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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Tage, die in der Einfahrt verstreut lagen, einen Hinweis darauf gaben,
dass er nicht Gefahr laufen würde, einem Hausbesitzer von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
    Wenn er allein durch einsame Straßen lief und ein geeignetes Opfer fand, raubte er es mit vorgehaltener Waffe aus. Toms Gesicht und die Pistole verwandelten sogar kräftige junge Männer umständehalber in Pazifisten.
    Die Waffe war nicht geladen. Dazu traute er sich selbst nicht genug über den Weg.
    Er machte sich nie Sorgen, dass er sich in einem Anfall von rasendem Selbsthass umbringen könnte. Ein Selbstmord erforderte entweder mehr Mut, als er besaß, oder größere Verzweiflung als die, die ihn plagte.
    Sein Hass richtete sich nach innen, seine Wut nach außen. Mit einer geladenen Waffe würde er früher oder später jemanden töten.
    Aus Erfahrung wusste er, dass ein Laster, dem er einmal frönte, schnell zur Gewohnheit wurde. Und anschließend zur Besessenheit. Mord würde ihn ebenso süchtig machen wie Tequila oder Gras oder die anderen Drogen, die er so unbesonnen konsumierte, wenn er sie sich beschaffen konnte.
    Er war vieles, und nichts davon war gut. Ihm graute davor, auch noch Mörder auf die Liste der Wörter zu setzen, die auf ihn zutrafen.
    Als er das Sandwich aß, kehrten seine Gedanken mehr als einmal zu dem Vorfall auf dem Parkplatz über der Klippe zurück.
    Anfangs war er erstaunt gewesen. Aus dem Erstaunen war ein regelrechter Schock geworden, der ihn bestürzt und emotional betäubt zurückließ. Auf der Wanderung
von seiner Höhle zur Stadt war diese Taubheit einem schleichenden Unbehagen gewichen.
    Während er den Verkehr beobachtete, der vorbeiflutete, sah Tom einen Aufkleber auf einer Stoßstange, der verkündete: ICH BREMSE PLÖTZLICH, DENN IHR KÖNNT MICH MAL.
    Auf der anderen Straßenseite lief in einem Multiplex-Kino ein Film über das Ende der Welt.
    In der Erinnerung hörte er ein Fragment dessen, was zu der Zeit eine unaufhörliche Auseinandersetzung gewesen zu sein schien, ein Konflikt ohne Ende.
    »Warum tust du das, Tommy?«
    »Weil ihr mich alle mal könnt.«
    »Du wirfst dein Leben weg. Deine Zukunft.«
    »Es gibt keine Zukunft. Es ist das Ende der Welt.«
    »Es ist nicht das Ende der Welt.«
    »Arschlöcher wie du sind es, die sie zerstören.«
    »Wie kannst du so mit mir reden?«
    »Wie kannst du der Scheißkerl sein, der du bist?«
    Die launische Brise wehte ihm einen Handzettel vor die Füße. Im fahlen Schein der Laterne sah er, dass es eine Werbung für ein Restaurant namens Magic Pizza war.
    Nachdem er einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, trug er den Handzettel, die Verpackung des Sandwichs, die leere Kartoffelchipstüte und die halbleere Flasche Coke zum nächsten Abfalleimer und warf alles weg.
    Er brauchte einen ordentlichen Joint. Die Polizei war tolerant, wenn man Gras diskret rauchte. Er zog die Dose
mit den Selbstgedrehten aus seinem Rucksack, fischte einen Joint heraus und packte die Dose wieder weg.
    Tiefer im Park fand er eine einsame Bank.
    Er hatte ein Butangasfeuerzeug. Er ließ es aufflammen, aber er zündete den Joint nicht an.
    Wenn er einen rauchte, würde er einen zweiten rauchen, vielleicht auch einen dritten. Den Geschmack des Grases würde er mit Tequila runterspülen. Am Morgen würde er hinter dichten Sträuchern wach werden, mit verkrustetem Schmutz in den Bartstoppeln und mit Spinnen im Haar.
    Das schleichende Unbehagen, das der Vorfall auf der Klippe ausgelöst hatte, wuchs sich zu einer motivierenden Sorge aus.
    Er steckte das Feuerzeug wieder weg. Statt den Joint zu den anderen in der Dose zu packen, zerkrümelte er ihn zwischen seinen Fingern und verstreute die Füllung im Windhauch.
    Dieses Verhalten überraschte ihn selbst so sehr, dass er einen Moment lang mit seinen Fingern die Krümel in der Luft zu fangen versuchte, die er gerade erst weggeworfen hatte.
    Schon jetzt verdichtete sich das Unbehagen, das sich zur Sorge ausgewachsen hatte, zu massivem Grauen.
    Während er auf der ersten Bank ein spätes Abendessen eingenommen hatte, hatte er Zeichen erhalten, aus denen er ableitete, wohin er gehen musste. Er fürchtete, ihm würde die Zeit ausgehen, um das zu tun, was er tun musste.
    Die Vorstellung, drei Stunden in einem Bus zu sitzen, schreckte ihn ab. Wenn die Last des Grauens zu schwer
wurde, würde er sich in einem Bus geradezu niedergedrückt fühlen. Die Klaustrophobie würde ihn überwältigen.
    Seine Intuition sagte ihm, er solle die Reise zu Fuß

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