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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Sie lachte in sich hinein.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Ach, nichts.« Niemand anders als sie selbst hatte sich eingeredet, dass ihr leerer Magen eine Strafe wäre, und nun aß sie mit gutem Appetit. Die eigentliche Strafe – wenn man schon von Strafe sprechen wollte – war, dass sie ihren Wunsch nach Freiheit
so lange unterdrückt hatte, das wurde ihr plötzlich klar. Als sie zu Ende gegessen hatte, wischte sie sich mit der Papierserviette über den Mund. Jūmonji, der ebenfalls mit dem Essen fertig war, rauchte schon eine Zigarette, ohne Masako um Erlaubnis gefragt zu haben.
    »Nun, was ist es – das Geschäftliche?«
    »Dazu komme ich gleich. Vorher möchte ich Sie noch beglückwünschen.«
    »Wozu?«
    »Sie haben echte Klasse bewiesen, wirklich!« Jūmonji grinste übers ganze Gesicht, aber sie konnte keinen Spott darin entdecken.
    »Was meinen Sie? Wozu wollen Sie mich beglückwünschen, und wobei soll ich Klasse bewiesen haben?«
    »Ich sage nur: Zerstückeln«, murmelte Jūmonji leise.
    Masako erstarrte und sah ihm in die Augen. »Sie wissen also Bescheid?«
    »Ja.«
    »Alles?«
    »Vielleicht.«
    »Kuniko hat geredet, nicht wahr? Wegen läppischer fünfhunderttausend Yen Schulden!«
    »Bitte, geben Sie ihr nicht die Schuld.«
    »Das tue ich nicht, keine Sorge. Sie haben schließlich weit mehr Grips im Kopf!«
    »Grips oder kein Grips – ich weiß nicht, ob man das so einfach …«
    Unwirsch drückte Masako ihre Zigarette im Aschenbecher aus, in dem schon etliche von Jūmonjis zusammengequetschten Kippen lagen. Sie kam sich wie eine Verliererin vor. »Und? Jetzt sagen Sie schon endlich, was Sie ›Geschäftliches‹ von mir wollen!«
    Jūmonji beugte sich vor und verkündete mit gedämpfter Stimme: »Machen wir doch gemeinsam einen Leichenentsorgungsdienst auf! Es sollen eine ganze Menge Leichen anfallen, die man unter der Hand spurlos verschwinden lassen will. Darum würden wir uns dann kümmern.«
    Masako war sprachlos. Sie hatte mit einem Erpressungsversuch
oder etwas in der Art gerechnet, aber dass Jūmonji ihr einen solchen Vorschlag unterbreiten würde! Doch bei Licht besehen, gab es ja auch aus ein paar armen Hausfrauen, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatten, nicht viel herauszuholen. Das hieß, solange er nichts von der Versicherungssumme erfahren hatte, natürlich.
    »Und? Was halten Sie davon?« Fast unterwürfig ließ Jūmonji seinen Blick über Masakos Gesichtsausdruck gleiten.
    »Wie stellen Sie sich das denn vor?«
    »Ich besorge uns die Aufträge. Dieser Teil der Arbeit muss absolut im Dunkeln bleiben, Sie werde ich deshalb gar nicht erst damit behelligen, Frau Katori. Sie kommen erst ins Spiel, wenn wir ein Objekt haben, das beseitigt werden soll. Sie kümmern sich um die Zerstückelung, ich um die Entsorgung an einem geeigneten Ort. Eine riesige Müllverbrennungsanlage, um genau zu sein. Wie geschaffen dafür – es wird nie herauskommen.«
    »Und warum werfen Sie die Objekte dann nicht gleich da hinein?«
    »Das wäre schlecht. Ein Objekt von der Größe eines Menschen fällt immer auf, da mag der Ort noch so abgelegen und unbewacht sein. Zerstückelt und wie gewöhnlicher Hausmüll abgepackt, kommt dagegen niemand darauf, um was es sich handelt. Ach, ich vergaß: Die Verbrennungsanlage ist in Fukuoka.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich soll Päckchen für den Zustelldienst schnüren?« Masako schaute Jūmonji entgeistert an. Sein Gesicht blieb vollkommen ernst.
    »Ja, genau. Bei einem Gewicht von rund fünf Kilo pro Stück ergäben sich zwischen zehn und zwanzig Pakete. Ich würde sie vor Ort in Empfang nehmen und gleich wegwerfen – perfekt!«
    »Und ich müsste nichts weiter als die Zerstückelung erledigen?«
    »Ja. Haben Sie etwas dagegen?« Jūmonji schlürfte geräuschvoll an dem Kaffee, der inzwischen gebracht worden war, und starrte ihr dabei gespannt ins Gesicht, um daraus abzulesen, was sie dachte. In seinen runden Augen lag ein Schimmer, den man durchaus als Zeichen von Intelligenz interpretieren konnte.
    »Warum haben Sie sich so etwas einfallen lassen?«
    »Weil ich wieder mit Ihnen zusammenarbeiten wollte.«
    »Mit mir?«

    »Ja, mit Ihnen, Frau Katori. Weil Sie Klasse haben.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Es handelt sich ja nur um meine rein persönliche Wertschätzung.« Jūmonji fuhr sich mit beiden Händen durch das weiche, in der Mitte gescheitelte Haar. Masako drehte sich um und ließ

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