Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
Vom Netzwerk:
Halifax?«
    »Vielleicht erweist es sich als wirksam – man weiß ja nie.«
    »Wirksam … dass ich nicht lache!«
    Halifax empfand Johns Worte als Beleidigung. »Ihr Bruder ließ sich damit zu lange Zeit … und bezahlte mit dem Leben.«

    »Das können Sie nicht vergleichen«, rief John laut. »Ich verbiete Ihnen, meine Frau zur Ader zu lassen. Sie wird ihre ganze Kraft für die Genesung brauchen.«
    »Wie Sie wünschen, Euer Gnaden.« Er verstaute seine Geräte wieder in der Tasche und ließ diese laut zuschnappen, ehe er sich zum Gehen wandte.
    »Wie lange kann ein Koma andauern?«, wollte John wissen.
    »Stunden, Monate, sogar Jahre. Wir wissen wenig über diese Zustände.«
    »Wozu sind dann Ärzte gut?« John wusste, dass er jetzt ungerecht war, doch konnte er nicht anders. Seine groben Worte halfen ihm, seine Angst wenigstens ein bisschen zu dämpfen.
    »Wenn Sie es wünschen, kann ich abends kommen und nach Ihrer Gnaden sehen«, sagte Halifax steif.
    »Ja, danke! Ich würde es zu schätzen wissen, Doktor.«
    John durchmaß den Salon. Sein Blick blieb an dem Gemälde über dem Kamin hängen. Ein Schaudern überlief ihn. Rasch stieg er auf einen Stuhl, nahm Elizabeths Porträt herunter und lehnte es im Nebenraum so an die Wand, dass nur die Rückseite zu sehen war. Ich habe es für die Jungen aufgehängt, doch muss es Georgina sehr geschmerzt haben. Wie konnte ich nur so verdammt gedankenlos und gefühllos sein?
    Zurück bei seiner Frau, beugte er sich über sie und schüttelte sie behutsam. Als sich nichts rührte, hob er sie auf seine Arme und trug sie, fest an sein Herz gedrückt, hinauf in ihr Schlafgemach. Dort zog er ihr Kleid und Strümpfe aus und legte sie im Unterrock aufs Bett. Ein Korsett hatte sie an diesem Tag zum Glück nicht getragen.
    John goss Wasser in ein Glas und führte es an ihre Lippen, doch sie machte keine Anstalten zu schlucken. Aus Angst, sie könnte ersticken, versuchte er es nicht wieder.
    Mutlos blickte er auf sie hinunter, betete im Stillen, dass sie zu sich kommen möge, sobald die Schwellung in ihrem Kopf zurückging. Er wusste, dass es seine einzige Hoffnung war.

    Johnny klopfte an und öffnete die Tür einen Spaltbreit. »Ist sie wach?«
    »Noch nicht. Möchtest du eine Weile hereinkommen?«
    »Ich habe ein Buch dabei. Glaubst du, dass sie mich verstehen kann, wenn ich ihr daraus vorlese, Papa?«
    »Das ist sehr aufmerksam von dir.« Lieber Gott, ohne sie kann keiner von uns weiterleben. »Vielleicht hört sie dich ja, Johnny.«
    Der Junge setzte sich auf die Fensterbank und schlug sein Buch auf. »Es ist eine unserer Lieblingsstellen aus Skakespeares Heinrich dem Fünften.«
    Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!
Sonst füllt mit toten Englischen die Mauer.
Im Frieden kann so wohl nichts einen Mann
Als Demut und bescheidne Stille kleiden,
Doch bläst des Krieges Wetter euch ins Ohr,
Dann ahmt den Tiger nach in seinem Tun;
Spannt eure Sehnen, ruft das Blut herbei,
Entstellt die liebliche Natur mit Wut,
Dann leiht dem Auge einen Schreckensblick
Und lasst es durch des Hauptes Bollwerk spähn
Wie ehernes Geschütz; die Braue schatt’ es
So furchtbarlich wie ein zerfressner Fels
Weit vorhängt über seinen schwachen Fuß,
Vom wilden wüsten Ozean umwühlt.
Nun knirscht die Zähne, schwellt die Nüstern auf,
Den Atem hemmt, spannt alle Lebensgeister
Zur vollen Höh! – Auf, Englische von Adel!
Das Blut von kriegsbewährten Vätern hegend,
Von Vätern, die, wie so viel Alexander,
Von früh bis Nacht in diesen Landen fochten,
Und nur weil Stoff gebrach, die Schwerter bargen!
Entehrt nicht eure Mütter; nun bewährt,

Dass, die ihr Väter nanntet, euch erzeugt.
Seid nun ein Vorbild Menschen gröbern Bluts
Und lehrt sie kriegen. – Ihr auch, wackres Landvolk,
In England groß gewachsen, zeigt uns hier
Die Kraft genossner Nahrung; lasst uns schwören,
Ihr seid der Pflege wert, was ich nicht zweifle;
Denn so gering und schlecht ist euer keiner,
Dass er nicht edlen Glanz im Auge trüg’.
Ich seh’ euch stehn, wie Jagdhund’ an der Leine
Gerichtet auf den Sprung; das Wild ist auf,
Folgt eurem Mute, und bei diesem Sturm
Ruft: Gott mit Heinrich! England! Sankt Georg!
    John war betroffen, dass Johnny diese Textstelle ausgesucht hatte, die so kämpferisch war. Dann begriff er. »Das sind sehr aufmunternde Worte, Johnny. Wir müssen unseren ganzen Mut zusammennehmen, um diese Prüfung zu bestehen.«
    »Auch Georgy muss es. Ich hoffe, sie

Weitere Kostenlose Bücher