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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schüttelte den Kopf. »Es wird, fürchte ich, ihre Zurückhaltung nicht fördern.«
    »Warum sollten sie sich denn Zurückhaltung auferlegen, Eure Eminenz?«, fragte Madame Pahrsahn süffisant. »Sie sprechen doch mit der Autorität der Erzengel selbst, nicht wahr?«
    Gequält verzog der Mann mit dem silbergrauen Haar das Gesicht. Kurz schien es, als wolle er sich auf ein Streitgespräch über dieses Thema einlassen. Doch dann schüttelte er den Kopf.
    »Das glauben sie zumindest«, sagte er in einem Tonfall, mit dem er seiner Gastgeberin unbestreitbar Recht gab. Madame Pahrsahns Blick wurde deutlich sanfter.
    »Vergebt mir, Eure Eminenz! Ich sollte meinen Zorn nicht an Euch auslassen. Und ich glaube, genau das habe ich gerade getan.« Der Anflug eines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »In Zion wäre das wohl gänzlich unmöglich gewesen, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich schon«, erwiderte ihr Gast und lächelte nun ebenfalls. Das Lächeln fiel ein wenig schief aus. »Ich wünschte, ich hätte damals häufiger Gelegenheit gehabt, Sie in Aktion zu erleben, wenn ich das so sagen darf. Natürlich hätte ich damals nicht das gewusst, was ich jetzt weiß. Also hätte ich es vermutlich gar nicht richtig zu würdigen gewusst.«
    »Das will ich doch hoffen!« Ihr charmantes Lächeln verwandelte sich in ein ausgewachsenes Grinsen. »Das hätte schließlich bedeutet, dass ich viel zu viel Aufsehen erregt hätte! Erzbischof Zhasyn Cahnyr besucht die berüchtigte Kurtisane Ahnzhelyk Phonda? Eure Gemeinde in Gletscherherz wäre entsetzt gewesen!«
    »Meine Gemeinde hat mir im Laufe der Zeit wirklich viele Dinge vergeben, Aivah«, gab Zhasyn Cahnyr gelassen zurück. »Ich bin mir sicher, auch das hätten sie mir nachgesehen. Wenn überhaupt jemand einen einfachen kleinen Erzbischof zwischen all den Vikaren überhaupt bemerkt hätte, heißt das.«
    »Nicht alle waren bestechlich und korrupt, Eure Eminenz«, sagte Aivah leise und mit trauriger Stimme. »Und selbst von denen, auf die beides zutraf, haben sich viele eher der Selbstgefälligkeit schuldig gemacht als anderer Dinge.«
    »Vor mir brauchen Sie meine Kollegen nicht in Schutz zu nehmen, meine Liebe.« Sanft tätschelte er ihr den Unterarm. »Ich habe diese Männer genauso gut gekannt wie Sie, wenngleich nicht in ganz genau der gleichen Art und Weise.«
    Wieder lächelte er. Dann wandte er sich dem Fenster zu und betrachtete erneut jene Schiffe in der Ferne. Während er zuschaute, kam ein Wachboot in Sicht. Es umrundete die ganze dort vor Anker liegende Flottille, als wolle sie die Schiffe vor einer Seuche beschützen, die am Ufer wütete.
    Oder vielleicht will sie den Hafen vor der ansteckenden Krankheit beschützen, die diese Schiffe mit sich gebracht haben , ging es ihm grimmig durch den Kopf.
    »Ja, ich habe sie gekannt«, wiederholte er, »und viel zu viele von ihnen werden einen ebenso entsetzlichen Preis zahlen müssen wie unsere Freunde, bevor das alles hier zu einem Ende kommt.«
    »Denkt Ihr das wirklich?« Die Frau, die mittlerweile den Namen Aivah Pahrsahn führte, wandte sich ihm zu. »Meint Ihr wirklich, dass es dazu kommen wird?«
    »Natürlich«, erwiderte er traurig. »Und das wissen Sie genauso gut wie ich. Es ist völlig unvermeidbar, dass zumindest Clyntahn noch weitere ›Feinde‹ im Vikariat aufspürt. Ob das wirklich und wahrhaftig seine Feinde sind oder nicht, tut dabei überhaupt nichts zur Sache! Und«, seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, sein Blick durchbohrte seine Gastgeberin beinahe, »wir beide wissen doch ganz genau, dass das, was Sie und Ihre Agenten in den Tempel-Landen vorhaben, alles nur noch schlimmer machen wird!«
    »Dann haltet Ihr für falsch, was ich vorhabe?«, fragte sie mit ruhiger Stimme und hielt seinem Blick stand.
    Kurz schien er nachzudenken. »Nein«, sagte er schließlich, und seine Stimme klang noch trauriger. »Ich bin entsetzt ob des Preises, der dafür wird gezahlt werden müssen. Und ich mache mir ernstlich Sorgen um Ihre unsterbliche Seele, meine Liebe. Aber ich bin der Ansicht, dass das, was Sie vorhaben, nicht falsch ist. Es gibt natürlich einen Unterschied, ob etwas nicht falsch ist oder richtig. Aber ich glaube, etwas Richtiges können Sie im Augenblick gar nicht tun. Und die Heilige Schrift lehrt uns, dass kein wahrer Sohn und keine wahre Tochter Gottes tatenlos bleiben darf, wenn es gilt, Sein Werk zu tun. So entsetzlich manche der Konsequenzen Ihrer Bemühungen auch ausfallen werden, ist das,

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