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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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du nicht gesagt, sie würden hier einziehen?«
    »Das tun sie auch. Ich bin mir meiner Sache ziemlich sicher. Aber nur für alle Fälle.«
    Grady deutete auf die Digitalkamera auf dem Küchentisch und sagte: »Ich habe einen Haufen Bilder gemacht, bevor du gekommen bist.«
    »Bist du sicher, dass sie scharf sind?«
    »Ja. Ich habe sie mir angesehen. Sie sind prima. Aber du hast ihre Augen noch nicht im Dunkeln gesehen. Ich möchte, dass du vor ihnen zur Tür hinausschlüpfst, auf den Rasen gehst und sie beobachtest, wenn sie auf dich zukommen.«
    Als ihm befohlen wurde, sich hinzusetzen und sitzen zu bleiben, gehorchte der Wolfshund, wenn auch murrend.
    Als verstünden sie, was er von ihnen wollte, aber wahrscheinlich
eher, weil sie dem Beispiel des Hundes folgten, setzten sich Puzzle und Riddle zu beiden Seiten ihres neuen Spielkameraden hin.
    Grady ließ Cammy raus und schloss die Glastür. Er sah ihr nach, wie sie die Stufen hinunterstieg, die von der Veranda zum Rasen führten. Sie ging in den Garten, wandte sich zum Haus um und kniete sich ins Gras.
    »Dann mal los, ihr Rasselbande. Das ist eure letzte Gelegenheit vor dem Morgen.«
    Als Grady die Tür öffnete und Merlin hinausließ, rasten der Wolfshund und die beiden anderen aus dem Haus.
    Grady trat rechtzeitig auf die Veranda, um zu sehen, wie der Hund an Cammy vorbeisprang, als ihr der spektakuläre Anblick der Wesen mit ihren Lampionaugen, die ihre Farbe veränderten, einen unartikulierten Ausruf der Verwunderung entlockte.
    Puzzle und Riddle tollten einen Moment lang um sie herum und gaben ihr Gelegenheit, sie zu bewundern, doch dann liefen sie hinter Merlin her und erreichten die Stelle, wo der Garten an die Wiese grenzte.
    Cammy blieb auf ihren Knien und sagte: »O mein Gott. Grady. O mein Gott. Ihre Augen! «
    Sie lachte so fröhlich, dass es wie das Lachen eines kleinen Mädchens klang. Grady setzte sich auf eine der Stufen zur Veranda und grinste sie an.
    Als die Tiere ihr Geschäft erledigt hatten und zurückkehrten, setzte sich Merlin neben seinen Herrn, doch Puzzle und Riddle waren zum Spielen aufgelegt und schlossen sich wieder Cammy an. Sie liefen um sie herum und krabbelten übereinander. Sie schienen zu verstehen,
dass sie bezaubert von ihnen war, und ihre Bewunderung zu genießen.
    Die Augen der beiden hatten einen solchen Glanz, als spiegelten sie die Erinnerung an das spektakulärste Nordlicht wider, das jemals den nördlichen Himmel geziert hatte.
    Grady hatte Cammy noch nie so fröhlich lachen sehen. Ihm war es immer so vorgekommen, als hüte sie sich davor, sich rückhaltlos für etwas zu begeistern.
    Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, war wie eine Villa, deren Zustand sich zwischen Pracht und Baufälligkeit bewegte, und sogar in einem grandiosen Palast gab es manchmal ein Zimmer, in dem kein anderer als der Eigentümer selbst jemals willkommen sein würde. Cammys Herz umfasste mehr als nur ein verbotenes Zimmer, es gab darin einen ganzen Flügel mit geschlossenen Türen, bei denen Riegel aus Schuldbewusstsein oder Kummer oder auch aus einer Kombination von beidem vorgeschoben waren. Grady ahnte, dass sie nicht einmal sich selbst zutraute, sie zu öffnen und Licht hineinzulassen.
    Trotzdem war sie seine beste Freundin. Nie hatte er bei ihr erlebt, dass sie log oder etwas verschwieg, um ihn zu täuschen, noch nicht einmal, dass sie einen Sachverhalt geschickt beschönigte, um besser dazustehen. Teile ihres Lebens waren ausgeklammert, aber nicht etwa, um jemanden zu täuschen, sondern weil sie die Architektur dieser Räume, ob zu Recht oder zu Unrecht, für so unvereinbar mit dem Entwurf des restlichen Gebäudes hielt, dass sie zu einem Verständnis des gesamten Bauwerks nichts beitragen konnten.
    Grady schätzte ihr Urteilsvermögen, bewunderte ihre Hingabe an Tiere, respektierte ihren Anspruch als Tierärztin, war sehr angetan von ihrer Güte und ahnte, dass sie auf grausame Erlebnisse zurückging. Er liebte sie, denn in dieser Welt von Meckerern und Jammerlappen und selbst ernannten Märtyrern klagte Cammy Rivers nie und stellte sich auch nicht als Opfer dar, obwohl Grady vermutete, dass sie dazu mehr Grund hatte als die meisten anderen.
    Cammy in der Nacht, auf dem Rasen, wie sie mit Puzzle und Riddle spielte, sich von ihren Augen in Erstaunen versetzen ließ, von ihrem Geheimnis entzückt war, dem Rätsel, das sie ihr aufgaben, und vor Freude lachte: An einen schöneren Moment seines Lebens konnte Grady sich nicht erinnern.

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    In

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