Die unbeugsame Braut
konnte mich hören. Sie soll nicht sterben wie Mama und Onkel Francis.« Er klappte das Buch zu und senkte den Kopf wie zum Gebet.
»Johnny, ich lasse sie nicht sterben.« Gott steh mir bei, ich darf keine Versprechungen machen, die ich vielleicht nicht halten kann.
Als sein Sohn gegangen war, dachte John an des Königs Rede. »Ja, genauso hielt ich es: Ich entstellte die liebliche Natur mit Wut und lieh dem Auge einen Schreckensblick. Das habe ich dir angetan, Georgy.« Dann sagte er sich verwundert: »Und du hast dich überhaupt nicht einschüchtern lassen.«
Am Abend kam Halifax zu einem zweiten Besuch und wurde von Burke ins obere Geschoss geführt. Als er sah, dass die junge Herzogin das Bewusstsein nicht wiedererlangt hatte, schüttelte er den Kopf. »Sie wurde entgegen meinem Rat umgebettet. Sie müssen wissen, dass jede Bewegung gefährlich ist. Dadurch können sich
Blutgerinnsel bilden, die Ihrer Frau vielleicht das Leben kosten.« Er fühlte ihren Puls. »Ist Ihre erste Gemahlin nicht unter mysteriösen Umständen gestorben?«
John war empört. »Wie können Sie es wagen!« Er trat drohend einen Schritt auf Halifax zu. »Verlassen Sie mein Haus! Auf der Stelle!«
Als der Arzt gegangen war, steckte John liebvoll die Decken um die Bewusstlose fest, trat ans Fenster und starrte blicklos in die herabsinkende Dunkelheit. Ich gestehe offen ein, dass ich an Elizabeths Tod nicht unschuldig bin, doch ist Georgina anders. Ich liebe sie mit Herz und Seele. Um ihr zu helfen, würde ich bereitwillig durchs Feuer gehen.
Flüchtig fragte er sich, ob er auf diese Weise büßen sollte. War es die erbarmungslose Strafe grausamer Götter, dass Georgina wie Elizabeth ins Koma gefallen war? Sofort tat er diesen lächerlichen Gedanken ab.
Als der Butler ihm ein Tablett mit dem Abendessen brachte, bedankte sich John, obwohl er wusste, dass er keinen Bissen hinunterbringen würde. Er setzte sich ans Bett und griff nach der schmalen Hand seiner Frau. »Georgy, bleib bei mir.«
Er wachte bis zum Morgen bei ihr und schloss die Augen kein einziges Mal. Es war die längste und schmerzlichste Nacht seines Lebens. Allein mit seinem Willen wollte er sie zwingen aufzuwachen – er streichelte unablässig ihre Hand, hielt sich aber zurück, ihren Körper zu schütteln, um ihr vielleicht doch eine Reaktion zu entlocken.
Als das Morgenlicht den Raum erfüllte, hob er eine dunkle Haarsträhne vom Kissen. Sie ringelte sich um seinen Finger. Seine Augen wurden feucht. Nie habe ich ihr gesagt, dass ich sie liebe. Ungeduldig wischte er die Tränen weg und schwor sich, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Burke brachte ihm ein Tablett mit dem Frühstück und nahm jenes mit, das er am Abend zuvor nicht angerührt hatte. John trank
nur den Tee – das Essen ließ er wieder stehen. Obwohl er nicht an einen lebendigen Gott glaubte, sondern bestenfalls an irgendein höheres Wesen, begann der Duke of Bedford jetzt inbrünstig zu beten – betete, der liebe Gott möge Georgina erwachen lassen.
Ein energisches Pochen ertönte an der Tür. »Was gibt es?«
»Hier ist Jenny, Euer Gnaden. Johnny weint sich die Augen aus. Er hat sich eingeschlossen und antwortet nicht.«
Der Herzog öffnete. »Ich kümmere mich um ihn, Jenny. Würden Sie indessen bei meiner Frau wachen? Sie soll nicht allein sein.«
Er ging hinauf und rüttelte am Türknauf. »Mach auf, Johnny. Was geschehen ist, war ein Unfall. Es war nicht deine Schuld.« John wusste, wie verhängnisvoll Schuldgefühle sich auswirken konnten.
Langsam schlug Georgina die Augen auf. Sie war völlig desorientiert, wusste nicht, wo sie sich befand und was geschehen war. Als sie sich aufzusetzen versuchte, spürte sie einen stechenden Schmerz in der Stirn. Übelkeit überfiel sie.
»Ach, Euer Gnaden, Sie sind ja wach!«, rief Jenny erleichtert aus.
Georgina hielt sich ihren Kopf, während sie sich langsam weiter aufrichtete. »Wo bin ich?«
»Euer Gnaden sind zu Hause … auf Woburn.«
»Auf Woburn?« Sie war ratlos. »Warum sprichst du mich mit Euer Gnaden an?«
»Weil Sie die Duchess of Bedford sind, Euer Gnaden.«
»Nein! Das kann nicht sein! Ich wollte ihn nicht heiraten, niemals! Ich hasse und verachte den Duke of Bedford. Niemals würde ich ihn heiraten.«
Jenny war völlig verwirrt. »Ich muss jetzt gehen und dem Herzog sagen, dass Sie aufgewacht sind.«
»Nein! Ich verbiete dir, diesen Raum zu verlassen. Hilf mir auf! Ich muss hier fort«, äußerte sie verzweifelt.
»Um Himmels
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