Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
dem Kopf und sah zur Zimmerdecke auf.
Kuniko begann es allmählich zu gefallen, so mit Jūmonji zusammenzusitzen. »Dann nehme ich mir ein Stück Kuchen, ja?«
»Bitte, greifen Sie zu. Er muss gut sein, eine Oberschülerin hat mir den Laden empfohlen, todsicherer Tipp!«
Kuniko nahm eine Gabel in die Hand und fragte: »Ach, Sie sind also mit Oberschülerinnen befreundet, Herr Jūmonji?«, wobei sie ihm kokett in die ins Bernsteinfarbene spielenden Augen blickte.
Verlegen rieb sich Jūmonji mit beiden Händen über die erröteten Wangen. »Nein, nicht was Sie wieder denken!«
»Aber, aber, Sie kommen doch ganz bestimmt auf Ihre Kosten, attraktiv wie Sie sind!«
»Ach was, nein, wo denken Sie hin!«
Kuniko war es längst lästig geworden, sich Gedanken darüber zu machen, was denn die eigentliche Absicht Jūmonjis sein könnte, und widmete sich ganz dem Kuchenessen. Jūmonji sah auf die Datumsanzeige seiner Armbanduhr.
»Wie viele Raten müssen Sie eigentlich noch zahlen, Frau Jōnouchi?«
Verwirrt legte Kuniko die Gabel auf den Teller zurück. »... acht, glaube ich.«
»Acht also. Acht Raten machen zusammen rund vierhundertvierzigtausend, nicht wahr? Wenn ich Ihnen nun die gesamte Summe erlasse, erzählen Sie mir dann alles, was bisher geschehen ist?«
»Was heißt ›erlassen‹?«
»Dass Sie mir das Geld nicht zurückzahlen müssen.«
Kuniko konnte überhaupt nicht einschätzen, mit welcher Absicht Jūmonji das gesagt hatte, und verfiel ins Grübeln. Dabei merkte sie, dass sie noch Schlagsahne an der Lippe hatte, und fuhr sich mit der Zunge darüber, um sie aufzulecken. »Und was soll ich Ihnen dafür erzählen?«
»Was ihr gemacht habt natürlich, das ist doch klar.«
»Wieso? Wir haben doch gar nichts gemacht...« Kuniko nahm die Kuchengabel wieder in die Hand, aber das unverhoffte Angebot ließ die Waagschalen in ihrem Kopf, die ständig Einnahmen
gegen Ausgaben verrechneten, heftig auf- und niederpendeln und löste Panik aus.
»Ach, das ist doch nicht wahr, und das wissen Sie genau. Ich habe Erkundigungen eingezogen und allerlei herausgefunden. Über Sie, Frau Yamamoto, Frau Katori und noch jemanden. Ihr vier Frauen habt euch doch in der Fabrik immer prima verstanden. Und als Frau Yamamoto in diese prekäre Lage geraten war, habt ihr Mitleid mit ihr gehabt und ihr gemeinsam geholfen – entspricht das etwa nicht der Wahrheit?«
»›Pre-kä-re‹ Lage?«
»Ja. Heikel, unerfreulich.«
»Gar nichts haben wir getan, wirklich nicht. Was meinen Sie überhaupt mit ›wir hätten ihr gemeinsam geholfen‹, wobei denn?« Kuniko hatte aufgehört, Kuchen zu essen.
Jūmonji grinste siegessicher. »Sie haben doch mir gegenüber selbst von einer Möglichkeit gesprochen, in nächster Zeit zu Geld zu kommen, nicht wahr, Frau Jōnouchi? Hatte das etwa nichts mit dieser Sache hier zu tun?«
»Welcher Sache?«
»Ach, nun tun Sie doch nicht so scheinheilig, das steht Ihnen nicht besonders!« Jūmonji gebrauchte fast dieselben Worte, die sie selbst eben noch Yayoi entgegengeschleudert hatte. »Ich meine den Mordfall um die zerstückelte Leiche.«
»Aber das scheint doch schon alles aufgeklärt zu sein! Ich habe wenigstens gehört, dass sie diesen Kasino-Menschen geschnappt haben.«
»Ja, das stand in der Zeitung, aber da steht viel. Mir ist das jedenfalls nicht ganz geheuer.«
»Inwiefern?«
»Nun ja, wie soll ich mich ausdrücken: Ich glaube eher, dass es sich hier um einen Fall von Frauensolidarität handelt.«
»Ach was, so dick sind wir auch nicht miteinander, dass wir uns gegenseitig aus der Patsche helfen würden!«
»So? Und warum hat Frau Yamamoto dann Ihre Bürgschaft unterschrieben, zumal in der Lage, in der sie sich befand? Es handelte sich zwar nicht um Solidarhaftung, sondern nur um einen einfachen Garantiefall, aber normalerweise geht man doch einer solchen Verpflichtung aus dem Weg. Nun, Frau Jōnouchi,
wollen Sie mir nicht endlich die Wahrheit erzählen? Wie gesagt, ich erlasse Ihnen die gesamten ausstehenden Zahlungen.«
»... und was werden Sie damit machen, wenn ich es Ihnen erzählen würde?«, fragte Kuniko unwillkürlich.
Den Erfolg zum Greifen nah, blitzte in Jūmonjis Augen ein Funke der Genugtuung auf und erlosch gleich wieder. »Gar nichts, was sollte ich auch damit anfangen? Ich will nur meine Neugier befriedigen, das ist alles.«
»Und wenn ich den Mund halte?«
»Auch gut. Dann bleibt alles wie gehabt, und Sie zahlen mir die ausstehenden Raten. Wann war doch
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