dieser mordlüsterne Mistkerl Clyntahn und seine Spießgesellen! Sie sind diejenigen, die Charis vernichten wollen ... und auch jeden anderen, der es wagt, sich dagegen aufzulehnen, wie sie alles verderben und verzerren, wofür Mutter Kirche doch stehen sollte!
    Das stimmte. Wylsynn wusste, das es stimmte. Und doch fiel es ihm zunehmend schwer, diese feine Differenzierung vorzunehmen. Schließlich sah er, wie jeder Einzelne in der Hierarchie der Kirche sich eingeschüchtert dem Willen der ›Vierer-Gruppe‹ beugte. Sie alle nahmen die Gräueltaten hin, für die Clyntahn verantwortlich war. Clyntahn verdrehte und missbrauchte alles, was das Offizium der Inquisition war und wofür es stehen sollte. Clyntahn

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