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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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gesehen hatte. »Meine Liebe, willkommen bei unserem Modeabend. Die Vorführung
wird sofort beginnen. Es ist für jeden Geschmack etwas Reizvolles und Verlockendes dabei. Fassen Sie Mut und bieten Sie mit, wenn Ihnen etwas gefällt.«
    Sie fordert mich auf zu bieten … Das heißt, dass die Modelle verkäuflich sind. Wie wunderbar! Georgina beobachtete, wie die Gastgeberin sich mit einer nicht mehr ganz jungen Dame unterhielt, die sie gleich an ihrer Gestik erkannte. Unverkennbar handelte es sich um Lizzie Melbourne! Wer der Mann in ihrer Begleitung war, wusste sie jedoch nicht – keinesfalls handelte es sich um Lord Melbourne.
    Um nicht allein dazustehen, trat sie zu einem Trio maskierter Damen, die hinter ihren Fächern tuschelten und lachten. Sie verstummten, als ihre Gastgeberin in die Mitte des Ballsaales trat und die Hände hob. »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Vergessen Sie nicht, dass Weihnachten vor der Tür steht und Geschenke gebraucht werden. Ich fordere die Herren auf, sich großzügig und spendierfreudig zu zeigen. Die einzigartigen Modelle, die Sie gleich sehen werden, wurden unter großem Kostenaufwand aus Paris importiert.«
    Alles lachte.
    »Meine Damen und Herren, ich bin stolz, Ihnen die Demoiselles de Maison Rouge präsentieren zu können!«
    Begeisterter Applaus setzte ein, doch als das erste Mädchen über das Parkett stolzierte, wurden frenetische Pfiffe laut, die Anerkennung bezeugten, aber auch eine unverkennbare Lüsternheit.
    Georgina traute ihren Augen nicht und starrte das Modell da vorne ungläubig an. Es trug ein fließendes, völlig durchsichtiges rotes Gewand, das mehr ent- als verhüllte. Deutlich war die helle Haut ihrer Brüste und Schenkel zu sehen, und das Schamhaar schimmerte dunkel durch die feine rote Seide.
    Noch ehe Georgina sich wieder gefasst hatte, schwebte ein anderes Mädchen über das Parkett des Ballsaales. Es trug ein mit Rüschen besetztes weißes Korsett, dazu Spitzenstrümpfe und mit glitzernden
Steinen besetzte Strumpfbänder. Zwischen Hüften und Schenkeln war sie völlig nackt. Als sie aufreizend den Raum durchmaß, hüpften ihre blanken Hinterbacken. Sie hielt eine rote Rose in der Hand, die sie den pfeifenden Männern zuwarf.
    Als Francis Russell sie auffing und sofort laut sein Angebot machte: »Zwanzig Guineen«, war Georgina schockiert. Die Angebote folgten nun immer rascher und entfesselter, und ihr dämmerte, dass die Männer hier nicht nur ein modisches Kleidungsstück kauften.
    Ein Mädchen in einem schwarzen, mit rosa Schleifchen verzierten Schnürleib berührte zuerst ihre Brüste mit einem winzigen Fächer und strich mit einer anzüglichen Bewegung über ihren Venushügel. Zwei der anwesenden Frauen schien das so zu amüsieren, dass sie unter heiserem Lachen sogar zu bieten begannen.
    Georginas Schock wich Wut. Zum Teufel, wer hat mir diese Einladung geschickt? Sie blickte hinüber zu den königlichen Prinzen. Frederick bot soeben einen geradezu obszönen Betrag für eine füllige Blondine mit Silberquasten. Charlottes Mann Charles hatte sich mit ihm duelliert. Könnte es sein, dass er sich auf diese Weise an unserer Familie rächen will? Sie verwarf den Verdacht, denn das Duell lag schon viele Jahre zurück, und zudem sah Frederick nicht aus, als sei er nachtragend.
    Will die Gastgeberin sich womöglich einen Scherz erlauben, indem sie eine in der gleichen Straße wohnende Debütantin einlädt? Was aber hat sie durch die Kränkung einer Gordon-Tochter zu gewinnen?
    Georginas Blick wanderte langsam durch den Ballsaal, und als er am Duke of Bedford hängen blieb, wusste sie genau, wem sie diese anstößige Einladung zu verdanken hatte. Sie fand dies alles andere als amüsant.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Wütend auf sich, aber auch auf Francis Russell. Ich hätte nicht kommen sollen. Ich muss hier ganz rasch weg .
    Ein Blick zur Tür zeigte ihr, dass der Ehemann ihrer Schwester Susan eintrat. Der Duke of Manchester war nicht allein. Die Frau
an seinem Arm war die gleiche, die sie damals vor dem Oberhaus in seiner Kutsche gesehen hatte.
    Empört eilte sie durch den Raum, bis sie vor ihrem Schwager stand. Sie schob die Hand der Frau von seinem Arm. »William, du musst mich sofort nach Hause bringen.«
    »Allmächtiger, Georgina! Was treibst du denn in einem Bordell?«
    »Ich bin zufällig hier hineingeraten, während du offenbar mit Absicht gekommen bist. Wie auch immer, jedenfalls brauche ich jetzt deinen

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