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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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Tempel. Als aber die Hohepriester sahen, dass Affrodosius mit seinem ganzen Heer zum Tempel ging, erwarteten sie, sogleich seine Rache an jenen zu erleben, um derentwillen die Götzenbilder zerbrochen waren.
Affrodosius aber betrat den Tempel, und als er alle Statuen in Stücken auf dem Boden liegen sah, ging er zur seligen Maria, die den Herrn an ihrem Busen trug, betete diesen an und sprach zu seinem ganzen Heer und all seinen Freunden: „Wäre dieser nicht der Gott unserer Götter, wären unsere Götter gewiss nicht vor ihm auf ihr Gesicht gefallen und würden nicht in seiner Anwesenheit dahingestreckt daliegen. Vielmehr bekennen sie sich auf diese Weise stillschweigend zu ihm als ihrem Herrn.
Wenn wir aber nicht weise genug sind, all das zu tun, was wir unsere Götter haben tun sehen, laufen wir womöglich Gefahr, ihn gegen uns aufzubringen und dem Verderben anheimzufallen, wie der Pharao, der König der Ägypter, der mit seinem ganzen Heer im Meer ertrunken ist, weil er solch großen Wundern keinen Glauben geschenkt hat.“ Da glaubte das ganze Volk von Sotinen an Gott, den Herrn, durch Jesus Christus. (Nach: Schindler)

Bartholomäusevangelium
    Einer völlig anderen Thematik widmet sich das Bartholomäusevangelium, mit dem der Streifzug durch die wirkungsvollsten Apokryphen abgerundet werden soll.
    In dieser Schrift und in zahlreichen abhängigen wie etwa dem Nikodemusevangelium wird das Geschehen nach der Passion Christi dargestellt – auf überaus originelle Art, in der alte Glaubensvorstellungen der Ostkirche tradiert werden: Jesus fährt zur Hölle.
    Die folgenden Auszüge lehnen sich an die Fassung von Felix Scheidweiler in Schneemelcher I an.
    1 In der Zeit vor der Passion unseres Herrn Jesus Christus waren einmal alle Apostel versammelt. Sie fragten ihn: „Herr, offenbare uns die himmlischen Geheimnisse!“ Jesus aber erwiderte: „Ehe ich diesen Körper nicht abgelegt habe, vermag ich euch nichts kundzutun.“
Nachdem er aber gelitten hatte und auferstanden war, wagten die Apostel in seiner Anwesenheit nicht mehr zu fragen, weil sein Anblick sich verändert hatte und nun die Fülle seiner Göttlichkeit offenbarte. Bartholomäus jedoch trat an ihn heran und sagte: „Herr, ich möchte mit dir sprechen.“ Jesus sprach: „Liebster Bartholomäus, ich weiß, was du im Sinn hast. Stelle deine Fragen und ich werde dir auf alles Antwort geben. Selbst was du nicht zur Sprache bringst, werde ich dir offenbaren.“
Einzig Bartholomäus ist mutig genug, den Auferstandenen anzusprechen.
    Da sagte Bartholomäus: „Herr, als du gingst, um dich ans Kreuz hängen zu lassen, bin ich dir von weitem gefolgt und sah es mit an und sah, wie die Engel vom Himmel herabstiegen und dich anbeteten. Und als die Finsternis kam, schaute ich wieder hin und sah, dass du vom Kreuz verschwunden warst; nur deine Stimme vernahm ich noch aus der Unterwelt und wie dort ein großes Heulen und Zähneknirschen anhob. Offenbare mir, Herr, wohin du vom Kreuz gegangen bist.“
Da antwortete Jesus: „Gesegnet bist du, Bartholomäus, mein Geliebter, weil du dies Geheimnis geschaut hast. Und jetzt werde ich dir alles, wonach du mich fragst, kundtun. Als ich nämlich vom Kreuze verschwand, da fuhr ich hinab in die Unterwelt, um den Adam und alle Patriarchen, den Abraham, den Isaak und den Jakob, von dort herauszuführen. Der Erzengel Michael hatte mich dazu aufgefordert.“

    Anastasis (Abstieg in die Hölle) Christi; Fresko in der Chorakirche in Istanbul, um 1320. Christus holt Adam und Eva aus dem Hades.
    „Als ich nun mit meinen Engeln in die Unterwelt hinabstieg, um die eisernen Riegel zu zermalmen und die Pforten der Hölle aufzubrechen, da sprach Hades zum Teufel: ,Ich sehe, Gott ist auf die Erde herabgestiegen.‘ Und die Engel riefen den Herrschenden zu: ,Fürsten, öffnet eure Tore, denn der König der Herrlichkeit ist in die Unterwelt herabgestiegen.‘ Hades fragte hierauf: ,Wer ist dieser König der Herrlichkeit, der zu uns herabgestiegen ist?‘
Als ich aber 500 Stufen hinabgestiegen war, begann Hades gewaltig zu zittern, und er sagte: ,Ich glaube, Gott ist herabgestiegen. Sein gewaltiger Atem umweht mich. Ich kann es mit ihm nicht aufnehmen.‘ Der Teufel aber sagte ihm: ,Ergib dich nicht, sondern rüste dich! Gott ist nicht herabgekommen.‘ Als ich aber die nächsten 500 Stufen herabgestiegen war, riefen die starken Engel erneut: ,Öffnet euch, Pforten eures Fürsten! Weitet euch, ihr Torflügel! Denn sehet, der König der

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