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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und das Ackerland – ebenfalls schon lange Madames Eigentum –, ihre Investitionen in ein halbes Dutzend der größten Getreidespeicher und Bergbauvorhaben der Republik und ihren Anteil an einigen der erfolgreichsten Handelshäuser in Siddar-Stadt, war diese Kundin die wahrscheinlich reichste Frau, die Owain jemals kennen gelernt hatte. Doch all diese Transaktionen und Anschaffungen waren im Laufe der Jahre nach und nach erfolgt und über so viele verschiedene Konten verteilt, dass niemand bemerkt hatte, wie reich diese Kundin mittlerweile geworden war. Bislang hatte auch niemand aus dem Hause Qwentyn sie jemals persönlich zu Gesicht bekommen. Jegliche ihrer Anweisungen waren stets schriftlich übermittelt worden. Per Kurier, um genau zu sein, nicht einmal über das Semaphorensystem der Kirche oder über Brief-Wyvern.
    Das alles war Owain recht geheimnisvoll erschienen, als er zum ersten Mal sämtliche Konten dieser Kundin parallel betrachtete. Vielleicht wäre sie ihm auch jetzt noch nicht aufgefallen. Da aber war der bislang so einschläfernd gleichmäßige Strom ihrer Transaktionen unvermittelt aktiv geworden. Ja, eigentlich durfte man sogar von hektischer Betriebsamkeit sprechen. Beachtlich hohe Summen wurden überwiesen. Angefangen hatte jene uncharakteristische Verhaltensänderung, als diese ... Schwierigkeiten mit Charis begonnen hatten. Doch trotz all der vielen Jahre, die Madame Pahrsahn nun schon Kundin des Hauses war, schien doch niemand zu wissen, woher sie ursprünglich stammte. Aus einer Region in den Tempel-Landen, so viel war klar. Doch woher genau die Dame kam und wie sie an all das Geld gekommen war, darauf fand sich keine Antwort. Trotz all der Diskretion, auf die das Haus Qwentyn Wert legte, war man hausintern gewohnt, stets alles über die erlesene Kundschaft zu wissen, was es zu wissen gab.
    In diesem Fall war es anders. Bei ihrem Eintreffen hatte Madame Pahrsahn sämtliche erforderlichen Papiere vorgelegt, um ihre Identität zweifelsfrei zu bestätigen. Ebenso zweifelsfrei stand fest, dass sie tatsächlich über sämtliche der Konten frei verfügen konnte. Und doch war sie vor etwa einem Monat unvermittelt in Siddar-Stadt aufgetaucht und hatte sich in das gesellschaftliche Leben der Hauptstadt ebenso wie in deren Finanzwelt eingegliedert, als habe sie schon immer dazugehört. Madame Pahrsahn war eine sehr schöne Frau, selbstsicher, ganz offenkundig bestens erzogen, gebildet und dabei voller Anmut. In den vornehmsten Kreisen der Stadt kannte man sie bestens (oder war zumindest nicht bereit zuzugeben, noch nicht Bekanntschaft mit der jüngsten Zier der vornehmen Gesellschaft gemacht zu haben). Doch über das Leben, das diese Kundin geführt hatte, bevor sie nach Siddar-Stadt gekommen war, hatte Owain nicht das Geringste herausfinden können. Diese Aura des Geheimnisvollen, die Madame Pahrsahn umgab, machte sie nur um so faszinierender.
    »Ich habe die Liste der erforderlichen Transaktionen mitgebracht«, sagte sie nun, griff in ihre Handtasche und zog mehrere Bögen eng beschriebenen Papiers hervor. Sie breitete sie auf dem kleinen Couchtisch aus. Dann lehnte sie sich wieder zurück und nippte an ihrer heißen Schokolade, während Owain Qwentyn die Bögen der Reihe nach durchblätterte. Jeder einzelne davon war mit sauberer, schwungvoller Handschrift beschrieben.
    So sehr sich Owain auch mühte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, riss er doch unwillkürlich die Augen auf. Er las noch einmal die erste Seite, dieses Mal zur Gänze, dann die zweite, die er ebenso gründlich studierte. In dem Augenblick verwandelte sich seine Überraschung in etwas anderes: in Beunruhigung.
    Er las auch das dritte und letzte Blatt, faltete sie dann wieder zusammen, legte sie auf den Beistelltisch und blickte seine Besucherin konzentriert an.
    »Das ist ... eine außergewöhnliche Liste an Transaktionen, Madame Pahrsahn«, bemerkte er. Ihr silberhelles Lachen überraschte ihn.
    »Sie werden es in Ihrem Hause noch weit bringen, Meister Qwentyn!«, sagte sie. »Denn in Wahrheit fragen Sie sich natürlich, ob ich vielleicht meinen Verstand verloren habe – auch wenn Sie viel zu wohlerzogenen sind, um das jemals offen auszusprechen.«
    »Aber nein!«, erwiderte er. »Derart weit würde ich niemals gehen! Aber ich frage mich sehr wohl, ob Sie einige dieser Anweisungen wirklich gründlich durchdacht haben, Madame.« Er beugte sich vor und klopfte die Blätter zu einem ordentlichen Stapel zusammen. »Ich

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