Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
Schicksals, dass er nicht mehr imstande war, mit einer realen Frau zusammen zu sein. Er war impotent geworden. Es dauerte lange, bis er begriff, dass die mit dem Töten verbundene Ekstase so groß und so tief gewesen war, dass ihn dieses Erlebnis für immer verschlossen hatte.
An die eigenen Grenzen zu stoßen hatte nichts anderes zur Konsequenz, als die Träume wegzusperren. Nachdem er das erkannt hatte, achtete er peinlich darauf, dass die Versiegelung nur ja keine Risse bekam. Die damit verbundene Einsamkeit und Selbstbeherrschung konnte sich verständlicherweise niemand vorstellen. Nur: Die Frauen, die sein wahres Gesicht nicht kannten, lieferten sich ihm schutzlos aus, boten sich an, umwarben ihn. Deshalb waren sie, die das Siegel zu seinen Träumen nicht zu brechen vermochten, für ihn nichts weiter als niedliche Schoßtierchen.
Die einzige Frau, die ihn wirklich verstanden, die ihn in den Himmel und in die Hölle gebracht hatte, war die Frau, die er getötet hatte, das wusste er. Satake konnte nur noch in der Fantasie mit einer Frau verkehren, einen Rausch der Sinne würde er nicht mehr erleben. Und das war gut so. Einen Zuhälter, der seine Frauen besser behandelte als er, dürfte es kaum geben auf der Welt. Wer ahnte schon, dass auf dem Grunde seines Herzens das Gesicht einer Frau schlummerte, die er zu Tode gefoltert hatte. Das Gesicht einer Frau, die er nicht einmal gekannt hatte, der er damals zum ersten Mal begegnet war.
Aber das Leben konnte verflucht heimtückisch sein: Ein paar Worte von Anna hatten genügt, um den Deckel zum Höllenkessel seiner Seele einen Spalt von seinem Platz zu schieben, obwohl er keinerlei Neigung verspürte, ihn jemals wieder zu öffnen. Satake trat der Schweiß auf die Stirn, und er fuhr sich unauffällig mit der Hand darüber, damit Kunimatsu ihm nichts anmerkte.
Als er beim Friseurladen vorfuhr, um Anna abzuholen, wartete sie bereits draußen.
Er öffnete ihr die Beifahrertür und ließ sie einsteigen. Als er ihr frisch frisiertes Haar sah, das im Stil der siebziger Jahre hoch auftoupiert war, musste er lachen.
»Deine Frisur macht einen ja ganz nostalgisch. Als ich jung war, haben sich alle Frauen so zurechtgemacht!«
»Das muss ganz schön lange her sein.«
»Natürlich. Mehr als zwanzig Jahre. Da warst du noch gar nicht geboren.«
Satake sah Anna mit gesenkten Lidern an. Ein Wunder, dass so eine schöne Frau auf der Welt war und auch noch Köpfchen und Mut besaß. In letzter Zeit war auch noch der Stolz dazugekommen, die Beste zu sein, so dass sie bisweilen sogar eine unnahbare Würde ausstrahlte. Im Stillen bedauerte Satake die Männer regelrecht, die Anna verfallen waren.
Während der Fahrt blickte er zum Beifahrersitz auf die Spalte zwischen ihren straffen, von den engen Leggings umhüllten Schenkeln. Er konnte die sanfte und doch pralle Üppigkeit ihres festen Fleisches erahnen.
»Kümmere du dich nur darum, für immer so schön zu bleiben, ich werde dich schon beschützen!« Eine Bemerkung, die er in dem Bewusstsein machte, dass Schönheit vergänglich war und dass er sich eine neue Anna suchen würde, sobald sie älter geworden war.
»Ja? Dann schlaf doch einmal mit mir, O-nii-chan!« Ihr Tonfall war verführerisch, nicht scherzhaft. Satake wusste, dass er bei seinen Angestellten, die nichts von seiner Vergangenheit ahnten, hinter vorgehaltener Hand als eiserne Persönlichkeit galt.
»Das geht nicht, Anna-chan. Du bist meine kostbarste Ware.«
»Bin ich denn ein Ding?«
»Ja. Du bist wie ein wunderschöner Traum, ein Spielzeug.« Als er das Wort »Spielzeug« aussprach, tauchte wieder das Gesicht jener Frau vor ihm auf. Doch es verschwand sofort, als die Bremslichter des vor ihm fahrenden Autos seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. »Ein sehr teures Spielzeug, das nur für reiche Männer zu haben ist.«
»Und für den, in den ich mich verliebe!«
»Aber Anna, das wirst du doch nicht tun, oder?« Satake sah sie an und schaute in ein zu allem entschlossenes Gesicht.
»Doch.«
Anna griff nach seiner rechten Hand, die auf dem Lenkrad lag, und drückte sie sanft. Satake umschloss ihre Finger und führte sie auf ihre weichen Schenkel zurück. Nein, er hielt den schwarzen Dämon in seinem Inneren fest unter Verschluss und brauchte niemanden außer der Frau, die er umgebracht hatte. Seine jetzigen Freuden bestanden darin, sein hübsches Püppchen tanzen zu lassen, es noch schöner zu machen und den Männern anzubieten, die damit spielen wollten. Er
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