Die unbeugsame Braut
sie keinen Stich machen und verlor die gesamte Summe an Francis, den Gewinner.
»Ach, Loo, Sie haben verteufeltes Glück.« Loo war Georgiannas Spitzname für Bedford, weil er dieses Spiel liebte und meist gewann. Sie stand auf. »Dieses Spiel bringt mir Unglück. Ich weiß gar nicht, warum ich spiele!«
Francis stand auf und ging um den Tisch herum. »Das Vergnügen Ihrer Gesellschaft ist mir Belohnung genug.« Er senkte die Stimme. »Sie schulden mir nichts, meine Teuerste.«
»Loo, Sie vergessen den diskreten Kredit von sechstausend vor
einem Jahr. Ich bin untröstlich, dass ich Ihnen noch keinen Penny zurückzahlen konnte.«
Ich habe nichts vergessen, Georgianna. Ich weiß, dass Devonshire Ihre Spielschulden nicht mehr bezahlt, und bin Realist genug, um zu wissen, dass Sie mir das Geld nie zurückzahlen werden .
Ihre Aufmerksamkeit wurde von den Neuankömmlingen abgelenkt. »Ach, der liebe Prinny und …« Der Herzogin blieb buchstäblich der Mund offen stehen, als sie sah, dass der Prince of Wales mit der Duchess of Gordon am Arm eintrat. Ihr fließendes Kleid blähte sich wie ein Segel, und ihre gewaltige Frisur drohte umzukippen, während sie durch den Raum glitt.
»Eure Hoheit … Euer Gnaden, welche Ehre.«
Während Prinny galant Georgiannas Hand küsste, sagte Jane: »Seien Sie versichert, dass die Ehre ganz auf meiner Seite ist. Es ist viel zu lange her, seitdem ich Devonshire House besuchte. Bliebe ich noch länger aus, würden die Klatschmäuler lästern, dass wir Rivalinnen seien.«
»Ach, Sie haben auch dieses grässliche Machwerk von Surr gelesen. Der Mann sollte öffentlich gegeißelt werden. Zwischen uns besteht nicht die geringste Rivalität, wie jeder mit nur einem Quäntchen Intelligenz wissen müsste.«
»Deshalb habe ich das Angebot Seiner Hoheit angenommen, mich nach Devonshire House zu begleiten. Damit demonstriere ich der Welt unsere Freundschaft und strafe den lächerlichen Schund Lügen.«
Die Duchess of Devonshire reichte jetzt Charles Fox, einem Mann von enormem Charme und großer Wärme, die Hand. »Ich heiße Sie mit offenen Armen willkommen, Mylord, da Sie der einzige Mann meiner Bekanntschaft sind, der gewagter spielt als ich.«
»Und mit ähnlich verheerenden Resultaten.« Fox verneigte sich mit einem Handkuss. »Für mich stehen die Chancen besser, mir noch einmal ein Bein zu brechen, als die Bank zu knacken, Euer
Gnaden.« Zwei Jahre zuvor hatte er sich bei einem dummen Wettlauf im Garten von Devonshire House ein Bein gebrochen.
Francis Russell durchschritt den Raum und begrüßte seine Freunde.
»Loo, hier kommen würdige Partner für Sie. Ich wechsle den Spieltisch und versuche es beim Pharo mit meiner Freundin Jane.«
Francis war nicht von seinen Freunden, sondern von der jungen Schönheit angelockt worden, die still hinter ihrer Mutter stand. »Wir begegnen uns wieder«, murmelte er, während er sie mit seinen Blicken entkleidete.
»Sie sehen Ihrem Bruder gar nicht ähnlich«, platzte Georgina heraus.
»Sie kennen John?«
»Nicht sehr gut. Warum nennt man Sie Loo?«, fragte sie unschuldig.
»Weil ich beim Loo-Spiel immer gewinne.« Verdammt, ein Hauch dieser Frau, und ich bin erregt. Eigentlich erstaunlich, dass er ein so junges Ding begehrte.
»Also dann, Loo-Heil!«, murmelte Georgina, und ihre Augen blitzten vor boshafter Belustigung.
Nun erst bemerkte die Duchess of Devonshire Jane Gordons Tochter. »Georgina, meine Liebe, Sie werden meine Töchter und Caroline im Musikzimmer antreffen.« Sie winkte einen Diener in roter und sepiabrauner Livree herbei, gab ihm Instruktionen, und Georgina folgte dem Mann die marmorne Treppe hinauf.
Einem teuflischen Impuls folgend, drehte sie sich um und blickte zurück. Wie vermutet sah Bedford ihr mit einem hungrig-lüsternen Ausdruck nach. »Verdammt! Ich glaube, ich habe eine Eroberung gemacht«, murmelte sie. »Der eine Russell verachtet mich, dem anderen gefalle ich!«
»Dorothy, es ist Lady Georgy!«, rief Harriet Cavendish beglückt aus.
»Was für eine schöne Überraschung.« Georgianna Dorothy Cavendish wurde mit ihrem zweiten Vornamen gerufen, um sie von ihrer Mutter zu unterscheiden.
»Eine Überraschung auf jeden Fall«, sagte Caroline Ponsonby ätzend.
Als Vorbereitung auf die Bälle, die sie nach ihren Debüts besuchen würden, nahmen die Mädchen gemeinsam Tanzstunden. Die älteste Tochter der Duchess of Devonshire war keine Schönheit, machte diesen Mangel aber durch ihr liebes, sanftes Wesen
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