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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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ging zu dem Café, in dem er verabredet war.

    »Hier.« Kunimatsu, der bereits auf ihn wartete, hob an einem der hinteren Tische verhalten die Hand.
    »Danke für die Umstände.« Satake ließ sich in das weich gepolsterte Sofa sinken, während Kunimatsu, in Poloshirt und Golfhose, ihn höflich anlächelte. Er sah aus wie der Trainer aus einem Fitness-Club und war noch keine vierzig, hatte aber schon reichlich Erfahrung im Glücksspielgewerbe. Er hatte lange in einer Mah-Jongg-Höhle auf der Ginza assistiert, wo Satake ihn abgeworben hatte.
    »Also, was gibt’s?« Satake zündete sich eine Zigarette an und sah Kunimatsu in die Augen.
    »Ach, nichts Weltbewegendes, nur ein Gast, der mir Sorgen macht.«
    »Nun sagen Sie schon, worum es geht. Ist es ein Bulle?«
    Nägel, die herausstehen, werden eingeschlagen – das Sprichwort traf nirgends mehr zu als in diesem Geschäft. Man konnte nicht ausschließen, dass sich ein Polizist, dem die guten Umsätze des »Parco« zu Ohren gekommen waren, eingeschleust hatte, um Satake aus dem illegalen Glücksspielbetrieb einen Strick zu drehen.
    »Nein, nein, keine Sorge, das ist es nicht«, winkte Kunimatsu ab und ließ seine Hand mit den langen Fingern durch die Luft flattern. »Nur ein Gast, der so gut wie jede Nacht kommt und von einer Pechsträhne in die nächste stolpert.«
    »Es gibt niemanden, der jeden Tag Bakkarat spielt und gewinnt!« Satake, der das am eigenen Leibe erfahren hatte, lachte. Kunimatsu ließ sich davon anstecken und lachte ebenfalls, während er seinen Orangensaft mit dem Strohhalm umrührte. Beide tranken grundsätzlich keinen Alkohol. Satake nahm einen Schluck von dem Eiskaffee, den er bestellt hatte. »Wie viel hat er denn schon verloren?«
    »Mhm, in den letzten zwei Monaten vielleicht vier bis fünf Millionen. Das geht ja noch, im Vergleich zu den wirklich hoffnungslosen Fällen; da sind hundert Millionen weg wie nichts.«
    »Dann kann er ja bloß kleine Einsätze gemacht haben – das sind Peanuts. Und, was beunruhigt Sie daran so?«
    »Tja, also gestern Abend kam er plötzlich an und wollte, dass ich ihm den Einsatz vorstrecke.«

    In Satakes Bakkarat-Kasino war es grundsätzlich nicht üblich, Kredit einzuräumen. Ausnahmen wurden nur für gute Stammkunden gemacht, denen man schon einmal Beträge von ein paar hunderttausend Yen vorstreckte. Diese Praxis musste der Gast zufällig beobachtet haben.
    »Schmeißen Sie ihn raus!« Satake grinste höhnisch.
    »Das habe ich ja. Das heißt, ich bin noch höflich geblieben, aber unmissverständlich, und wenn er nicht ganz begriffsstutzig ist, dürfte er die Drohung verstanden haben. Er ist jedenfalls fluchend wie ein Rohrspatz abgezogen.«
    »Tja, nichts zu machen. Was ist er denn von Beruf?«
    »Ach, nur ein Angestellter, in irgend so einer kleinen Firma. Aber wenn das alles wäre, hätte ich Sie ja gar nicht erst belästigt, Satake-san. Doch vorhin habe ich mit der Mama-san telefoniert, weil ich mir schon dachte, dass es sich um denselben Typen handeln könnte, der im ›Mika‹ Ärger macht. Und tatsächlich, es ist der Mann, dem Sie dort heute Hausverbot erteilt haben!«
    »Ach,Yamamoto? Frauen und Geld!« Satake seufzte und drückte seine Zigarette aus. Es gab eine Menge Gäste, die wegen einer jungen, schönen, chinesischen Hostess den Kopf verloren. Doch sobald das Geld versiegte, war auch mit der Liebe Schluss. Dann hieß es, die Frau aufzugeben, aber offenbar hatte Yamamoto gehofft, das Geld für die Frau beim Bakkarat zu gewinnen. Oder er war entsetzt über die verbrauchte Summe und wollte sie sich beim Glücksspiel zurückholen. Wie dem auch war, er schien schon jedes Maß verloren zu haben. Hatte man diesen Punkt einmal überschritten, verlor sowohl die Frau als auch das Spiel den Charakter des Vergnügens und wurde bitterer Ernst. Dafür hatte Satake mehr Beispiele gesehen, als ihm lieb war. Yamamoto konnte für Anna und seine Geschäfte eine größere Gefahr bedeuten, als er gedacht hatte. Er begann sich Sorgen zu machen.
    »Deshalb habe ich mir überlegt, ob nicht Sie als Besitzer ein Wörtchen mit ihm wechseln könnten, falls er doch wieder erscheint.«
    »Ja, das wird das Beste sein. Rufen Sie mich an, wenn er auftauchen sollte. Ich bezweifle nur, ob Worte bei so einem genügen.«
    »Ach, das wird klappen, da habe ich keine Bedenken. Dem ersten
Anschein nach wirken Sie nämlich wie ein Yakuza. Der wird sich nicht noch einmal blicken lassen, verlassen Sie sich darauf!«
    Satake lachte nur

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