Die unbeugsame Braut
wett.
Ihre Cousine Caro, die von früher Kindheit an in Devonshire House lebte, war das Gegenteil von süß: zaundürr, von neidischem Wesen und mit einer spitzen Zunge ausgestattet.
»Mutter sagt, dass ich mein Debüt ein Jahr früher machen darf. Wir werden also alle zusammen debütieren! Ist das nicht aufregend, Georgy?«
»Ja, die Einladungen sind aufregend; weniger schön finde ich es, dass man gleichzeitig auf dem Heiratsmarkt feilgeboten wird.«
»Ich glaube, da hast du nicht viel zu befürchten«, höhnte Caroline. Sie war erst fünfzehn und grün vor Neid, weil sie noch ein oder zwei Jahre warten musste, ehe sie der Königin vorgestellt wurde.
»Beachte Caro nicht weiter. Du bist absolut zauberhaft, Georgy. Sind unten heute interessante Gentlemen zu Gast?«, fragte Dorothy neugierig.
»Mutter und ich sind mit dem Prince of Wales und Charles Fox gekommen.«
Caroline rümpfte die Nase. »Beide sind so fett und rot, dass man sie kaum auseinanderhalten kann.«
»Charles ist älter als Prinny«, sagte Georgina trocken.
»Ich finde Seine Königliche Hoheit stattlich und warmherzig. Er betet Mutter geradezu an«, erklärte Dorothy. »Wen hast du unten sonst noch gesehen?«
»Ich wurde von einem Diener so rasch nach oben gebracht, dass ich nur noch Francis Russell sehen konnte.«
»Den Duke of Bedford?«, fragte Dorothy atemlos. »Ich habe ihn nur von weitem gesehen. Er soll der begehrteste Junggeselle von ganz England sein.«
»Du himmelst ihn wohl aus der Ferne an«, neckte Harriet sie.
Ihre Schwester errötete. »Nein, tue ich nicht, dummes Ding. Aber ich freue mich, ihm vorgestellt zu werden … und den anderen passenden Junggesellen natürlich.«
»Ich habe seinen Bruder kennen gelernt«, vertraute Georgina ihr an. »Die Russells haben etwas an sich, das mich nervös macht. Sie benehmen sich wie Götter, die vom Olymp auf uns minderwertige Sterbliche hinunterblicken.«
»Einige von uns sind minderwertig«, sagte Cousine Caro mit Betonung.
»In deinem Fall verspreche ich, darüber hinwegzusehen, meine Liebe.«
» Touché , Georgy!« Harriet kicherte.
»Gehen wir doch zur Treppe. Vielleicht können wir einen Blick auf einige von Mutters Gästen erhaschen«, schlug Dorothy vor.
Sie verzehrt sich nur nach einem Blick auf Bedford . Er mag ja einer der ersten Herzöge des Königreiches sein, doch ist mir entgangen, was ihn so attraktiv macht. Das Bild seines Bruders John stand ihr jäh vor Augen. Sein schwarzes Haar, seine dunklen Augen und die dominante Persönlichkeit bildeten einen scharfen Kontrast zu seinem Bruder Francis. Sie fragte sich, warum der überhebliche Kerl ihr immer wieder in den Sinn kam. Sie beschloss, von nun an den alten Mann aus ihren Gedanken zu verbannen.
6
Z wei Tage später machten John Russell und seine drei Söhne sich zur Abfahrt nach Woburn Abbey in Bedfordshire bereit. Ehe sie losfuhren, wollte der kleine Johnny sich von seiner Mutter verabschieden.
Kaum sah sie ihn, richtete sie sich in ihrem breiten Bett auf Händen und Knien auf und knurrte ihn an wie ein wildes Tier. »Deinetwegen bin ich seit neun Jahren krank. Ich wünschte zu Gott, ich hätte nie einen dritten Sohn geboren!«
Johnny starrte sie erschrocken an. »Es tut mir ja so leid, dass ich an deiner Krankheit schuld bin, Mama. Ich wünsche aus ganzem Herzen, du wärst gesund.«
»Elender kleiner Lügner. Ich brachte mit dir einen Dämon zur Welt! Wie dein Vater kannst du es kaum erwarten, eiligst von mir wegzukommen. Ihr werdet überglücklich sein, wenn ich endlich unter der Erde liege.«
Aus Johnnys Gesicht wich jegliche Farbe. »Bitte, stirb nicht, Mama«, stammelte er erschüttert.
Als John Russell mit der neuen Pflegerin, die er eingestellt hatte, das Zimmer betrat, wechselte Elizabeths Miene von Wut zu Kummer. Sie glitt unter ihre Decke zurück und lag wie eine verwundete Märtyrerin da, bereit, ihr Leiden klaglos zu ertragen. »Leb wohl, meine Liebe. Da das Haus während unserer Abwesenheit angenehm ruhig sein wird, kannst du dich ausruhen und erholen.«
»Sie lassen Ihre Gemahlin in guten Händen zurück, Lord Tavistock«, versicherte die neue Pflegerin in ruhigem, Kompetenz verratendem Ton.
»Bist du fertig, Johnny?« Sein Sohn wirkte klein und blass. Ein paar Tage auf Woburn würden ihm guttun.
John hatte sich entschieden, die Kutsche zu nehmen. Nicht weil seine überängstliche Frau dagegen war, dass die Jungen ritten, sondern weil im Stall seines Bruders eine große Auswahl an
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