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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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anzumerken, auf der Stelle entlassen zu werden. »Na schön, ich kümmere mich darum.«
    Er ging wieder hinauf ins Schlafgemach seiner Frau und machte sich auf die Suche. Er zog jede Lade auf und öffnete jeden Schrank. Er schaute im Nachttisch und im Waschtisch nach. Er durchsuchte ihren Wandschrank und durchwühlte die Tasche jedes einzelnen Kleidungsstückes. Als er die braune Flasche in einer ihrer Hutschachteln entdeckte, stieß er einen wüsten Fluch aus.
    Er trat ans Bett und starrte auf die schlafende, reglose Gestalt hinunter. Bleich und ätherisch wirkte sie mit ihren geschlossenen Augenlidern – fast erinnerte sie ihn an das Bildnis einer Heiligen. Der Arzt glaubt, sie leide an Auszehrung. Nie würde er sich träumen lassen, dass eine so vornehme Dame süchtig sein könnte. Ruhelos durchmaß John den Raum und überlegte sein weiteres Vorgehen.
    Er erwog, die Schwestern seiner Frau um Rat zu fragen. Lucy, verheiratete Baroness Bradford of Bradford, würde sich vielleicht überreden lassen, auf einen kurzen Besuch herzukommen. Er konnte eine Nachricht in die Park Lane schicken, aber sehr wahrscheinlich
würde Lucy den Sommer in Bradford-on-Avon verbringen und gar nicht in ihrem Stadthaus in London sein.
    Isabelle, die zweite Schwester, war die Marchioness of Bath. Von ihr wusste er, dass sie sich den Sommer über auf Longleat aufhielt. Sowieso könnte ich dieses Geheimnis der sittenstrengen Isabelle kaum anvertrauen. Die leiseste Andeutung eines Skandales wäre für sie schlimmer, als lebendig begraben zu werden.
    Der Einzige, dem ich mich anvertrauen kann, ist mein Bruder Francis. Es gibt wenig, was ihn schockiert. Ich werde die Jungen nach Woburn bringen – ein paar Tage Tapetenwechsel tun ihnen gut. Für Elizabeth muss ich eine Pflegerin engagieren, denn mir ist jetzt klar, dass Gertrude sich gegen sie nicht durchsetzen kann.
     
    »Guter Gott, diese Kutsche fährt, als würde sie an einem Wagenrennen teilnehmen. Wer zum Teufel könnte da in aller Herrgottsfrühe kommen?« Charlotte und Georgina waren im Vorratsraum neben dem Wintergarten damit beschäftigt, Duftwässerchen aus Sommerrosen und Jasmin herzustellen.
    Georgina ging an die Tür, um besser sehen zu können. »Ich fürchte, es ist Mutter. Sei auf alles gefasst – sie sieht aus, als wäre sie auf dem Kriegspfad.« Die Schwestern eilten zur Eingangshalle.
    Jane Gordon fegte herein und schob den Diener beiseite – zum Zeichen, dass sie nicht angemeldet werden wollte. Sie warf ihren Mantel ab, behielt aber ihren bändergeschmückten Hut auf, der ihr bei der wilden Fahrt verrutscht war und nun schräg und verwegen auf ihrem Kopf saß.
    »Ich bin ruiniert! Alle Welt wird mich auslachen! Als führende Gastgeberin der Torys werde ich von diesen Laffen zum Gespött gemacht!«
    »Was? Wie? Wer?« Charlotte folgte ihrer Mutter in den Salon, und Georgina versuchte, nicht zu lachen, obwohl die Szene zu komisch war.
    »Dies!« Mit melodramatischem Schwung und schwer atmend vor
Empörung schleuderte sie ihnen ein Buch entgegen. Ihre Gesichtsfarbe näherte sich unschön dem Purpurton ihres Hutes an.
    Georgina griff nach dem Buch. » Ein Winter in London, von T.S. Surr«, las sie vor.
    »Das stehe ich nicht durch!«, jammerte Jane aufgebracht und ließ Anklänge ihres schottischen Dialektes hören.
    »Setz dich erst einmal, Mama«, forderte Charlotte sie ungerührt auf.
    Jane durchmaß den Raum, machte kehrt und lief unruhig wieder zurück. »Ich setze mich erst, wenn dieser elende Wicht seine gerechte Strafe erhält. Der Teufel soll den Kerl holen. Wäre ich ein Mannsbild, würde ich ihn zum Duell fordern!«
    Georgina schlug das Buch auf und las laut vor: » Als die Duchess of Drinkwater auf der Londoner Szene erschien, war die Duchess of Belgrave alles andere als amüsiert .« Ihr war sofort klar, dass es sich um einen satirischen Roman handelte und ihre Mutter sich in der Duchess of Drinkwater wiedererkannte.
    »Weiter … lies vor!« Janes Hut hing schräg über einem Auge.
    » Die Duchess of Drinkwater betrat das Feld der Mode und warf der Belgrave den Fehdehandschuh hin: ein Ereignis, dessen Wirkung auf die elegante Welt nur mit jener eines Erdbebens zu vergleichen ist oder mit den Erschütterungen der Moral durch die Französische Revolution .
    Vor dieser Herausforderung hätten Zweifel daran, dass der Wille der Belgrave das Gesetz der Modewelt darstellte, als Hochverrat gegolten. Wie groß müssen Erstaunen, ja Entsetzen einer Gefolgschaft gewesen

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