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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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allein zu schlafen. Ich würde mich nie einer Frau aufdrängen, doch wird es in Zukunft keine versperrten Türen zwischen uns geben. Jetzt nicht, niemals.«
    Georgina schob trotzig ihr Kinn vor. Sie wusste, dass sie ihn an die Grenzen seiner Beherrschung gebracht hatte, und war nicht wenig erleichtert, als er hinausging. Trotzdem schmerzte ihr Herz unter der Zurückweisung. Langsam zog sie sich aus, hängte die exquisite grüne Robe auf und fragte sich, wie etwas so Schönes Grund für so viel Unglück sein konnte. Ich wusste immer, dass John ein dominanter Teufel ist, doch glaubte ich, dass meine Liebe ihn ändern würde.
    Sie stieg ins Bett und warf einen Blick in Richtung des großen Schlafgemaches. Die bedrohliche Stille ließ sie schaudern. Will ich wirklich immer einen Streit vom Zaun brechen, wenn ich mich durchsetzen möchte? Sie zögerte und war den Tränen nahe. Dann wischte sich Georgina die Augen, schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter und hieb auf ihr Kissen ein. Ja, und immer wieder ja. Mein Naturell ist nun einmal so!

31
    A ls Georgina die Vorhänge aufzog, entdeckte sie das erste bunte Blatt, das von den Bäumen fiel. Es wurde Herbst, und ihr fiel ein alter keltischer Spruch ein: »Septemberwind, ach blase sacht, bis die Ernte eingebracht.«
    Sie blickte hinüber zum großen Schlafgemach, dessen Tür zertrümmert im Rahmen hing. Trotzdem drang kein Laut zu ihr herüber. Vermutlich war John, ein passionierter Frühaufsteher, bereits unten an der Arbeit. Ich werde diesen Raum erst wieder betreten, nachdem mein Mann sich bei mir entschuldigt hat. Wenngleich er mich nicht richtig liebt, so muss er mich mit Respekt behandeln, oder diese Ehe ist zu Ende – bei allem, was mir heilig ist.
    Sie ging hinauf zu Johnnys Zimmer. Die Tür stand offen, und sie beobachtete den Jungen heimlich, wie er sich bemühte, seinen Koffer zu schließen, die Schultern hoffnungslos und resigniert nach vorne gesunken. Georgina spürte, dass eine Aura unendlicher Traurigkeit ihn umwehte.
    Ihre schwelende Wut erhielt frische Nahrung und flammte von Neuem auf. Sie zog sich leise zurück, lief die zwei Geschosse hinunter und marschierte kampfbereit in die Bibliothek.
    »Ach übrigens, du sollst wissen, dass er nicht zurückgehen wird!«
    John saß reglos hinter dem Schreibtisch. Georgina sprach, als befänden sie sich noch immer mitten in einem erbitterten Kampf, und das entsprach ja vermutlich den Tatsachen. » Wer geht nicht mehr wohin ?«
    »Johnny geht nicht in dieses blöde Internat zurück. Er weiß schon mehr als alle seine eingebildeten Professoren zusammen, die
ihre höchste Aufgabe darin sehen, junge Adelssprösslinge zu totalen Snobs zu machen.«
    »Und welche Schule schlägst du vor, wenn ich fragen darf?«
    »Gar keine Schule. Ich möchte, dass er bei mir auf Woburn bleibt. Ich ertrage es nicht, ihn so unglücklich zu sehen. Du kannst ja Hauslehrer für ihn engagieren. Anstelle von Lateinstunden braucht er mehr Liebe.«
    »Brauchen wir das nicht alle?« Johns Stimme klang ironisch.
    »Ob es dir gefällt oder nicht, ich gehe jetzt hinauf und sage ihm, dass er wieder auspacken soll.«
    John machte keinerlei Anstalten, sie daran zu hindern. Er hatte in diesem Sommer gesehen, wie Johnny aus seinem Schneckenhaus hervorgekrochen war, weil Georgina ihn mit ihrer Liebe förmlich überschüttete. Da er wusste, wie einsam sein Jüngster sich auf der Schule fühlte, hatte er selbst bereits mit dem Gedanken gespielt, ihn zu Hause zu behalten. Insofern war er unendlich erleichtert, dass seine Frau diese unkonventionelle Entscheidung vorweggenommen hatte.
    Er ging hinunter zu den Stallungen und sagte dem Kutscher, dass sich seine Pläne geändert hätten. Heute würde niemand nach London fahren. John ließ stattdessen sein Pferd für einen Ausritt satteln, denn er wollte nachschauen, ob überall das Heu vollständig abgemäht war. Dabei blieb ihm Zeit, über die Anschuldigungen nachzudenken, die Georgina ihm am Abend zuvor an den Kopf geworfen hatte. Im Nachhinein erkannte er, dass er an der Auseinandersetzung ebenso schuld war wie sie. Meine verdammte Eifersucht lässt mich so besitzergreifend reagieren. Ich bin nicht nur eifersüchtig auf ihre Liebe zu Francis, sondern fürchte sogar, sie könnte andere Männer anziehender finden. Was ich allerdings nicht verstehe, sind ihre Anspielungen auf zärtliche Gefühle meinerseits für Elizabeth. In Wahrheit ist es mir unerträglich, den Namen dieser Frau auch nur auszusprechen. Ich

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