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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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zu Masako herüber, als könnte sie es kaum fassen, den Bürgschaftsvertrag tatsächlich zurückbekommen zu haben.
    »Wir gehen!« Masako drängte zum Aufbruch. Da rief Jūmonji ihr hinterher: »Jetzt weiß ich wieder: Sie sind doch Frau Katori, nicht wahr?«
    Masako drehte sich um. Plötzlich tauchte Jūmonji, so, wie er früher ausgesehen hatte, vor ihrem inneren Auge auf: ein Halbstarker
vom Typ angehender Yakuza mit ausrasierten Brauen. Natürlich, das war der Kerl, der für ihre frühere Firma im Untervertrag über ein Inkassobüro säumige Schulden eingetrieben hatte. An seinen gewöhnlichen Namen konnte sie sich nicht mehr erinnern, Jūmonji hatte er damals jedenfalls nicht geheißen, einzig der Blick, der sich je nach Gegenüber laufend verändern konnte, war derselbe geblieben. »Ach... Ihr Name hat sich geändert, deshalb habe ich Sie nicht gleich erkannt.«
    Jūmonji lachte verschmitzt: »Katori-san! Kein Wunder, mit Ihnen habe ich es ja noch nie aufnehmen können!«
     
    »Woher kennst du den denn?«
    Kuniko, die vor ihr die Treppe hinuntergegangen war, drehte sich um und schaute sie an, als wäre sie fast geplatzt, bis sie ihr endlich diese Frage stellen konnte.
    »Aus der Firma, in der ich früher gearbeitet habe. Wir hatten öfter mit ihm zu tun.«
    »Und was hast du da gemacht?«
    »Finanzierung.«
    »Verbraucherkredite und so?«
    Masako sagte nichts weiter. Kuniko schaute sie noch eine Weile an; dann machte sie sich mit schnellen Schritten und vorgerecktem Hals davon, als wollte sie aus diesem verlassenen, inzwischen völlig dunklen Viertel fliehen.
    Masako hingegen, die so unvermutet einem alten Bekannten begegnet war, kam sich wie gefangen vor in dieser staubigen Hintergassenfinsternis. Was wartete da draußen noch auf sie? Auf einmal packte sie die Angst und trieb sie in die entgegengesetzte Richtung, immer weiter in die engen, schmuddeligen Straßen des Bahnhofsviertels hinein. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle hingehockt und die Arme um den Kopf geschlagen. Denn ein Heim gab es nicht mehr für sie, keinen Ort, an den sie hätte zurückkehren können.

3
    Wieso konnte sie im Traum mit ihm reden, obwohl sie doch wusste, dass er tot war?
    Sie lag in seichtem Schlaf und träumte, sie sähe ihren verstorbenen
Vater im Garten stehen und auf den schrecklich kahlen Rasen blicken. Ihr Vater, der diese Welt wegen einer bösartigen Geschwulst am Unterkiefer hatte verlassen müssen, stand einfach so da, verloren unter bewölktem Himmel, bekleidet mit dem Yukata, den er im Krankenhaus immer getragen hatte. Da bemerkte er Masako auf der Veranda, und seine durch die vielen Operationen verzogenen Wangen entspannten sich.
    »Was machst du da?«
    »Ich wollte mir ein bisschen die Füße vertreten.«
    Im Traum sprach ihr Vater ganz klar und deutlich, obwohl er doch kaum mehr ein verständliches Wort hatte herausbringen können, als es mit ihm zu Ende gegangen war.
    »Aber es kommen doch gleich Gäste!«
    Was für Gäste das waren, wusste Masako nicht, aber sie lief schon die ganze Zeit geschäftig im Haus herum, um alles für ihren Empfang vorzubereiten. Der Garten war der des alten Holzhauses in Hachiōji, in dem ihre Eltern zur Miete gewohnt hatten, doch das Haus war seltsamerweise ihr eigenes, Yoshikis und Masakos neues Eigenheim. Außerdem hing der noch kleine Nobuki an ihrem Hosenbein.
    »Dann musst du vorher aber unbedingt das Bad putzen«, hörte sie ihren Vater besorgt sagen, und Masako bebte innerlich. Denn das Bad war übersät mit Kenjis Haaren. Wieso wusste ihr Vater davon? Bestimmt, weil er auch tot war. Die Begründung überzeugte Masako im Traum. Sie schüttelte Nobukis kleine Hand ab und begann, sich wie verrückt zu rechtfertigen. Da kam der Vater auf seinen staksigen, bis auf die Knochen abgemagerten Beinen auf sie zu. Sein Blick war leer, das Gesicht bläulich dunkel verfärbt. Es war sein Totengesicht.
    »Lass mich sterben, Masako!«, hörte sie seine Stimme nun dicht an ihrem Ohr. Vor Schreck riss Masako die Augen auf.
    Er hatte nicht mehr sprechen und keinen Bissen mehr essen können, aber diese Worte hatte er ihr, als die Schmerzen am Ende unerträglich wurden, deutlich zu verstehen gegeben. Seine Stimme, die in den Tiefen der Erinnerung verschwunden gewesen war, nun wieder lebensecht an ihrem Ohr zu hören, ließ Masako vor Furcht zittern, als wäre sie einem Geist begegnet.

    »He, Masako!«
    Yoshiki stand neben ihrem Bett. Normalerweise kam er nicht ins Schlafzimmer,

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