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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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Herrlichkeit ist herabgestiegen.‘ Und wiederum sagte Hades: ,Wehe mir! Ich kann den Atem Gottes spüren. Und du behauptest, Gott sei nicht auf die Erde herabgestiegen.‘ Beelzebub entgegnete: ,Was fürchtest du dich? Es ist ein Prophet, und du behauptest, es sei Gott. Der Prophet hat sich Gott gleich gemacht. Wir wollen ihn ergreifen und zu jenen stecken, die glauben, in den Himmel aufzusteigen.‘
Hades fragte: ,Welcher der Propheten ist es? Ist es Henoch, der Gerechte? Aber Gott hat ihm verboten, vor dem Ende der 6000 Jahre auf die Erde herabzusteigen. Ist es Elias, der Rächer? Aber auch er kommt vor dem Ende nicht herab. Was bleibt mir zu tun, da es das Verderben Gottes ist? Schon ist das Ende da.‘
Als aber der Teufel erkannt hatte, dass das Wort des Vaters auf die Erde herabkam, sagte er: ,Fürchte dich nicht, Hades; wir wollen unsere Tore fest machen und stark unsere Riegel. Denn nicht Gott selbst kommt auf die Erde herab.‘ Hades antwortete: ,Wo verbergen wir uns vor dem Angesicht Gottes, des großen Königs? Lass mich, widersetze dich mir nicht, denn ich bin vor dir erschaffen worden.‘
Und dann zermalmten die eisernen Tore und die ehernen Riegel zerbrachen. Und ich trat ein und ergriff ihn und ließ ihn auspeitschen und legte ihn in unlösbare Ketten. Und ich führte alle Patriarchen aus der Unterwelt hinaus und kehrte zum Kreuz zurück.“

    Die Pforten der Hölle, Auguste Rodin, nach 1917. Kunsthaus Zürich, Foto: Roland zh, CC 3.0.
    Das Bartholomäusevangelium führt die weiteren fantastischen Ereignisse aus: So weigert sich der Erzengel Michael zunächst, mit Jesus zum Himmel aufzusteigen, erhält dann aber den direkten Befehl. Davor schlägt er allerdings mit seinem kilometerlangen Flammenschwert den Vorhang des Tempels in Jerusalem entzwei, um die Juden an das Verbrechen der Kreuzigung zu erinnern. Etwas später fragt Bartholomäus nach der Zahl der Seelen, die jeden Tag die Welt verlassen, und Jesus gibt die Auskunft: 30.000. Und nur drei davon fänden den Weg ins Paradies.

    Ausschnitt aus Michelangelos Fresko "Das jüngste Gericht" in der Sixtinischen Kapelle: Der Apostel Bartholomäus mit seiner eigenen abgezogenen Haut. Dieses Martyrium hatte er zu erdulden, bevor er am Kreuz von seinem Leiden erlöst wurde.
    Die Fantasie des Verfassers wird immer überschäumender. Er lässt Maria berichten, wie es überhaupt möglich gewesen sei, den Herrn zu gebären. Dazu muss sie von vier Aposteln festgehalten werden, um nicht zu zerreißen, doch auch so ist es schlimm genug: Bei der Rede schlagen Flammen aus ihrem Mund und drohen die Welt zu verschlingen. Jesus kann aber rechtzeitig einschreiten.
Dann wollen die Apostel den „Abgrund“ sehen und der Herr rollt die Erde auf „wie eine Papyrusrolle“, um das zu ermöglichen. Immer wieder übernimmt Bartholomäus die Rolle des forschen, unerschrockenen Jüngers, der an den Jesusgott herantritt. So auch bei der Frage nach dem Widersacher der Menschen. Jesus zeigt ihn ihnen:
    Da wurde die Erde erschüttert und Beliar kam herauf, gehalten von 660 Engeln und mit feurigen Ketten gebunden. Er war 1.600 Ellen hoch und 40 Ellen breit. Seine Fratze war wie ein feuriger Blitz, seine Augen aber wie Funken und aus seinen Nüstern drang ein stinkender Rauch. Sein Mund war wie ein Felsspalt und ein einziger Flügel war 80 Ellen lang.
    Die seltsamen Proportionen – der Körper ist vierzigmal so lang wie breit, Beliar ist also ein Strich in der Landschaft mit Stummelflügelchen – sollen hier nicht weiter diskutiert werden. Über die Schwächen der alten Autoren wurde ja schon viel gesagt, außerdem variieren diese Zahlenangaben in den unterschiedlichsten erhaltenen Bartholomäustexten sehr stark. Beliar legt jedenfalls eine umfangreiche Beichte ab, während Bartholomäus seinen Fuß auf seinen Nacken gestellt hat und ihn in die Erde drückt, und berichtet von den unzähligen Verführungen, mit denen gefallene Engel auf die Jagd nach Menschenseelen gehen – Trunksucht, Gelächter (!), Verleumdung, Vergnügungen, Hurerei und dergleichen mehr.
"Beliar" leitet sich von Ba'al ab, wie der regionale Götterchef vor dem Christentum genannt wurde. Daraus wurde ein christliches Synonym für das Böse selbst.
    Gegen Ende erfahren wir, dass „Heuchelei und Verleumdung“ die schwerste aller Sünden sei, denn bei ihr handele es sich um die einzige Verfehlung, für die es keine Vergebung gäbe, die Sünde wider den Heiligen Geist. (Nachzulesen auch im Matthäusevangelium,

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