Die unbeugsame Braut
sehr vorteilhaft zu Lady Georginas Farben«, sagte Madame Chloe wahrheitsgemäß.
»Ja, das finde ich auch. Einige andere Debütantinnen, speziell eine, deren Namen ich nicht nennen möchte, werden dagegen in einem schlichten weißen Kleid unscheinbar und blass aussehen.«
Ehe ihre Mutter doch noch enthüllen konnte, dass sie die Tochter der Duchess of Devonshire meinte, warf Georgina rasch ein: »Aber ein bisschen Dekoration möchte ich schon haben: vielleicht einen Spitzenbesatz an den Ärmeln und eine weiße Rose an der hohen Taille unter der Brust.«
»Ja, eine Blüte vor dem Aufblühen«, lächelte ihre Mutter zum Zeichen ihres Einverständnisses.
Georginas Augen blitzten belustigt, doch schaffte sie es, nicht laut aufzulachen.
»Wann kann das Kleid fertig sein, Madame Chloe?«
»Ich habe zurzeit so viele Bestellungen für Hofroben«, antwortete die Modistin vage.
»Aber Sie werden doch die Gordons vorziehen?«
»Mama, es ist noch so viel Zeit.«
»Nein, gar nicht. Du musst dich noch in diesem Kleid malen lassen, bevor du der Königin vorgestellt wirst. Es geht hier um eines der wichtigsten Ereignisse in deinem Leben, Georgina. Ich habe nur
mehr eine Tochter, die ich in die Gesellschaft einführen soll. Und wir haben uns, wie es scheint, das Beste für den Schluss aufgehoben. Also muss alles bis ins kleinste Detail geplant werden. Wir müssen sofort mit deiner Gästeliste anfangen.«
»Gästeliste?«
»Für den Ball anlässlich deines Debüts. Es ist eines der mit größter Spannung erwarteten Ereignisse des Winters. Wir müssen dafür sorgen, dass es besonders großartig und festlich wird.«
O Gott, ich werde vor einer endlosen Reihe potenzieller Ehemänner paradieren müssen, damit Mutter ihrem Ruf als erfolgreichste Kupplerin Londons gerecht wird .
Georgina fühlte sich wie in einer Falle, und das Verlangen zu entkommen wurde immer stärker und raubte ihr fast den Atem. Ein Plan schoss blitzartig durch ihren Kopf. »Vielleicht könnte das Kleid doch bis Freitag fertig sein, weil Mutter schon für die nächste Woche Porträtsitzungen arrangiert hat.«
Die Herzogin bedachte ihre Tochter mit einem zustimmenden Blick.
Sobald das Porträt fertig ist, fahre ich nach Schottland und besuche Papa. Ich werde ihn bitten, mit mir zurückzufahren und mich zu meiner Vorstellung bei Hof zu begleiten. Wenn ich ihm nicht um den Bart gehe und ihn überrede, wird er bestimmt nicht kommen . Der Gedanke, dass ihr Vater nur wenig Interesse an ihr zeigte, tat weh, und sie fühlte sich zutiefst verletzt. Sie schloss die Augen. Jetzt muss ich nur noch Mama überreden, dass sie mich gehen lässt, dachte sie sehnsüchtig.
»Das Farnkraut verfärbt sich schon.« Georgina blickte aus dem Fenster der Kutsche und nahm die unvergleichliche Schönheit der schottischen Landschaft in sich auf.
Helen Taylor, ihre ehemalige Kinderfrau, war ihr als Reisegefährtin mitgegeben worden. »Ach ja, in London ist in der zweiten Augusthälfte noch Sommer, aber hier oben färbt der Herbst schon das
Land, und wenn erst der September da ist, werden die Nächte verdammt kalt, mein Lämmchen.«
»Lange können wir ohnehin nicht bleiben. Ich habe Mutter mein Ehrenwort gegeben, dass ich Mitte September wieder in London sein werde. Sonst hätte sie mir die Fahrt gar nicht erlaubt.« Außerdem musste ich versprechen, dass ich Papa überreden werde, die Kosten für meinen Ball zu übernehmen .
Der Kutscher manövrierte das Gefährt durch die engen Straßen von Edinburgh, wo vor der Weiterfahrt ins Hochland eine Übernachtung geplant war. Als sie vor dem eleganten Stadthaus am George Square anhielten, kam ein Diener die Eingangsstufen heruntergeeilt und öffnete den Wagenschlag.
»Willkommen in Edinburgh, Lady Georgina. Seine Gnaden setzte mich von Ihrer Ankunft nicht in Kenntnis.«
Ihre Augen leuchteten auf. »Mein Vater ist hier?«
»Seine Gnaden hat oben auf der Burg zu tun, wird aber bald wieder da sein. Jetzt laden wir Ihr Gepäck ab, und Sie machen es sich im Haus bequem.«
Drinnen begrüßte Georgina die Haushälterin. »Würden Sie wohl für Helen ein Bad vorbereiten lassen? Nach der langen, strapaziösen Kutschfahrt tut es ihr sicher gut, wenn sie sich in heißem Wasser ausgiebig aufwärmen kann.«
»Ich und meine alten Knochen segnen dich dafür, mein Lämmchen.«
»Ein Schlückchen Whiskey kann auch nicht schaden«, ordnete Georgina an. »Ich mache mich indessen ans Auspacken.«
Als der Duke of Gordon nach Hause
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