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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Schrecken an ihre dicken Beine, die aus der kurzen Hose herausschauten.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie so plötzlich überfalle, aber ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.« Jūmonji drückte ihr die Kuchenschachtel in die Hand. Kuniko war das alles zwar nicht ganz geheuer, doch sein liebenswürdiges Lächeln ließ sie dahinschmelzen.
    »Nun ja, bitte, kommen Sie herein.«
    Jūmonji, der zum ersten Mal Kunikos Wohnung betrat, schaute
sich ungeniert um und setzte sich ohne zu fragen an den Esstisch. Kuniko hob hektisch die Zeitschrift auf, die zu Boden gefallen war.
    »Wollen wir nicht den Kuchen essen?«
    »Ach, ja.« Kuniko holte zwei Teller, zwei Gabeln und aus dem Kühlschrank ihre letzte Plastikflasche Oolong-Tee und stellte alles auf den Tisch. Dann log sie: »Was wollen Sie mit mir besprechen? Die Ratenzahlung übermorgen geht problemlos in Ordnung.«
    »Deshalb bin ich gar nicht hier. Es geht um etwas anderes, das mich seit längerem ungemein beschäftigt.« Jūmonji zog seine Zigaretten aus der Brusttasche und bot ihr eine an. Kuniko, die sich schon eine Weile keine mehr hatte leisten können, stürzte sich sofort darauf. Jūmonji beobachtete, wie sie sich die Zigarette mit ihrem eigenen Feuerzeug anzündete und genüsslich inhalierte.
    »Wenn Sie möchten, lasse ich Ihnen die Packung da.«
    »Das ist nett, vielen Dank.« Kuniko zog die Schachtel zu sich herüber.
    »Sie scheinen in Schwierigkeiten zu sein.«
    Kleinlaut seufzte Kuniko und murmelte: »Nun ja, mein Mann ist nicht wieder aufgetaucht, ich kann ihn nicht ausfindig machen …«
    »Sie gehen sicher gleich zur Fabrik, deshalb habe ich mich so beeilt, um Sie vorher noch zu erwischen. Das, was ich mit Ihnen besprechen will, hat mit Frau Yamamoto zu tun, die Sie als Bürgin gewonnen haben.«
    Erschrocken sah Kuniko Jūmonji an. Der hob seine elegant geschwungenen Augenbrauen und erwiderte ihren Blick mit dem Ausdruck eines herzensguten Menschen in unendlicher Bekümmerung, während er munter weiterredete.
    »Frau Yamamoto ist doch die Ehefrau des Mordopfers, das vor kurzem zerstückelt aufgefunden wurde, nicht wahr? Es hat mich sehr überrascht, am nächsten Tag davon in der Zeitung zu lesen. Und da frage ich mich nun schon die ganze Zeit, weshalb ausgerechnet Frau Yamamoto die Bürgschaft für Sie unterzeichnet haben mag?«
    »Ich habe sie darum gebeten, weil wir in der Fabrik so gut miteinander auskommen.«

    »Aber dann hätten Sie doch besser Frau Katori angesprochen; sie war schließlich mehr als zwanzig Jahre in einem Kreditinstitut beschäftigt und sollte sich mit solchen Fragen bestens auskennen!«
    »Ach, in einem Kreditinstitut also...«, nickte Kuniko verwundert, da sich das Rätsel um Masakos vorherige Beschäftigung so unerwartet unspektakulär gelöst hatte. Jetzt, wo sie Bescheid wusste, konnte sie sich wunderbar vorstellen, wie Masako an einem Computerterminal in der hintersten Ecke einer Bank saß und in die Tastatur tippte. Ja, sie hatte tatsächlich so etwas an sich.
    »Deshalb möchte ich also wissen, warum Sie sich ausgerechnet Frau Yamamoto als Bürgin ausgesucht haben.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«, gab Kuniko ihren natürlichen Zweifeln Ausdruck.
    Jūmonji lachte auf und fuhr sich mit beiden Händen durch das weiche, hellbraun gefärbte Haar. »Aus reiner Neugier.«
    »Weil Frau Yamamoto nett und hilfsbereit ist, deshalb. Frau Katori ist nicht so nett, das ist alles.«
    »Da sind Sie also mir nichts, dir nichts zu ihr hingegangen und haben sie darum gebeten, obwohl Frau Yamamotos Mann gerade verschwunden war?«
    »Aber das wusste ich doch da noch gar nicht!«
    »Und Frau Yamamoto hat einfach so unterschrieben?«
    »Ja, sie ist eben ein netter Mensch.«
    »Aha. Aber warum sind Sie dann mit Frau Katori zu mir gekommen, um die Bürgschaft zurückzuholen?«
    »Tja...« Kuniko stellte sich dumm. Jūmonji fragte das doch nicht alles aus reiner Neugierde! Sie ahnte jetzt, dass sie drauf und dran war, in Schwierigkeiten zu geraten, und war schon eingeschüchtert.
    »Frau Katori hat sicher gewusst, dass es Probleme geben würde, wenn herauskäme, dass Frau Yamamoto die Bürgschaft unterschrieben hat, während ihr Mann vermisst wurde.«
    »Nein, das stimmt nicht. Frau Katori hat nur eingegriffen, weil sie mitbekommen hat, dass ich mich so dumm angestellt habe, deshalb.«
    »So? Das will mir aber nicht so recht einleuchten...« Ganz, als
machte ihm das Detektivspielen einen Riesenspaß, verschränkte Jūmonji die Arme hinter

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