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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Charles seiner Tante, »so eines wie das von Captain Halsabschneider.« Sie schnitt ein paar Zweige und streifte die Blätter ab.

    »Du musst beim Sprechen immer spucken, Captain Spucknapf«, mahnte Mary.
    Sie brachten ihre Piratenschiffe zu einer Probefahrt an den Karpfenteich. Die Jungen erzeugten Wellengang, damit ihre Boote Fahrt aufnehmen konnten. In einer knappen halben Stunde war Marys Schiff gesunken, doch als die kleinen roten Beeren tapfer weiterschwammen, war sie getröstet.
    Die beiden Jungen verdoppelten ihre Bemühungen um den Sieg und schlugen mit ihren Entermessern auf das Wasser, um große Wellen zu erzeugen. Als sich ein Unentschieden abzeichnete, geriet das Rennen zu einer Seeschlacht, bei der die zwei Kapitäne pitschnass wurden. Mary spornte sie gemeinsam mit Georgy an, wobei abwechselnd geschrien oder gespuckt wurde.
    Nachdem die Kinder den Nachmittag mit ausgelassenen Spielen in vollen Zügen genossen hatten, ging Georgina ihnen voraus zum Haus. Charlotte empfing sie mit resigniert verdrehten Augen, als sie sah, in welchem Zustand sich alle befanden.
    »Wir brauchen ein Feuer. Was wäre mit der Bibliothek?«, fragte Georgina.
    »Sofort, sobald ihr euer nasses Schuhwerk ausgezogen habt. Ich hole trockene Sachen.«
    Alle vier entledigten sich ihrer Schuhe und trugen sie zur Bibliothek.
    »Johnny, übernimmst du das ehrenvolle Amt des Feuermachens?«
    Allein der Gedanke an diese normalerweise Erwachsenen vorbehaltene, verantwortungsvolle Tätigkeit ließ die Augen des Jungen aufleuchten. Charlotte kam mit trockenen Sachen, legte sie hin und ging rasch wieder.
    Georgina zog ihre Strümpfe aus, und die Kinder folgten ihrem Beispiel. Sie versprach, sich die Augen zuzuhalten, und schwor, nicht zu gucken, während die Jungen sich trockene Hemden und Hosen anzogen. Als sich alle bequem am Feuer ausstreckten, sagte
Georgina: »Wie wär’s mit einer Geschichte? Auf den Bücherregalen drängen sich Abenteuerbücher nur so.«
     
    Das Nachmittagslicht schwand am Himmel, als die Männer und älteren Jungen von ihrem Ausritt zurückkehrten. Francis war überglücklich, dass der Vater ihm den Wunsch nach einem Pferd erfüllt hatte, was in William die Hoffnung nährte, dass auch er bald ein richtiges Reittier bekommen würde.
    John Russell bedankte sich bei Charlotte für den schönen Tag. »Es war sehr großzügig von Ihnen, für Johnnys Unterhaltung zu sorgen. Wo finde ich ihn?«
    »Es war uns ein Vergnügen. Sie sind jederzeit willkommen.« Sie deutete den Gang entlang. »Sie finden ihn in der Bibliothek.«
    John hörte die Stimme seines Sohnes, noch ehe er die Tür erreicht hatte. Johnny las laut aus Robinson Crusoe von Daniel Defoe vor, während seine Zuhörer wie gebannt vor dem Feuer saßen.
    Sein Blick wurde von Georgina angezogen, die hingerissen dem Vortrag des kleinen Jungen lauschte. Ganz offensichtlich war es nicht nur die spannende Abenteuergeschichte, die sie in den Bann schlug.
    Trotzdem war sie die Erste, die John Russell reglos in der Tür stehen sah. »Johnny, dein Vater ist da. Danke, dass du uns unterhalten hast. Du liest besser vor als viele Erwachsene.«
    Widerstrebend klappte Johnny das Buch zu und reichte es Georgina.
    Sie hob seine inzwischen trockenen Sachen auf und reichte sie seinem Vater.
    »Es tut mir leid, Mylord. Wir haben wieder im Wasser gespielt, obwohl ich weiß, dass Sie solche sündigen, hemmungslosen Vergnügungen missbilligen.«
    Er wusste, dass sie ihre Wort mit Absicht wählte, um ihn zu provozieren. Anstatt darauf einzugehen, nahm er die Kleider in Empfang und nickte höflich. Er verbarg seine Belustigung, als er eine
flüchtige Enttäuschung über ihr Gesicht huschen sah, weil sie ihm keine wütende Erwiderung hatte entlocken können.
    Auf dem Weg nach Hause ritt John neben seinem Jüngsten.
    »Es war wundervoll, Papa. Georgy ist so spaßig.«
    »Du darfst sie nicht so nennen. Sie heißt Lady Georgina.«
    »Ja, ich weiß. Aber sie wirkt nicht wie eine Lady.«
    »Nein, wirklich nicht.« Sie ist ein unverschämter Fratz .

5
    J ohn Russell war außer sich und wies die Kammerzofe seiner Frau zurecht. »Gertrude, Sie sollen das doch nicht! Kaum hatte ich die Tür geöffnet, kam mir schon der Geruch von Laudanum entgegen. Dabei habe ich ausdrücklich verboten, meiner Frau dieses grässliche Zeug zu verabreichen.«
    »Mylord, ich schwöre, dass ich es ihr nicht gegeben habe.«
    »Es gibt auch falsche Schwüre«, entgegnete er knapp. Gertrudes Gesicht war die Angst

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