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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Ihnen ganz frei zu entscheiden, was Sie sich anschauen oder genauer begutachten wollen oder mit welchem meiner Vorarbeiter oder auch Schichtarbeiter Sie zu sprechen wünschen.« Er neigte den Kopf in einer Geste, die noch nicht ganz eine Verbeugung war. »Sie waren stets zuvorkommend und gewissenhaft, Pater, selbst unter diesen außergewöhnlichen Umständen. Mehr kann ich wahrhaftig nicht verlangen.«
    »Es beruhigt mich, dass Sie das so sehen. Andererseits muss ich durchaus zugeben, dass ich mich hin und wieder wirklich frage, was für eine Peitschenechse Sie hier zum Ausritt gesattelt haben! Ja, das bereitet mir sogar ernstlich Sorgen.« Wylsynn wiederholte die Geste von vorhin und schloss mit der Bewegung auch die feuerscheinhelle Nacht ein. »Ich weiß, dass nichts von dem, was Sie hier tun, gegen die Ächtungen verstößt. Aber das schiere Ausmaß dieses Unterfangens und der ... Einfallsreichtum der Neuerungen, mit denen Sie zulässiges Wissen zur Anwendung bringen, ist regelrecht verstörend. Die Heilige Schrift warnt uns, dass Veränderungen stets Veränderungen gebären. Auch wenn sie uns nichts über ein zulässiges Ausmaß lehrt, gibt es doch einige – und es sind wahrlich nicht alles Tempelgetreue! –, die der Ansicht sind, Neuerungen in einem solchen Ausmaß müssten unausweichlich die Ächtungen untergraben.«
    »Dann müssen Sie sich in einer äußerst kniffligen Lage befinden, Pater«, bemerkte Howsmyn.
    »Oh, das zweifellos!« Wylsynn lächelte dünn. »Es ist durchaus hilfreich, dass Erzbischof Maikel sich deswegen keine Sorgen macht. Er hat alle meine Entschlüsse hinsichtlich Ihrer neuen Techniken mitgetragen. Ich glaube zwar nicht, dass sich der Großinquisitor dadurch all dem hier gegenüber positiver stimmen ließe. Aber meinem eigenen Seelenfrieden ist meine Inspektionsreise doch immens zuträglich. Ehrlich gesagt: ich mag die Vorstellung, wie der Großinquisitor reagieren würde, wenn er wüsste, was Sie und all die anderen Neuerer hier in Charis treiben. Und das ist wahrscheinlich auch Teil meines Problems.«
    Kurz blickte Howsmyn ihn an. Fragend neigte er den Kopf zur Seite.
    »Ich bin kein Bédardist, Pater«, sagte er beinahe schon behutsam, »aber ich wäre erstaunt, wenn Sie anders empfinden würden – in Anbetracht dessen, was Ihr Vater und Ihr Onkel erleiden mussten. Natürlich kenne ich Sie nicht so gut wie der Erzbischof. Aber ich denke, ich kenne Sie doch besser als manch anderer. Schließlich haben wir in den letzten Jahren doch sehr eng zusammengearbeitet. Sie sorgen sich darum, dass Ihr verständlicher Zorn auf Clyntahn und die ›Vierer-Gruppe‹ Sie dazu bewegen könnte, Übertretungen der Ächtungen zu übersehen, weil Sie sich insgeheim danach sehnen, es denen heimzuzahlen, nicht wahr?«
    Wylsynns Augen weiteten sich. Es war weniger ein Zeichen der Überraschung als des Respekts. Schließlich war Ehdwyrd Howsmyn ja nun einmal einer der klügsten Menschen, die der Intendant überhaupt kannte. Doch dass der Eisenhüttenmeister nicht nur bereit war, die Sorgen des Intendanten derart offen anzusprechen, sondern dabei auch noch echtes Mitgefühl an den Tag legte, war mehr, als Wylsynn erwartet hatte.
    »Das ist Teil des Problems«, gab er zu. »Ehrlich gesagt sogar ein ziemlich großer Teil. Aber leider ist das noch nicht alles. Die Wahrheit ist, dass ich selbst mit Zweifeln zu ringen habe.«
    »Das geht uns allen so, Pater.« Howsmyn verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Ich hoffe, aus dem Mund eines Laien klingt das nicht allzu anmaßend. Aber es will mir scheinen, dass gerade jemand in Ihrer Position das als unvermeidbar empfinden muss.«
    »Ich weiß.« Wylsynn nickte. »Und Sie haben Recht. Wie dem auch sei ...« Deutlich lebhafter sog er die Luft ein. »Im Augenblick interessieren mich vor allem die Wasserspeicher, die Sie jüngst ersonnen haben. Ich habe zwar schon die Pläne gesehen und sie auch gutgeheißen. Aber ein neugieriger Teil meiner selbst will sie doch auch unbedingt einmal mit eigenen Augen sehen.« Plötzlich lächelte er unverkennbar jungenhaft, was ihn noch jünger erscheinen ließ. »Wie Sie schon gesagt haben, ist es wirklich schwierig, meine Pflichten als Intendant mit meinen Aufgaben und Pflichten als Direktor des Patentamts gegeneinander abzuwägen. Aber der Direktor in mir ist von den Möglichkeiten, die diese Wasserspeicher bieten, einfach fasziniert!«
    »Geht mir genauso«, gestand Howsmyn. »Und wenn Sie einmal dort hinüberschauen

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