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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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was Sie sich da vorgenommen haben, bedauerlicherweise wahrhaftig Gottes Werk.«
    »Ich hoffe, dass Ihr damit Recht habt, Eure Eminenz. Und ehrlich gesagt glaube ich das auch. Manchmal allerdings zweifele ich und fürchte, es könnten mein Zorn und mein Hass sein, die aus mir sprechen, und nicht etwa Gott. Manchmal aber sehe ich keinen Unterschied zwischen Gottes und meinem Zorn.«
    »Genau deswegen mache ich mir ja so große Sorgen um Ihre Seele«, erwiderte der Erzbischof. »Es ist immer möglich, Gottes Werk aus den falschen Gründen zu tun, ebenso wie es möglich ist, mit den besten Absichten entsetzliche Dinge zu verüben. Es wäre eine wunderbare Gabe, wenn Er uns zum Geschenk gemacht hätte, wir könnten das Böse bekämpfen, ohne dabei den Hass kennen zu lernen. Aber ich vermute, das vollbringen nur die größten und am hellsten leuchtenden Seelen.«
    »Dann hoffe ich, dass Ihr für mich betet, Eure Eminenz.«
    »Für Ihre Seele ebenso wie für Ihren Erfolg.« Wieder lächelte er, wieder war es ein schiefes Lächeln. »Es wäre mir eine Freude und beileibe nicht nur meine Pflicht, eine Seele wie die Ihre Gott anzuempfehlen, zu jeder Zeit. Und da ich Ihnen auch noch etwas schuldig bin, wäre es nachgerade ungehörig von mir, das nicht zu tun.«
    »Oh, Unfug!« Sie versetzte ihm einen sanften Klaps auf die Schulter. »Das war nun mir eine Freude! Ich wünschte nur«, ihre Miene verdüsterte sich, »ich hätte noch mehr vor der Inquisition retten können.«
    »Sie haben Dutzende unschuldiger Opfer aus Clyntahns Würgegriff befreit«, sagte Cahnyr in unvermittelt strengem Tonfall. »Frauen und Kinder, die ansonsten gefoltert und abgeschlachtet worden wären – im Namen dieses Zerrbilds von Gerechtigkeit, das er walten lässt, so unschuldig und untadelig seine Opfer auch sein mögen! Langhorne sagt: ›Was ihr dem Geringsten von Gottes Kindern getan habt, ob im Guten oder im Bösen, das habt ihr mir getan.‹ Denken Sie immer daran und vergessen Sie nicht, dass all dieses unschuldige Blut gewaltig für Sie sprechen wird, wenn der Zeitpunkt für Sie gekommen ist, Langhorne und Gott entgegenzutreten.«
    »Ich werde versuchen, es nicht zu vergessen.« Die Frau, die sich einst Ahnzhelyk Phonda genannt hatte, flüsterte es fast. »Ich werde es versuchen. Aber dann denke ich wieder an all jene, die wir zurücklassen mussten. Nicht nur den ›Kreis‹, Eure Eminenz – all die anderen!«
    »Gott hat dem Menschen den freien Willen geschenkt«, gab Cahnyr zu bedenken. »Das bedeutet, einige Menschen werden sich aus freien Stücken dafür entscheiden, das Böse zu tun, und darunter werden Unschuldige zu leiden haben. Sie, Madame, können sich nicht selbst dafür verurteilen, dass Sie nicht in der Lage waren, das Böse zu verhindern, für das sich Clyntahn und die anderen entschieden haben. Mit Ihren Taten haben Sie, Madame, alles verhindert, was zu verhindern in Ihrer Macht stand. Mehr kann Gott von Ihnen nicht verlangen.«
    Einige Momente lang blickte sie nur schweigend aus dem Fenster. Dann holte sie tief Luft und riss sich sichtlich zusammen.
    »Wahrscheinlich habt Ihr Recht, Eure Eminenz. Aber ich habe die Absicht, diesen Mistkerlen noch eine ganze Menge mehr anzutun, bevor ich fertig bin!« Sie wandte dem Fenster den Rücken zu, und der Blick aus ihren Augen war hart wie Stahl. »Nicht sofort, es wird schließlich eine Weile dauern, bis alles vorbereitet ist. Aber wenn das erst einmal geschehen ist, wird Zhaspahr Clyntahn möglicherweise feststellen müssen, dass das Amt des Großinquisitors doch nicht immer so erfreulich ist, wie er es im Augenblick zweifellos empfindet.«
    Mit echter Beklommenheit blickte Cahnyr seine Gastgeberin an. Er wusste nur sehr wenig über die Dinge, mit denen sie sich im Augenblick befasste. Er wusste auch, dass sie die Absicht hatte, daran nichts zu ändern. Nicht, weil sie ihm nicht vertraute, sondern weil sie zu den begnadetsten Intriganten in der Geschichte Zions gehörte. Und damit befand sie sich in wahrhaft erlesener Gesellschaft. Diese Frau, die sich Madame Pahrsahn nannte, hatte es tatsächlich mit der gesamten, erdrückenden Macht des Offiziums der Inquisition aufgenommen – und sie hatte gewonnen. Vielleicht nicht alles, was sie eigentlich hatte gewinnen wollen ... Egal, was sie sagte – oder was der Erzbischof ihr erklärte –, sie selbst würde sich niemals vergeben, dass es Opfer gegeben hatte, die sie nicht retten konnte. Doch nichts davon änderte etwas daran, dass diese

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