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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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gewinnbringende Ordnung oktroyieren zu können.
    Nachdem er dreißig Minuten gespielt hatte, verschob sich die Anordnung der sechs Pakete in dem Schlitten ein wenig zu Lamars Gunsten: ein leichter Überschuss an Assen und Bildkarten und auffallend wenige Fünfer und Sechser, aber immer noch von reiner Willkür beherrscht. Er konnte noch keine aggressiven Einsätze rechtfertigen.
    Dann passierte etwas Seltsames: Eine Serie von tollkühnen Kartenkäufen ließ Lamar einen flüchtigen Blick auf die unheimliche Natur der Realität erhaschen, auf eine verborgene und mysteriöse Ordnung.
    Der Croupier zeigte eine Königin über seiner verdeckten Karte. Lamar hatte eine Zehn und eine Sechs, zog eine Fünf dazu und schlug den Croupier um einen Punkt.
    Beim nächsten Coup bekam er eine Drei und eine Sieben und der Croupier zeigte eine Sechs. Er verdoppelte, bekam aber nur eine Zwei. Der Croupier deckte sechzehn Punkte auf – und zog eine Sechs und hatte somit überkauft.
    Jetzt hatte der Croupier ein Ass aufgedeckt. Lamar besaß eine Vier und eine Drei. Er bekam noch eine Vier. Dann eine Zwei. Noch eine Zwei. Dann eine Sechs. Die einundzwanzig Punkte, die er am Schluss hatte, schlugen den Croupier, der unter seinem Ass eine verdeckte Neun hatte.
    Keiner dieser drei Gewinne hatte auch nur das Geringste mit Kartenzählen zu tun, und selbst der paranoideste Casino-Boss hätte darin nichts anderes als Glück gesehen.
    Da er nicht an Glück glaubte, deutete Lamar es stattdessen als eines dieser eigentümlichen Muster, die ein Ausdruck von versteckter Ordnung unter der Zufälligkeit – unter dem Chaos – jedes Kartenspiels waren. Diese Phase des Musters, die günstig für ihn war, war eine Welle, die sich für müheloses Surfen anbot. Bis sie ihren vorteilhaften Charakter verlor, sollte er sie reiten.
    Er gewann neun weitere Coups hintereinander, verlor mit zwei Blättern und gewann dann weitere acht mit so unwahrscheinlichen Kartenkombinationen, dass das Zählen von Bildkarten und Assen keinerlei Auswirkungen auf seine Glückssträhne gehabt haben konnte.
    Manchmal vermag sich die Macht einer verborgenen Ordnung durch ihre Muster so deutlich in einem System zeigen, dass ihre exakten Mechanismen in die Reichweite des Theoretikers zu rücken scheinen – bis das Chaos wieder einsetzt. Selbst dann, wenn Lamar irrational spielte und zwei Vieren teilte, als der Croupier eine Bildkarte zeigte, gewann er. Als der Croupier ein Ass zeigte, verdoppelte Lamar auf eine Acht – und gewann.
    Nachdem er drei Blätter hintereinander verloren hatte, beschlich ihn der Verdacht, das Muster unter dem scheinbaren Chaos der Karten begünstige ihn nicht mehr. Daher bat er darum, seine Gewinne in Jetons von höherem Wert einzutauschen, damit er sie leichter tragen konnte. Sein Einsatz von tausend Dollar war auf neunzehntausend angewachsen.
    Am Kassenschalter tauschte er zwei Jetons in Papiergeld ein. Nach den beiden Casinos hatte er vierhundert für die Nacht rausgeholt. Er hatte die Absicht, die übrigen siebzehntausend in Jetons wegzugeben, bevor er das Gebäude verließ.

13
    Während er das Haus gemeinsam mit Grady von unten bis oben durchsuchte, ging Merlin so unauffällig vor wie ein aufgeregtes Pony. Sie fanden keinen Eindringling.
    Was auch immer es war, das Gradys Abendessen aufgefressen hatte – dieses Geschöpf, das die drei gebratenen Hühnerbrüste und die Pfanne vom Ofen mitgenommen hatte –, hinterließ keinen Hinweis darauf, dass es sich weiter als in die Küche gewagt hatte.
    Bevor er ins Erdgeschoss zurückkehrte, schaltete Grady in einem Zimmer nach dem anderen die Lichter aus. In der Dunkelheit zog er die Vorhänge, die geschlossen waren, auf und die Jalousien, die heruntergelassen waren, hoch.
    Als er wieder unten war, sorgte er dafür, dass er aus allen Fenstern einen gleichermaßen ungehinderten Ausblick hatte.
    In der Küche spülte er das Geschirr vom Abendessen. Er kochte eine Kanne Kaffee, füllte ihn in eine Thermosflasche um und stellte sie auf den Tisch in der Essecke. Daneben stellte er einen Kaffeebecher.
    Merlin sah ihm zu, als würde er Zeuge eines bedeutsamen, feierlichen Rituals.
    Nur zwei Stühle standen am Tisch, an den gegenüberliegenden Enden des Fensters mit Blick auf die Terrasse.
    Grady rücke einen der Stühle so, dass er dem Fenster
auf der anderen Seite des Tisches gegenüberstand. Er schaltete die Lichter aus und setzte sich im Dunkeln auf den Stuhl. Der Duft von starkem Kaffee hing noch in der Luft,

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