Die unbeugsame Braut
ein Geheimnis erfahren: Du kannst einer Versuchung nicht widerstehen.«
»Natürlich kann ich das.«
Er griff wieder nach einem Stück Speck und schwenkte es vor ihr. Der Duft war zu verlockend. Georgina gab nach und ließ zu, dass er den gesamten Speck an sie verfütterte. Auf diese Weise wurde das gemeinsame Frühstück zu einer recht heiteren Angelegenheit, und John war sehr froh, dass Georginas gute Laune zurückzukehren schien.
Obwohl er erregt und voller Verlangen nach ihr war, beherrschte er sich mühsam. Es war besser, sie behutsam zu umwerben und in die richtige Stimmung zu versetzen, denn er wollte auf keinen Fall riskieren, dass seine schöne junge Frau erneut vor ihm zurückwich.
»Ich muss jetzt meine Toilette machen. Ich kann es kaum erwarten, mein neues Reisekleid anzuziehen. Die gesamte Ausstattung kommt aus Paris.« Ihre Augen blitzten. »Der Versuchung französischer Mode konnte ich ebenfalls nicht widerstehen.«
»Unsere Leute in Bedfordshire sind diesbezüglich sehr kritisch
und wissen deine Garderobe sicher zu würdigen«, neckte er sie. »Doch kann ich nicht garantieren, dass man dich in Cambridge und Northampton nicht einfach begaffen wird.«
»Aber ich liebe es, angestarrt zu werden. Was glaubst du denn, warum ich so sensationell auffällige Hüte trage?«
»Natürlich um anderen Frauen die Schau zu stehlen und dich selbst in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Allmählich komme ich hinter all deine Geheimnisse.«
»Ha! Das wird eine Ewigkeit dauern.«
John sah sie lächelnd an. »Wir haben eine Ewigkeit Zeit.«
Du hast das Talent, immer das Richtige zu sagen. Kein Wunder, dass ich verrückt nach dir bin.
Zwei Stunden später bestieg Georgina in einem spektakulären schlüsselblumengelben Reisekleid mit passendem Mantel die Kutsche des Duke of Bedford und warf Charlotte und ihrer Nichte Mary Kusshände zu. Die Jungvermählten wollten die Nacht auf Woburn verbringen und am nächsten Tag zu einer kurzen Reise aufbrechen.
»Es tut mir leid, dass die Zeit so knapp ist, Georgina. Ich muss unsere Güter in Cambridge und Northampton besuchen und wieder auf Woburn sein, wenn die Jungen nach Hause kommen.«
»John, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Als Duchess of Bedford freue ich mich, sämtliche Pflichten mit dir zu teilen. Meine Neugier ist unersättlich, und zudem lerne ich gerne neue Orte und Menschen kennen.«
»Für mich sind sie auch neu. Seit meiner Kindheit habe ich die Besitzungen nicht mehr besucht. Und ich möchte kein Gutsherr sein, der ständig durch Abwesenheit glänzt. Genauso wenig möchte ich, dass die Gutsverwalter mir das Hemd vom Leib stehlen oder meinen Pächtern das Leben zur Hölle machen.« Er schnitt eine Grimasse. »Aufregende Flitterwochen!«
»Erst die Pflicht, dann das Vergnügen«, zog sie ihn auf. »Das ist ein Zeichen von Reife und für einen Ehemann eine höchst erstrebenswerte
Eigenschaft.« Georgina errötete, als ihr einfiel, dass ihre Ehe noch nicht vollzogen war. Nur dem Namen nach waren sie Mann und Frau, doch das würde sich heute ändern. Ein kurzer Moment der Panik überfiel sie bei dem Gedanken, ob John diesen Vollzug wohl als Pflicht oder Vergnügen auffassen würde. Jetzt will ich nicht darüber nachdenken. Erst später.
Als sie auf Woburn eintrafen, war es später Nachmittag, und Burke hatte das Hauspersonal sowie sämtliche Gutsarbeiter zusammengetrommelt, damit die Leute den Duke of Bedford und seine neue Gemahlin begrüßen konnten.
Georgina bat darum, ihr alle namentlich vorzustellen. Sie hob die Haus- und Stubenmädchen aus ihren tiefen Knicksen hoch und reichte ihnen die Hand. Dann wechselte sie mit jedem der männlichen Bediensteten einen Händedruck und wiederholte den Namen.
»Für den herzlichen Empfang sage ich Dank. Seit drei Jahrzehnten gab es keine Hausherrin auf Woburn mehr, und ich könnte mir denken, dass manche unter euch mit einem gewissen Unbehagen der neuen Situation entgegensehen. Ihr sollt wissen, dass auch mir ein wenig bang zumute ist. Herzogin zu sein, ist mir neu, und ich bitte alle, mir zu helfen, diese Rolle auszufüllen.«
Burke und der Duke of Bedford blickten beifällig und voller Bewunderung auf Georgina. Dann nahm John sie in die Arme, schwang sie hoch und trug sie über die Türschwelle. Die Frauen klatschten Beifall, und die Männer ließen das Paar hochleben. Alle freuten sich, dass sie Zeugen dieses alten Brauches sein durften. Ehe er sie wieder auf den Boden stellte, legte
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