Die unbeugsame Braut
habe ich deiner Schwester geraten, deinen Ball am zwanzigsten Dezember zu geben, damit wir nicht gleich nach London zurückmüssen.«
»Eine fabelhafte Idee, Mama. Kimbolton Castle ist ein so faszinierender Ort. Die arme Königin Katharina von Aragon wurde dort vor über zweihundert Jahren in der letzten Zeit ihres Lebens festgehalten, und ich hoffe, einen kurzen Blick auf ihren Geist erhaschen zu können, der angeblich durch die Gänge schwebt.«
»Katharinas Geist ist durch die ausschweifenden Partys, die Susan und William auf dem Schloss veranstalten, bestimmt aus ihrer Ruhe aufgestört worden«, meinte Huntly spöttisch.
»Ich weiß nicht, warum du ihnen so etwas unterstellst, George. Die Gesellschaften der Manchesters sind völlig harmlos und unbeschwert und sorgen lediglich für Freude und Frohsinn unter den Gästen.«
George wiederholte die Worte, die seine Schwester zur Beschreibung der Lustbarkeiten benutzt hatte. »Fast getroffen. Das Wort, an das ich dachte, beginnt auch mit dem Buchstaben F.«
»Mama, du hast mir Kimbolton bis nach meinem Debüt verboten«, rief Georgina der Mutter in Erinnerung. »Ich werde untröstlich sein, wenn es nicht wenigstens eine illegitime Liaison unter den Gästen gibt!«
George zwinkerte. »Du wirst sicher nicht enttäuscht. Ich gehe und reinige meine Waffen. Sicher wird es eine Jagdpartie geben.«
»Ich gab Susan übrigens einen Wink, den Duke of Bedford für ein paar Tage einzuladen«, vertraute Jane ihnen an.
»George, kannst du mir in diesem Fall eine deiner Flinten borgen?«
»Soll das witzig sein, Georgina?«, fragte Jane mit gespielter Strenge.
»Nun, du kannst nicht abstreiten, dass wir auf der Pirsch sind, liebe Mama. Ach, da kommt die Post.« Sie öffnete einen Umschlag, der das herzogliche Wappen der Manchester trug. »Susans Einladungen sind spektakulär. Sie müssen ein Vermögen kosten.«
»Eben deswegen strebe ich für dich auch eine Ehe mit einem Herzog an, Georgy. Dann wirst du dir alle deine Wünsche leisten und deinen Launen nach Belieben frönen können.«
»Hier ist eine Nachricht von Susan. Sie hat Bedford für drei Tage eingeladen, vom neunzehnten bis zum einundzwanzigsten. Also müssen wir am Tag vor dem Ball dort sein.« Georgina überflog die Einladung. »Ach, wie aufregend! Susans Ball ist ein Maskenball.«
»Wir müssen uns sofort an die Arbeit machen und unsere Kostüme vorbereiten. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Die Näherinnen haben keine Zeit zu verlieren. Mama spricht, als hätte sie die Absicht, ihr Kostüm selbst zu schneidern«, flüsterte Georgina ihrem Bruder zu.
»Ich habe mitgehört! Glaub ja nicht, ich könnte es nicht. Ich kann sehr gut mit Nadel und Faden umgehen und habe diese Fertigkeit an meine Töchter weitergegeben, wie es sich für eine fürsorgliche Mutter gehört.«
»Ich entschuldige mich vielmals. Du bist ein wahres Musterexemplar von Mutter«, neckte Georgina sie. »Warum gehst du nicht als Göttin Diana?«
»Ich verstehe die Anspielung sehr wohl, Georgy. Göttin der Jagd – das ist sogar für mich leicht durchschaubar.« Jane stimmte in das Gelächter ein. »Du könntest als die arme Katharina gehen, wenn sie dich schon so sehr fasziniert, meine Liebe.«
»Niemals! Sie war viel zu gut und fromm.«
»Georgy würde etwas Verruchteres vorziehen, jemanden wie Anne Boleyn etwa«, zog ihr Bruder sie auf.
»Nie im Leben würde ich eine der Gemahlinnen Henrys VIII. darstellen wollen. Ich wäre nie so unbedacht, einen lasterhaften Weiberhelden zu heiraten!«
»Warum verkleidest du dich nicht als Jagdgöttin Diana?«
Georginas Augen blitzten vor Übermut. »Bei Gott, das werde ich tun! Dazu brauche ich nur einen Bogen und ein paar Pfeile. Die Goldfarbe habe ich bereits.«
»Hier ist ein Brief von den Manchesters. Zweifellos eine Einladung.« John übergab Francis die Post, die auf Woburn eingetroffen war.
»Die habe ich bereits erwartet. Sie kommt verspätet, weil sie erst am Russell Square abgegeben und uns nachgeschickt wurde.« Bedford öffnete das Kuvert. »Verdammt, sie ist schon für den Zwanzigsten! Welches Datum haben wir heute?«
John warf einen Blick auf die Zeitung. »Den Achtzehnten.«
»Herrje, man erwartet mich schon morgen.«
Die Vorstellung, dass Francis drei Tage in Gesellschaft der begehrenswerten Lady Georgina verbringen würde, erfüllte John mit Unmut.
»Schick eine Entschuldigung. Ein Bote kann sie heute Abend zustellen. Kimbolton ist nicht so weit von Woburn
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