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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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kann ich dir flüstern. Und wenn herauskommt, dass Yama-chan ihn umgebracht hat, sind wir wegen Beihilfe dran!«
    Fassungslos, als wäre ihre Denktätigkeit vollends zum Erliegen gekommen, starrte Kuniko Masako an. Masako starrte zurück. »Begreifst du überhaupt, was das heißt? Selbst, wenn alles gut gehen sollte und man uns nicht auf die Schliche kommt – wenn sie Yayoi schnappen, könnt ihr das Geld abschreiben.«
    Endlich schienen Kunikos Gedanken den Anschluss zu finden.
    »Und das ist noch nicht alles: Du hast sie gezwungen, eine Bürgschaft für deine Schulden zu unterschreiben. Das wird ein weiteres Problem für dich werden. Ihr Ehemann ist zerstückelt worden. Du könntest also nicht nur wegen Beihilfe, sondern auch wegen Erpressung belangt werden.«
    »Wieso?«, schrie Kuniko. »Das ist nie meine Absicht gewesen!«
    »Ach, was du nicht sagst! Hast du sie etwa nicht erpresst?«
    »Ich habe schließlich auch meine Schwierigkeiten, ich wollte doch nur, dass sie mir ein bisschen aus der Patsche hilft! Ich habe ihr geholfen, und sie hilft mir, das darf ich doch wohl verlangen, nach allem, was ich für sie getan habe!« Kuniko echauffierte sich so sehr, dass ihr der Schweiß in Bächen die Wangen herunterlief. Masako blickte kühl in ihr zerlaufenes, schwammiges Gesicht. Was sie selbst jetzt am meisten fürchtete, war, dass dieser Geldverleiher kam, um abzukassieren, sobald Kenjis Versicherungssumme
ausgezahlt worden war. Der Mord dürfte solchen Leuten verhältnismäßig egal sein.
    »Du willst ihr geholfen haben? Dass ich nicht lache! Ihr einen Strick gedreht, das hast du!« Masako streckte die Hand aus. »Wo hast du den Bürgschaftsvertrag? Hol ihn her und zeig ihn mir!«
    »Ich hab ihn gerade abgegeben.« Kuniko schaute nervös auf ihre Armbanduhr.
    »Wo?«
    »Bei dem Geldverleih am Bahnhof. Die Firma nennt sich ›Verbraucherzentrum Million‹.«
    »Ein Kredithai also. Ruf sofort dort an, und verlang den Vertrag zurück!«, befahl Masako streng, und Kuniko bekam ein weinerliches Gesicht.
    »Das geht doch nicht, unmöglich!«
    »Stell dich nicht so an! Je länger du wartest, desto schwieriger wird alles. Wenn morgen der Riesenaufstand losgeht, wird der Geldverleiher sofort bei Yama-chan herumschnüffeln!«
    »Na gut.« Kuniko holte umständlich die Visitenkarte aus ihrer Handtasche und griff nach ihrem schnurlosen Telefon, das mit lauter kindischen Stickern beklebt war.
    »Jōnouchi hier. Bitte, könnten Sie mir den Vertrag noch einmal zurückgeben, den ich Ihnen eben vorbeigebracht habe?«
    Offensichtlich lehnte der Geldverleiher ihr Anliegen rundheraus ab. Kunikos Tonfall wurde immer flehentlicher, aber damit erreichte sie nichts, das Gespräch schien ihr immer mehr zu entgleiten.
    Masako legte die Hand auf die Sprechmuschel und befahl: »Sag, dass wir sofort bei ihnen vorbeikommen und sie auf uns warten sollen!«
    Danach ließ Kuniko sich auf den Boden sinken, als versagten ihr die Beine. »Muss ich denn mitgehen?«
    »Natürlich!«
    »Warum?«
    »Weil du an allem schuld bist!«
    »Wieso, hab ich ihn etwa zerstückelt?«
    »Halt den Mund!«, fuhr Masako sie an, während sie mit dem Impuls kämpfte, ihr rechts und links eine zu scheuern. Kuniko verzog das Gesicht zum Weinen.

    »Wie viel hast du dir da geliehen?«
    »Diesmal fünfhunderttausend.«
    Wahrscheinlich die übliche Masche: Erst hatte man ihr dreihunderttausend geliehen, das Rückzahlungsverhalten beobachtet und ihr dann noch einmal fünfhunderttausend zur Verfügung gestellt. Kuniko, die bis zum Hals in Bankschulden steckte, war leicht zu durchschauen: Sie hatten sicher längst Wind davon bekommen, dass sie nur noch die monatlichen Zinsen zahlen konnte.
    »Dafür muss man keinen Bürgen beibringen. Die haben dich übers Ohr gehauen!«
    Kuniko sah Masako groß an und klagte: »Aber er hat gesagt, wenn ich keinen Bürgen beschaffe, muss ich die ganze Summe sofort zurückzahlen!«
    »Du bist einem Betrüger auf den Leim gegangen!«
    Kuniko schüttelte ungläubig den Kopf: »So hat er aber gar nicht ausgesehen. Er war freundlich, ein richtiger Gentleman. Überhaupt kein Yakuza-Typ. Heute hat er sich sogar überschwänglich für meine Mühe bedankt.«
    »Er passt sein Verhalten natürlich den Opfern an! Es wird ihm wohl nicht verborgen geblieben sein, dass du auf so was abfährst.« Masako war es leid. Sie hätte schreien können angesichts dieser grenzenlosen Dummheit.
    Offenbar hatte sie Kuniko nun auf die Palme gebracht, denn sie giftete: »Du

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