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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, log Satake, ließ Wasser in den Kessel laufen, stellte ihn auf den Herd und drehte den Gashahn auf. In der ganzen Wohnung gab es weder Kaffee noch irgendwelche anderen Genussmittel. Satake öffnete den leeren Küchenschrank und tat so, als müsse er einen Moment überlegen. Da spürte er etwas im Rücken und drehte sich um: Kuniko stand direkt hinter ihm. Offenbar hatte sie gesehen, dass der Schrank leer war.
    »Aber Sie haben ja gar nichts da!«, lachte sie.
    »Was meinen Sie?«
    Angesichts Satakes finsterer Miene blieb Kuniko wie angewurzelt stehen und schaute drein, als sei sie mitten im Wald einer Schlange begegnet. »Aber ich wollte Ihnen doch nur helfen...«, beteuerte sie und wich zurück, auf das Bett zu. Dann drehte sie sich auf einmal um und wollte fliehen. Satake nutzte die Gelegenheit,
legte ihr blitzschnell den linken Arm um den Hals, hielt ihr mit der rechten Hand den Mund zu und drückte sie zu Boden. Ihr dick aufgetragener Lippenstift schmierte sich in seine Handfläche und klebte. Er kümmerte sich nicht darum, sondern zog ihren schweren Körper mit aller Macht in die Höhe. Kuniko strampelte mit den Beinen, verlor aber bald durch die Zugkraft ihres eigenen Gewichts die Besinnung. Satake ließ sie zu Boden fallen und drehte langsam das nicht mehr benötigte Gas ab.
    Dann zog er der erschlafften Kuniko mit geschickten Handgriffen die Kleider aus, wobei er sie wie einen Baumstamm hinund herrollte. Als sie nackt war, legte er sie, wie er es sich im Morgengrauen vorgestellt hatte, mit dem Gesicht nach oben aufs Bett und fesselte ihre vier Gliedmaßen an die Pfosten. Das alles sollte die Generalprobe für Masako sein. Aber Kuniko ließ ihn an nichts anderes denken als an ein dickes, fettes Tier, und sein Verlangen, seine sorgfältig ausgefeilte Mordlust schwand dahin. Augenblicklich war ihm alles nur noch lästig – er knüllte ein Stück von Kunikos Unterwäsche zusammen und stopfte es ihr unsanft in den offen stehenden Mund.
    Plötzlich kam Kuniko wieder zu sich. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie sich um und versuchte verzweifelt zu begreifen, was mit ihr geschehen war.
    »Keinen Ton, kapiert?«, drohte er ihr mit leiser Stimme. Kuniko nickte aus Leibeskräften. Satake riss ihr das mit Speichelfäden durchzogene Stück Unterwäsche aus dem Mund.
    »Bitte, machen Sie mich los. Ich tue alles, was Sie wollen, aber machen Sie mich los, bitte!«, flehte Kuniko mit ersterbender Stimme. Aber Satake beachtete sie nicht, sondern legte das Bett unter ihren Hüften mit mehreren Lagen Plastikmüllbeutel der größten Größe aus. Das war seine Vorkehrung gegen mögliche Harn- oder Kotinkontinenz, denn er musste schließlich in dem Bett noch schlafen.
    »Was tun Sie da?« Hektisch wand Kuniko sich hin und her in dem Versuch, sich zu befreien.
    »Nichts. Halt still!«
    »Machen Sie mich los, bitte, hören Sie?« Kunikos kleine Augen füllten sich mit Tränen.

    »Yayoi hat ihren Mann umgebracht, oder?«, fragte Satake.
    Kuniko nickte bereitwillig: »Ja, das stimmt, so war es.«
    »Und seine Leiche habt ihr dann zu dritt, also Masako, du und diese alte Schachtel, Yoshië oder wie sie heißt, zerstückelt, was?«
    »Ja.«
    »Und Masako war eure Anführerin?«
    »Natürlich.«
    »Und wie viel habt ihr dafür von Yayoi bekommen?«
    »Je fünfhunderttausend.«
    Die paar Kröten! Satake musste lachen. Ein lächerliches, mickriges Hausfrauenverbrechen. Und deshalb war seine Vergangenheit bekannt geworden, deshalb hatte er alles verloren, was er sich aufgebaut hatte!
    »Und Masako? Hat sie auch fünfhunderttausend gekriegt?«
    »Nein, sie hat nichts gewollt.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil sie sich für was Besseres hält«, antwortete Kuniko wie aus der Pistole geschossen. Satake grinste grimmig über die treffenden Worte. Weil sie sich für was Besseres hält!
    »Wie sind sich Masako und Jūmonji über den Weg gelaufen?«
    Kuniko zögerte einen Moment. Sie schien kaum glauben zu können, dass Satake das alles wusste. »Sie kennen sich offenbar noch von früher.«
    »Hast du dir deshalb bei ihm Geld geliehen?«
    »Nein, das war Zufall.«
    »Die Geschichte klingt ja zu schön, um wahr zu sein!« Kuniko fing wieder zu weinen an. Satake hielt das für Tränen der Reue und verachtete sie dafür. »Das Weinen nützt dir jetzt auch nichts mehr – zu spät.«
    »Bitte, lassen Sie mich frei!«
    »Einen Moment. Wieso hat Jūmonji von dieser Sache erfahren?«
    »Weil ich es ihm verraten

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