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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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offene Ausgrenzung stören lassen, sondern in aller Ruhe alleine ihren Kaffee getrunken, in die Wirtschaftszeitung vertieft, die sie wie ein Mann vor sich ausgebreitet hatte. Die Leute um sie herum, die dicht gedrängt saßen wie die Ölsardinen, hatten dabei ziemlich lächerlich ausgesehen.
    Mit einem Mal lachte Jūmonji laut auf und klatschte vor Freude in die Hände. Er hatte eine Idee. Was die Arbeit betraf, fühlte er sich seltsamerweise zu reifen Frauen hingezogen, die ihn sexuell überhaupt nicht reizten. Er verließ sich sogar lieber auf sie als auf Männer. Jetzt fragte er sich, ob das damit zusammenhing, dass er in jungen Jahren Masako begegnet war.
    Er holte seinen Terminkalender und sein Handy aus dem Necessaire, sah im Adressverzeichnis nach und tippte eine Nummer ein.
    Sofort meldete sich jemand: »Toyozumi-Gesellschaft. Ja, bitte?«
    »Mein Name ist Akira Jūmonji. Ist Herr Soga zu sprechen?«
    »Könnten Sie bitte einen Moment warten?«, erwiderte der junge Mann unbeholfen, und es ertönte, unpassend für ein Verbrechersyndikat, die elektronische Version von Bachs Menuett in G.
    »Ach, du bist’s, Akira, du verrückter Kerl! Mit Jūmonji kann ich doch nichts anfangen, melde dich gefälligst mit Yamada, damit ich Bescheid weiß!«, tönte Sogas lang gezogene Stimme aus dem Hörer, dass man fast meinte, sein breites Grinsen sehen zu können.

    »Hab ich Ihnen denn meine Visitenkarte nicht gegeben?«
    »Die Schriftzeichen schwarz auf weiß vor sich zu sehen ist doch was anderes, als einen Namen zu hören!« Soga hatte des Öfteren solche intellektuellen Anfälle, die überhaupt nicht zu seiner äu ßeren Erscheinung passen wollten.
    »Ich rufe an, weil ich etwas mit Ihnen besprechen möchte. Könnten wir uns vielleicht in naher Zukunft treffen?«
    »›In naher Zukunft‹ – red nicht so geschwollen daher, sondern komm gleich vorbei! Lass uns einen saufen gehen! Was hältst du von Ueno?«, tönte Soga froh.
    Jūmonji sah auf seine Armbanduhr und willigte ein. Das mochte vielleicht etwas übereilt sein, aber er hatte schließlich ganze vierhundertvierzigtausend sausen lassen, um an die Information zu kommen. Jetzt hieß es, möglichst rasch Nägel mit Köpfen zu machen.
     
    Sie hatten sich in einer ruhigen, gediegenen Bar in Ueno verabredet, die es schon seit ewigen Zeiten gab. Als Jūmonji vor dem efeuumrankten, flachen Holzbau eintraf, standen die beiden jungen Burschen, die er vor kurzem noch auf dem Parkplatz des Family-Restaurants in Musashi-Murayama gesehen hatte, schon in Hab-Acht-Stellung vor dem kleinen Schild am Eingang. Der mit den blond gefärbten Haaren, der keinen besonders hellen Eindruck auf ihn machte, begrüßte Jūmonji sofort: »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
    Offensichtlich ließ Soga die beiden als Leibwächter hier drau ßen stehen. Er hatte immer schon ein Faible dafür gehabt, den gro ßen Boss zu spielen, das wusste Jūmonji noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in der Motorradgang. Aber das bedeutete leider nicht, dass er nur ein Angeber war, mit dem man ansonsten leichtes Spiel hatte. Jūmonji nahm seine ganze Konzentration zusammen, als er die Tür zur Bar aufdrückte.
    »Hier, hierher!« Eine Zigarette in der Hand, winkte Soga ihn aus der hinteren, dunklen Ecke zu sich. Die Bar war in Schummerlicht getaucht und holzvertäfelt, es roch nach Bohnerwachs. Hinter der Theke stand ein alter Mann mit Fliege, der ein Pokerface machte und einen Cocktailshaker schüttelte. Kein anderer Gast war zu sehen. Soga saß breitbeinig in einem Sessel am einzigen
Tisch in der Bar, einer mit plüschigem grünen Samt bezogenen Sitzgruppe in der hintersten Ecke.
    »Schön, dass wir uns vor kurzem wieder einmal begegnet sind, Soga-san. Entschuldigen Sie, dass ich Sie so plötzlich herbemüht habe.«
    »Ach was, ich wollte doch sowieso einmal mit dir saufen gehen. Was trinkst du?«
    »Hm, ich nehme ein Bier.«
    »Wie bitte? Wir sind hier in einer ehrwürdigen Cocktailbar! Na los, der Barkeeper wartet schon, bestell was!«
    »Ach so, tja, dann einen Gin Tonic, bitte.« Es war der einzige Cocktail, der ihm auf die Schnelle einfiel. Er schaute Soga an, der einen lindgrünen Sommeranzug und darunter ein schwarzes Hemd mit offenem Kragen trug.
    »Sie sehen gut aus.«
    »Wieso, meinst du deswegen?« Soga lachte glücklich, klappte sein Jackett auf und zeigte ihm den eingestickten Designer-Namen. »Klingt nicht mal italienisch. Aber macht doch was her, oder? Die alten Bosse denken immer, man

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