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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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nickte und nahm den Jungen auf den Schoß. Dann überließ er ihm die Zügel und nickte ihm mit aufmunterndem Lächeln zu. Nach einer Meile fing er zu singen an, und als seine Söhne einstimmten, wurde es ihm leichter ums Herz. Vor allem freute er sich auf eine Woche der Ruhe und ohne seine kranke Frau Als sich sein schlechtes Gewissen regte, verdrängte er diese Gedanken energisch.
     
    Auf Woburn angekommen, überließ John den Wagen einem Stallburschen, und die älteren Söhne halfen ihm, ihre Reisetaschen abzuladen.
    »Dürfen wir uns die Pferde ansehen, Papa?«, fragte Johnny eifrig.
    »Mir wäre lieber, wenn Onkel Francis euch bei eurer wilden Jagd
durch den Stall begleitet.« Er reichte ihm eine kleine Reisetasche. »Kannst du die tragen?«
    Johnnys Lächeln verriet, wie froh er war, sich nützlich machen zu dürfen.
    Sie hatten sich gerade ein Stück vom Stall entfernt, als zwei Pferde auf den Hof sprengten. Francis Russell und die Frau in seiner Begleitung zügelten ihre edlen Vollblüter. »John, das nenne ich eine Überraschung! Ich bin erst heute aus London zurückgekehrt.« Er saß ab und warf die Zügel seiner Begleiterin zu.
    John nickte der Frau kurz zu. »Mrs. Hill.« Sie war eine der zahlreichen Mätressen seines Bruders und angeblich eine ehemalige Bordellbesitzerin. Francis, der sich mit ihr nie in Gesellschaft zeigte, hatte sie in einem Cottage auf dem Gelände von Woburn untergebracht. Sie war nicht nur seine Gefährtin im Bett, sondern eine kühne Reiterin, die ihn auf der Jagd und bei ausgedehnten Ritten auf seinem waldreichen, viele Morgen umfassenden Besitz begleitete.
    Francis begrüßte seine Neffen und schlug seinem Namensvetter auf die Schulter. »Na, seit dem letzten Mal bist du tüchtig gewachsen. Hoffentlich machst du das Beste aus dem Sommer. Es wird nicht lange dauern, bis du der Familientradition folgst und nach Cambridge gehst, so ist es doch?«
    »Ganz recht, Sir. Es ist mein letztes Jahr in Westminster.«
    »William, auch du schießt in die Höhe.« Er sah Johnny an und runzelte die Brauen. »Wie alt bist du? Sieben?«
    »Acht, fast neun, Sir.«
    »Der Kleinste. Na, hoffen wir, dass du bald zu wachsen anfängst.«
    Johnny drängte sich Schutz suchend näher an seinen Vater heran.
    »Dafür ist seine Intelligenz umso größer«, sagte John zu seinem Bruder, »und sein Wissensdurst ebenfalls. Johnny verschlingt die Bücher geradezu.«

    »Ich glaube, ich habe erst mit vierundzwanzig mein erstes Buch aufgeschlagen«, erklärte Francis launig.
    »Du sagst das, als wärst du stolz darauf«, antwortete John unverblümt.
    »Stolz ist eine Stärke und keine Schwäche der Russells«, erwiderte Francis in der ihm eigenen schleppenden Redeweise.
    Als sie das Herrenhaus betraten, wurden sie von Burke, dem Butler, empfangen, der das Personal anwies, den Gästen das Gepäck abzunehmen, die Schlafräume vorzubereiten und zum Abendessen vier Gedecke mehr aufzulegen. Er kümmerte sich schon viele Jahre um die Belange des herzoglichen Haushaltes.
    Ein Diener erschien mit Erfrischungen für die Neuankömmlinge. Zu Lammpastete und Fruchttörtchen gab es Bier für die Männer und Fruchtsaft für die Jungen.
    »Papa hat ein Pferd für mich gekauft«, berichtete Francis stolz.
    »Es wird auch Zeit, dass du dein Pony aufs Altenteil schickst. Und was ist mit dir, Will?«
    »Ich gebe die Hoffnung nicht auf«, gab William zurück.
    »Überlass das nur mir. Wir werden dich auf ein Reittier setzen, das eines Russells würdig ist. Was sagst du dazu, John?«
    »Mal sehen«, meinte sein Bruder, der sich nicht festlegen wollte.
    »Also, warum lauft ihr Jungs nicht los und seht euch die Pferde an? Sucht euch die Tiere aus, die ihr reiten könnt, während ihr hier seid.«
    Das ließen sich die drei nicht zweimal sagen, jedoch nicht, ohne vorher fragend zum Vater zu blicken.
    »Los dann. Wir kommen bald nach. Behaltet Johnny im Auge.«
    »Ich dachte, ich würde dich am Russell Square antreffen. Was ist passiert?«, fragte Francis.
    »Elizabeth wurde in London immer rastloser, deshalb habe ich auf Anraten des Arztes ein Haus in Dorset Fields gemietet.«
    »Und? Hat sich die Situation verbessert?«
    »Nein, nicht wirklich. Der Arzt stellte bei ihr nicht nur Melancholie
fest – er meinte außerdem, sie sehe aus wie eine Schwindsüchtige.«
    »Da haben wir’s. Vielleicht ist das die Wurzel allen Übels.«
    »Das Aussehen kann trügen. Sie sieht auch wie ein Engel aus, doch ist sie alles andere als das.«
    »Du

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