Die Unbekannten: Roman (German Edition)
sanfte Stimme sogar in der morgendlichen Stille nicht weit trug. »Es ist gut für die Haut.«
Tatsächlich hatte der Greenkeeper einen fantastischen Teint.
Liddon sagte: »Sie haben sich das Paket genau angesehen? «
»Ja.«
»Haben Sie noch Fragen?«
»Nein.«
»Sie sehen eine Möglichkeit, wie es sich machen lässt?«
»Ja.«
»Dann machen Sie es?«
»Das Geld?«
Liddon reichte ihm einen gefütterten braunen Umschlag, der vierzigtausend in Hundertdollarscheinen enthielt. »Weitere vierzigtausend, wenn es erledigt ist.«
Neems machte sich nicht die Mühe, den Vorschuss nachzuzählen. Er ließ den Umschlag in den Buggy fallen und gab Liddon einen anderen Umschlag zurück, der zahlreiche Fotografien seines Hauses in Kalifornien enthielt, den Lageplan und detaillierte Informationen über die Alarmanlage.
»Plus Spesen«, rief ihm Neems ins Gedächtnis.
»Ja, selbstverständlich. Weitere vierzigtausend plus Spesen. Wann fliegen Sie hin?«
»Heute Nachmittag.«
»Wie ich Ihnen bereits sagte, bin ich nur bis Mittwochmittag geschäftlich in Seattle. Wann werden Sie es tun?«
»Morgen Abend.«
»Am Dienstagabend.«
»Ja.«
»Gut. Ausgezeichnet. Ich werde mich um sechs Uhr mit einem Mandanten auf ein paar Drinks treffen und später mit ihm zu Abend essen. Das dauert mindestens bis elf, vielleicht wird es sogar noch später.«
»Ihre Frau sieht hübsch aus«, sagte Neems.
»Ja, das ist wahr, sie ist eine wirklich schöne Frau, aber
ich hätte niemals heiraten sollen. Ich bin nicht der Typ dafür.«
»Ich will sie.«
»Sie wollen sie? Nein. Das ist keine gute Idee, Rudy. Sie sind von der Anklage freigesprochen worden, aber Ihre DNA ist noch bei den Akten. Der Gerichtshof hat damals eine Blutprobe angeordnet, die ist noch im System. Wagen Sie es bloß nicht, Sperma zu hinterlassen.«
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
Vor vier Jahren war Rudy in Kalifornien des Mordes an einem vierzehnjährigen Mädchen angeklagt worden. Liddon war sein Strafverteidiger gewesen.
»Es ist zu riskant«, argumentierte Liddon, »weil ich Sie im Fall Hardy rausgehauen habe. Wenn Ihre DNA gefunden wird, dann wissen die sofort, dass ich den Auftrag erteilt habe.«
Er hatte nicht nur einen Freispruch für Neems erreicht, sondern obendrein zwei grundanständige Kriminalbeamte so korrupt erscheinen lassen, dass sie im Endeffekt ihren Dienst quittieren mussten.
Das Nachrichtenmagazin eines privaten Fernsehsenders hatte einen zweistündigen Bericht über den Fall gesendet, der Liddon Aufträge im Wert von Millionen einbrachte. Er war äußerst fotogen, und er war ein Naturtalent. Ab und zu sah er sich eine DVD der Sendung an, um sich daran zu erinnern, was für eine gute Figur er abgab.
»Judy hatte auch keine.«
Judy war Judith Hardy, die Vierzehnjährige, die gekidnappt und vergewaltigt worden war.
Liddon sagte: »Keine was?«
»Keine Spuren von meiner DNA.«
»Sie befand sich in einer Grube am Strand und war weitgehend von Säure aufgelöst. Bei dieser Leiche hatte die Spurensicherung keine Chance, nicht mal das beste forensische Team.«
»Dann verbrenne ich Kirsten eben.«
Kirsten war Liddons Frau.
»Ich fülle die Badewanne mit Benzin«, sagte Neems.
Liddon blickte an Rudy Neems vorbei auf das neblige Fairway. Niemand war in Sicht. Der Golfplatz würde frühestens in einer Stunde öffnen. Trotzdem dauerte es zu lange. Um das Risiko, dass sie gemeinsam gesehen wurden, auf ein Minimum zu beschränken, mussten sie sich an so verschwiegenen Orten wie diesem treffen und ihre Treffen kurz gestalten .
»Eine Badewanne voller Benzin?«, sagte Liddon, dem angesichts einer derartigen Extravaganz fast schwindlig wurde.
»Ertränken und anzünden«, sagte Neems.
»Ich besitze eine Menge kostspieliger Kunstgegenstände und Antiquitäten.«
»Und eine Sprinklerlöschanlage.«
»Trotzdem. Eine Badewanne voller Benzin.«
»Ich habe mich eingehend damit befasst«, sagte Neems.
Liddon warf einen Blick auf den braunen Umschlag mit den Fotos und den Einzelheiten über das Haus, den ihm Neems zurückgegeben hatte.
»Das Badezimmer wird dabei draufgehen«, sagte Neems.
»Das ist ja wohl klar.«
»Das Schlafzimmer auch. Ein Stück vom Dachboden.«
»Was ist mit Wasserschäden?«
»Sprinkler schalten sich nur in heißen Räumen ein.«
»Aha. Dann kommt es also nicht zu weitreichenden Wasserschäden. Was ist mit dem Rauch?«
»Ich mache die Badezimmer- und die Schlafzimmertür hinter mir zu.«
Neems war enorm zuverlässig. Er
Weitere Kostenlose Bücher