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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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letzten Mal. Das macht mir ein wenig Sorge, deshalb werde ich vorsichtshalber auch dabei sein.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Also, da ist zum einen die Verbindung, der ich vollstes Vertrauen schenke. Der Opa vom letzten Mal ist über diese Schiene gekommen, aber diesmal war es sozusagen Laufkundschaft.«
    »Laufkundschaft? Aber wir sind doch kein Marktstand!«
    »Eben«, pflichtete Soga ihm bei. »Er hat immer nur hartnäckig darauf gepocht, mich über gut unterrichtete Kreise ausfindig gemacht zu haben, die er aber nicht nennen will. Deshalb habe ich vorsichtshalber den Preis in die Höhe geschraubt, aber siehe da, er war mit zehn Millionen einverstanden«, erzählte Soga ehrlich.
    Als er das hörte, fragte Jūmonji vorschnell: »Heißt das, Sie kassieren eine Million mehr, Soga-san?«
    »Ja, und du auch.« Soga zeigte sich großzügig. Jūmonji vergaß sogar die Oberschülerin, die ihm durch die Lappen gegangen war, und war wieder bester Laune. Wenn er diesen Überschuss alleine einstrich, ohne dass Masako etwas davon erführe, hätte er volle drei Millionen verdient.
    »Vielen Dank, Soga-san.«
    »Aber Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste. Ich werde meine Jungs mitbringen, und du solltest auch besser wie früher dein Holzschwert schultern und die Kamikaze-Sachen aus dem Schrank holen, verstanden?«
    »Seien Sie nicht albern!« Es war Jūmonji zwar aufgefallen, dass Sogas Tonfall so gar nicht nach einem Scherz geklungen hatte, aber die Vorfreude auf das hübsche Sümmchen, das ihn erwartete, ließ ihn schon zehn Zentimeter über dem Boden schweben. Sofort nahm er sein Adressbuch heraus und wählte Masakos Nummer.
Falls sie es morgen früh nicht einrichten konnte, würde er womöglich einen ganzen Tag lang mit der unheimlichen Fracht im Kofferraum herumfahren müssen.
    Es meldete sich Masako selbst. Sie klang verschnupft, so als sei sie erkältet.
    »Um es kurz zu machen: Wir haben einen neuen Auftrag bekommen. Geht das in Ordnung?«
    Sie schien nicht eben begeistert und rief ziemlich laut: »Das geht ja Schlag auf Schlag – zu schnell, wenn Sie mich fragen!«
    »Es hat sich eben herumgesprochen, dass wir gute Arbeit leisten.« Auf seinen aufgeräumten Ton reagierte sie mit Schweigen. Er ahnte, dass sie es wohl mit der Angst zu tun bekommen hatte, doch er musste ihren Widerstand unter allen Umständen brechen. »Sie sind doch dabei, nicht wahr, Frau Katori?«
    »Wollen wir es diesmal nicht lieber lassen?«
    »Wieso denn?«
    »Ich habe so ein ungutes Gefühl.«
    »Beim zweiten Auftrag schon ein ungutes Gefühl? Aber das geht doch nicht!« Jūmonji ließ nicht locker. »Ich werde mein Gesicht verlieren!«
    »Ich glaube, es gibt Schlimmeres, als sein Gesicht zu verlieren.« Masako sprach in Rätseln.
    »Was meinen Sie damit?«
    Doch er bekam keine eindeutige Antwort: »Mir ist eben irgendwie nicht wohl dabei, im Moment.«
    »Es mag Ihnen ja vielleicht gerade ungelegen kommen, Frau Katori, aber das ist nicht die richtige Arbeitseinstellung.« Jūmonji versuchte weiter verzweifelt, sie zu überreden. »Ich muss schließlich auch wieder nach Kyūshū fahren, um alles zu entsorgen. Nicht nur Ihr Job ist gefährlich, das wissen Sie doch, oder?«
    »Ja, das ist mir klar«, antwortete Masako leise.
    Jūmonji verlor allmählich die Nerven. »Dann machen Sie also einen Rückzieher? Wenn das so ist, werde ich die Meisterin fragen. Und wenn sie auch nicht mitmacht, Kuniko. Für Geld tut diese fette Kuh doch alles!«
    »Das kommt nicht in Frage! Wenn sie es vermasselt, kommen wir alle in Gefahr!«
    »So ist es«, pflichtete Jūmonji ihr bei, »und deshalb machen
wir alles genau so wie beim letzten Mal. Ich verlasse mich auf Sie!«
    »Gut«, sagte Masako, als hätte sie sich endlich damit abgefunden. »Können Sie mir Taucherbrillen besorgen?«
    »Ich werde meine Motorradbrille mitbringen. Nehmen Sie sie, wenn Sie sie gebrauchen können.«
    »Okay. Ich rufe Sie an, wenn noch etwas sein sollte.«
    Mit dem Gefühl, eine schwierige Geschäftsverhandlung gerade noch erfolgreich zum Abschluss gebracht zu haben, steckte Jūmonji sein Handy weg und sah auf die Uhr. Bis vier Uhr morgens blieb noch viel Zeit – zu viel. War hier nicht irgendwo noch so eine Schönheit wie vorhin aufzutreiben? Er würde jede Summe zahlen, denn der finanzielle Nachschub war ja nun gesichert. Übermütig und in Spendierlaune sah sich Jūmonji im Gedränge von Shibuya nach jungen Mädchen um und überlegte angriffslustig, welches von

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