Die unbeugsame Braut
der Leute hier, glaube mir.«
»Du wirst heute nicht viele Damen der Gesellschaft antreffen. Diese Aufführung werden nur begeisterte Opernliebhaber über sich ergehen lassen.«
»Ach, da ist ja der Premierminister. Er hat einen so kultivierten Geschmack.« Jane, die ihr Kinn mit kokettem Lächeln vorschob, wurde belohnt, als William Pitt sich höflich erhob, um ihr zuzunicken.
Just als die Ouvertüre begann, erschienen der Prince of Wales und sein enger Freund Fox in der königlichen Loge, die jener der Gordons direkt gegenüberlag.
»Ach, was für ein Glück, dass ich mich heute entschlossen habe, die Federn des Prinzen zu tragen. Du irrst dich gewaltig, Georgina. Ich genieße die Oper ungemein.«
Georgina vertrieb sich die Zeit, indem sie das Publikum beobachtete und zählte, wie viele der Besucher eingenickt waren. Fast wäre es ihr selbst passiert, als der Brand von Rom sie aufschrecken ließ.
Als ihre Mutter sah, dass Prinny lebhaft applaudierte, spendete auch sie begeistert Beifall. »Der Prince of Wales wird zwar oft wegen seines ausschweifenden Lebens getadelt, doch lässt sich nicht leugnen, dass sein Kunstverstand über alle Zweifel erhaben ist.«
Georgina griff nach Fächer und Stola und stand auf.
»Meine Liebe, wir haben keine Eile. Wir müssen unseren Abgang so organisieren, dass wir mit dem Prinzen im Foyer zusammentreffen.«
»In diesem Fall bleibt mir noch Zeit für ein Nickerchen. Bis Prinny und Fox ihre Leibesfülle von der königlichen Loge in die Lobby geschleppt haben, vergeht bestimmt eine Ewigkeit.«
»Georgina, das war unfreundlich – sehr amüsant, aber nicht passend.«
Janes Zeiteinteilung war perfekt – sie hatte auf ihrem Weg in die ersten Kreise der Gesellschaft eine beträchtliche Übung bei solchen Sachen bekommen. Da Fox den Prinzen begleitete, stand zu vermuten, dass die beiden einen Ort ansteuerten, wo man spielen konnte. »Eure Königliche Hoheit, diese Oper war ein wahrer Triumph. Nicht nach allgemeinem Geschmack natürlich. Nur ein echter Opernliebhaber weiß das zu würdigen.«
»Euer Gnaden, welch reizende Begegnung.« Er führte ihre dargebotene Hand mit einer galanten Verbeugung an seine Lippen. Prinny würde niemals vergessen, dass Jane Gordon zwischen ihm und seinem königlichen Vater vermittelt hatte, als sein Schuldenkonto astronomische Höhen erreicht und George III. ihm alle Mittel entzogen hatte. Sie jedoch konnte damals den König überreden, nicht nur die Schulden zu begleichen, sondern seinem Sohn auch die Einkünfte aus dem Herzogtum Cornwall zu überlassen, die bisher ihm zugeflossen waren. Ohne die Vermittlung der Duchess of Gordon hätte der verschwenderische Prinz seiner Bauleidenschaft nicht länger frönen können, und Carlton House wäre nicht die prächtigste Residenz Londons geworden.
Jane sagte in vertraulichem Ton: »Ich habe eine Einladung unserer gemeinsamen Freundin, der Duchess of Devonshire. Da der Abend noch jung ist, dachte ich mir, ich könnte auf eine nette Partie Pharo vorbeischauen.«
»Was für ein erstaunlicher Zufall …! Charles und ich sind ebenfalls auf dem Weg nach Devonshire House.«
»Dann sind wir so frei, uns Ihnen anzuschließen, Hoheit. Es wäre undenkbar, die Ehre königlicher Begleitung nicht zu nutzen. Ich werde meinen Kutscher anweisen, Ihrem Wagen zu folgen.« Sie wandte sich an Fox. »Sie sehen gut aus, Charles. Das ist Georgina, meine jüngste Tochter. Sie hat noch nicht debütiert, aber Sie wissen ja, wie unnötig streng die gesellschaftlichen Regeln für junge Damen ihres Alters sind.«
Beide Gentlemen küssten Georgina betont galant die Hand.
Mama ist eine wahre Meisterin der Manipulation. Der Prinz ist Wachs in ihren Händen. Wenn wir unseren großen Auftritt in Devonshire House haben, wird die Duchess of Drinkwater der Duchess of Belgrave sicher anvertrauen, Seine Königliche Hoheit habe darauf bestanden, dass wir ihn begleiten .
Francis Russell, Duke of Bedford, hatte den ganzen Abend in jenem der üppig ausgestatteten Gesellschaftsräume von Devonshire House zugebracht, der ausschließlich als Spielsalon diente. Er und seine Gastgeberin sowie Sir Robert Adair und der Earl of Lauderdale spielten Loo, sein Lieblingsspiel. Wie immer gewann Francis, und die Herzogin verlor.
Die Bank war auf fünfhundert Guineen angewachsen. Francis machte mit einem letzten Trumpf einen Stich, während die Duchess of Devonshire verzweifelt ablegte und ihr Blatt mit einer neuen Karte ergänzte. Trotzdem konnte
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