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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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ihnen er beglücken sollte. Warum mochte Masako Katori nur so unwillig gewesen sein? Aber er hatte weder Zeit noch Lust, sich darüber großartig Gedanken zu machen.
     
    Es war kurz vor vier Uhr morgens. Jūmonji parkte seinen Maxima wie verabredet vor dem Hintereingang des Koganei-Parks.
    Jenseits der Leitplanke auf der einen Straßenseite lag der dunkle Park. Auf der anderen Seite der breiten Fahrbahn standen verschlafene Wohnhäuser mit fest verschlossenen Fensterläden; nichts regte sich, alles war totenstill. Es gab keine einzige Straßenlaterne in der Nähe, und in der ganzen stockdunklen Gegend war nicht das geringste Anzeichen von Leben zu spüren. Die Parkbäume wirkten wie ein finsterer Wald, und ihr Rauschen im Wind klang unheimlich. Um nicht hinsehen zu müssen, wandte Jūmonji sich ab. Da fiel ihm plötzlich wieder ein, dass doch Kuniko dort die Beutel mit den Leichenteilen weggeworfen hatte, und dieser Zufall gab ihm ein wenig zu denken.
    Ihm war kalt. Schniefend versuchte Jūmonji, sich das Jackett zuzuknöpfen, stellte aber fest, dass ein Knopf fehlte. Daran war nur dieses Weib schuld, mit dem er bis eben noch zusammen gewesen war, ärgerte er sich. Er hatte sie für eine waschechte Oberschülerin gehalten, bis sich herausstellte, dass sie schon einundzwanzig war. Sie hatte heimlich sein Jackett durchsucht, während
er im Bad gewesen war. Der Knopf musste abgegangen sein, als er es ihr wütend aus der Hand gerissen hatte.
    Eine Pechsträhne, schoss es ihm durch den Kopf, aber Jūmonji wischte den Gedanken hastig beiseite. In wenigen Minuten würde er drei Millionen Yen bar auf die Hand bekommen. Von Pech konnte also überhaupt keine Rede sein, bemühte er sich positiv zu denken, als er von rechts ein Auto auf sich zufahren hörte, dessen Scheinwerfer auch schon die Rücklichter seines Maxima anstrahlten.
    »Gut, dass du schon da bist.« Soga stieg aus dem schwarzen Gloria und hob die Hand zum Gruß. Es war noch weit vor Morgengrauen, aber er trug einen feinen Kamelhaarmantel und darunter einen schwarzen Anzug. Am Steuer des Gloria saß der blonde Jüngling; sein Kollege mit dem kahl geschorenen Schädel stieg kurz nach Soga aus und blieb ein paar Schritte hinter ihm stehen. Mit müdem Gesicht verbeugte er sich vor Jūmonji.
    »Danke, dass Sie extra hergekommen sind, Soga-san.«
    »Ich will wissen, mit wem wir es zu tun haben, deshalb schaue ich mir die Fresse dieses Kerls lieber mit eigenen Augen an.« Zitternd vor Kälte, schlug Soga den Mantelkragen hoch und steckte beide Hände in die Taschen.
    »Ja. Was mag das wohl für einer sein? Und wie mag die Fracht aussehen, die er dabeihat?«
    »Tja, ich weiß nicht recht«, murmelte Soga unsicher. »Er ist bereit, zehn Millionen auf den Tisch zu legen, da wird es wohl eine ziemliche Schweinerei sein.«
    »Da könnten Sie Recht haben.«
    »Willst du das Ding etwa da reintun?«, fragte Soga und zeigte auf den Maxima.
    »Nun ja...«
    »Da kann einem ja übel werden!« Soga verzog das Gesicht. Beim letzten Mal hatten der Blonde und der Glatzkopf ihm die Leiche und das Geld überbracht, Soga selbst hatte nur per Telefon die Anweisungen gegeben. Und dafür hatte er ganze zwei Millionen kassiert! Jūmonji reagierte ein wenig verstimmt.
    »Das gehört eben zu meiner Arbeit.«
    »Na, jetzt fühl dich doch nicht gleich auf den Schlips getreten«,
erwiderte Soga mit feinem Gespür und gab Jūmonji einen gönnerhaft-versöhnlichen Klaps auf die Schulter.
    In dem Moment bemerkten sie einen Kombiwagen, der mit zu hoch eingestelltem Abblendlicht aus der entgegengesetzten Richtung auf sie zusteuerte. Die blendenden Scheinwerfer rückten näher und näher. Im ersten Augenblick war Jūmonji zumute, als käme da ein Ungeheuer auf ihn zu.
    »Das ist er!« Soga nahm die Zigarette aus dem Mund, drückte sie an der Leitplanke aus und hielt die Kippe dem nervös wirkenden Blonden hin.
    Der nahm sie mit beiden Händen entgegen und fragte: »Was soll ich damit machen?«
    »Blödmann! Stell dir vor, man findet sie später hier! Friss sie doch auf!«
    »Ich soll sie aufessen?«
    »Wie kann man nur so bescheuert sein! Mach damit, was du willst!«
    Der Blonde stopfte die Kippe hastig in seine Jackentasche. Jūmonji schluckte. Von der Kälte spürte er nichts mehr.
    Der Kombi hielt direkt vor ihnen. Die grellen Scheinwerfer blieben an. Sie blendeten, so dass man das Nummernschild nicht lesen konnte. Die Fahrertür ging auf, und ein Mann stieg aus. Er war relativ groß,

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