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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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würde. Es hätte mich ohne Ansehen der Person bei jedem unschuldigen jungen Mädchen aufgebracht . Eine innere Stimme bohrte: Bist du sicher, alter Mann?

    Francis erkannte seine illegitimen Sprösslinge wie selbstverständlich an. Neben einem Kind mit Lizzie Melbourne hatte er zwei mit Marianna Palmer, seiner momentanen Geliebten, die ihm zu Diensten war, wenn er in London weilte.
    Uneheliche Kinder galten in der feinen Gesellschaft als Selbstverständlichkeit, vom Prince of Wales angefangen bis hin zu den unteren Adelsrängen. Fast betrachtete man sie als schickes Beiwerk. Ich habe stets die Augen vor den Fehltritten meines Bruders verschlossen. Warum finde ich sie plötzlich so verdammt abstoßend?
    John kannte die Antwort: Lady Georgina Gordon. Die kleine Schönheit konnte noch so feurig und keck sein – sie war ein junges, unschuldiges Mädchen, das es verdiente, vor den Verführungsversuchen eines Mannes beschützt zu werden, auch wenn er einer der ersten Herzöge des Königreiches war. Die Absichten seines Bruders waren alles andere als ehrenwert, und morgen würde er es ihm sagen.
    Eine Bewegung in der Dunkelheit fesselte Johns Aufmerksamkeit. Ein Nerv zuckte in seiner Wange, als er Francis das Haus verlassen und jenen Weg einschlagen sah, der zum Cottage von Molly Hill führte. Seine lebhafte Fantasie malte sich Francis aus, wie er, komplett mit Reitgerte, einen lustvollen sexuellen Galopp mit seiner pferdegesichtigen Maitresse absolvierte. Horrido!
     
    In jener Nacht war Johns Schlaf gelinde gesagt unruhig. Stundenlang wälzte er sich hin und her, bis er endlich einschlief und gleich zu träumen begann. An einem warmen Sommertag ritt er allein durch den Wald. Er fühlte sich frei und lebendig und erstaunlich ruhig, als er plötzlich einen verzweifelten Schrei hörte. In der Meinung, es handle sich um ein in eine Falle geratenes Tier, machte er sich auf die Suche. Dabei geriet er immer tiefer in den Wald, wo die Bäume dichter standen und sein Pferd sich nur schwer seinen Weg bahnen konnte. Als sich vor ihm eine Lichtung öffnete, war er erleichtert, doch nicht lange.

    Die verzweifelten Schreie stammten nicht von einem Tier, sondern von einem blutjungen Mädchen, dem Gewalt angetan wurde. Sie wehrte sich mit aller Kraft, war aber dem starken Mann nicht gewachsen. John saß wie der Blitz ab, packte den Kerl und versetzte ihm einen Kinnhaken. Zu seinem Entsetzen musste er entdecken, dass es sich um seinen Bruder Francis handelte. Voller Wut schlug er jetzt noch erbitterter zu.
    Als der Übeltäter schließlich die Flucht ergriff, wandte sich John dem jungen Mädchen zu, und sein Herz krampfte sich zusammen, denn er erkannte Georgina Gordon. Rasch streifte er sein Hemd ab und bedeckte die Blöße der misshandelten Schönen.
    Doch Georgina warf das Hemd von sich. »Geh zum Teufel, alter Mann!«, rief sie.
    John starrte sie nur an, wie gebannt von ihren schlanken Beinen, der schmalen Taille und den vollen Brüsten. Heißes Verlangen wallte in ihm auf, er wollte die verlockende Schönheit unbedingt besitzen. Der Blick seiner dunklen Augen, der über ihren hellen Körper glitt, drohte sie zu versengen wie eine Kerzenflamme.
    »Von Ihrer Schwester weiß ich, dass Sie jederzeit für Spaß und Tollerei zu haben sind. Das möchte ich jetzt sehen, kleines Mädchen.«
    Die Spitze ihrer Zunge berührte in einer aufreizenden Geste ihre Lippen. »Die Natur liefert die ideale Kulisse für alle möglichen erregenden Späße und Spiele.«
    »Ich muss Sie warnen, dass ich Sie jetzt haben möchte.«
    Sie schüttelte ihre frechen Löckchen und sagte herausfordernd: »Das wird ein harter Kampf.«
    »Das entspricht meinem Naturell.«
    Georgina blickte ihm lächelnd in die Augen. »Das bezweifle ich nicht.«
    John kam ihr ganz nahe und nahm sie in seine Arme. Doch als er ihre sündig lockenden Lippen küssen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und starrte in das Gesicht seines Bruders Francis.

    Mein Gott, ein Rollentausch! John erstarrte in Erwartung eines Kinnhakens, doch zu seiner Verwunderung holte Francis nicht zum Schlag gegen ihn aus. Er überreichte ihm stattdessen hundert Guineen. »Ich habe verloren. Du gewinnst die Wette, alter Mann!«
     
    John erwachte schweißgebadet. Es dauerte einige Augenblicke, ehe er erfasste, dass er nicht im Wald war, sondern im Bett auf Woburn lag. Wenngleich erleichtert, dass die Episode keine Wirklichkeit, sondern nur ein böser Traum gewesen war, machte er

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