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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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unschuldigen Kindern Halt.
    »Nun tu doch nicht so scheinheilig, du weißt genau, wovon ich spreche! Da stand, dass sie diesen Spielkasinobetreiber, oder was das für einer ist, an deiner Stelle eingebuchtet haben!«
    »Scheint so.«
    »›Scheint so, scheint so‹ – nun hör sich einer das an! Riesenschwein gehabt, das hast du!«
    »Dasselbe gilt doch wohl auch für dich! Ich kann mich ja schlecht beschweren, da du mir geholfen hast, aber der ganze Aufstand ist doch erst entstanden, weil du das Zeug an dieser verrückten Stelle weggeworfen hast! Masako war furchtbar sauer!«
    Yayoi, die sie immer als brav und harmlos eingeschätzt hatte, schlug zurück. Damit hatte Kuniko nicht gerechnet, und es brachte sie völlig aus dem Konzept. Nach Atem ringend, konnte sie nur noch herauspressen: »Wie redest du mit mir, du Mörderin!«
    »Was ist denn eigentlich los, ist irgendwas passiert?«
    Kuniko hatte den Eindruck, als ob Yayoi hastig die Hand um die Muschel gelegt hätte. »Gar nichts ist. Ich will nur allmählich mein Geld sehen. Wann kriege ich denn endlich die Summe, die du mir versprochen hast? Kannst du mir nicht wenigstens schon mal einen ungefähren Zeitpunkt verraten?«

    »Ach, das! Entschuldige. Ich kann es noch nicht ganz genau sagen, aber bis Anfang September könnte es in Ordnung gehen.«
    »Anfang September...« Kuniko brach ab. »Aber du kriegst es doch sowieso von deinen Eltern, oder? Kannst du ihnen nicht sagen, dass du es jetzt sofort brauchst? Das wäre doch nur maximal zehn Tage früher.«
    »Schon, aber...« Yayoi ließ sich nicht festlegen.
    »Ich kriege doch wirklich fünfhunderttausend von dir, oder?«
    »Ja, sollst du haben.«
    »Gut.« Kuniko war fürs Erste beruhigt. »Aber ich sitze im Moment arg in der Klemme, weißt du. Kannst du mir nicht einen Vorschuss geben? Fünfzigtausend würden schon reichen.«
    »Hm... Wenn du nur noch ein kleines bisschen warten könntest, dann...«
    »Dann was? Du willst doch wohl nicht sagen, dass du seine Lebensversicherung ausbezahlt bekommst, oder?«
    »Nein, wo denkst du hin!«, entgegnete Yayoi hastig. »Er hatte gar keine abgeschlossen.«
    »Wovon willst du denn leben? Dann müsste es dir ja eigentlich genauso gehen wie mir, wie? Seit dein Mann nicht mehr da ist, hast du doch auch nur noch den Lohn von der Fabrik, oder?«
    »Ja. Ehrlich gesagt hab ich noch gar nicht so richtig darüber nachgedacht, wie es jetzt weitergehen soll. Aber ich muss schließlich an meine Kinder denken, ich werde uns schon noch eine Weile hier durchbringen. Meine Mutter hält das auch für besser«, antwortete Yayoi ernsthaft, doch Kuniko, die Yayois Zukunft nicht die Bohne interessierte, wurde allmählich ungeduldig.
    »Wollen dir deine Eltern denn keinen Zuschuss geben?«
    »Wenn ich sie darum bitte, werden sie mir sicher ein wenig unter die Arme greifen, denke ich. Aber mein Vater ist auch nur ein einfacher Angestellter, und da kann ich ihnen nicht allzu sehr auf der Tasche liegen.«
    »Da hat Masako aber was ganz anderes erzählt!«
    »Ja? Tut mir Leid.«
    »Aber Angestellter zu sein ist doch so schlecht auch nicht, da hat man zumindest jeden Monat sein festes Einkommen.« In ihrer Verzweiflung konnte Kuniko nicht locker lassen. Sie musste Yayoi
unbedingt dazu bringen, ihr etwas Geld zu geben, koste es, was es wolle. Aber Yayoi wiederholte nur immer wieder gequält, ob sie nicht noch ein klein wenig warten könne, und ließ sich einfach nicht erweichen, bis Kuniko schließlich die Gesprächsgebühren zu teuer wurden und sie endlich einhängte.
    Als Nächstes wollte sie es bei Masako versuchen. Sie sahen sich zwar in der Fabrik, wechselten aber kein unnötiges Wort miteinander. Seitdem sie wusste, dass Masako Jūmonji von früher her kannte, war sie ihr irgendwie unheimlich, sie fürchtete sich vor ihr. Denn obwohl Kuniko bankrott war, bildete sie sich doch immer noch ein, ein vornehmes, gut situiertes Leben zu führen, wie die Frauen in den Modemagazinen. Jemand wie Masako, die mit einer zwielichtigen Unterweltgestalt wie Jūmonji zu tun hatte, war ihr da nicht geheuer.
    Aber der Stichtag für die nächste Rate rückte unerbittlich näher. Sie musste das Geld irgendwie beschaffen, wenn nötig auch unter Missachtung der Gesetze. Als sie sich das letzte Mal so panisch und in die Enge getrieben gefühlt hatte, war sie von Masako in diese schreckliche Mordgeschichte hineingezogen worden, aber daran dachte Kuniko schon nicht mehr, als sie Masakos Nummer wählte.
    »Katori.«

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