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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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zurück, bis die gesamte Gesellschaft, Francis Russell eingeschlossen, an ihr vorbei war. Dann wendete sie ihr Tier und ritt in eine andere Richtung, wo sie Ruhe für ihre Skizzen zu finden hoffte.
    An einem stillen Fleckchen saß sie ab und ging langsam zum Rand eines Salzwassertümpels. Sie hob ihren Samtrock und kniete nieder, um einen Grünreiher beim Fischen zu zeichnen.

    Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie er seinen Hals lang machte, um einen Frosch zu fangen, und war erleichtert, als er ihn verfehlte. Einen Herzschlag später fing der Reiher stattdessen einen kleinen Fisch und warf ihn so geschickt hoch, dass er in der richtigen Lage wieder in seinem Schnabel landete und er ihn schlucken konnte. Sie wusste, dass der Vogel den ganzen Tag jagen musste, um seinen Nahrungsbedarf zu decken.
    Rasch skizzierte sie den Reiher und gab sich Mühe, den entschlossenen Blick seiner kleinen gelben Augen festzuhalten. Sie zeichnete den Fisch in seinem Schnabel und die winzigen Wassertropfen, die von seinem Schwanz perlten. Sie brachte sogar den in Panik davonschwimmenden Frosch zu Papier.
    Georgina war in ihre Arbeit so vertieft, dass sie erschrak, als der Reiher sich jäh mit einem Klageruf in die Luft erhob. Aufblickend sah sie Francis Russell an ihrer Seite. Sie lächelte insgeheim. Tief in ihrem Inneren hatte sie erwartet, dass er sie suchen würde.
    Er betrachtete eingehend ihr Werk. »Sie sind eine richtige Künstlerin.«
    »Erstaunt Sie das? Etwa weil ich Debütantin bin, geeignet nur für Flirten und F…ummeln?« O Gott, sie hatte etwas anderes sagen wollen!
    » Mea culpa . Sie besitzen verborgene Talente, Georgina.«
    »Sie dürfen mich mit Lady Georgina ansprechen.«
    »Nie fand ich diese Anrede unpassender«, sagte er gedehnt.
    Sie streckte die Hand aus, und als er ihr beim Aufstehen half, schaffte sie es, ihre Reitstiefel in voller Länge zu enthüllen. »Ach, tut mir leid, Francis, meine Hände sind schwarz von der Zeichenkohle. Ich habe Sie schmutzig gemacht. Ihre Hände passen jetzt zu Ihrem Ruf«, neckte sie ihn.
    Er bückte sich und säuberte die Hände im Wasser, dann nahm er sein Taschentuch, befeuchtete es und reinigte ihre Hände. Er trat noch einen Schritt näher und strich mit dem Finger die schwarze Feder entlang, die sich unter ihrem Kinn ringelte.

    »Wenn Sie Lady für unpassend halten, was schlagen Sie dann vor?«, fragte sie kokett.
    »Schwanzfopperin.«
    Georgina schnappte nach Luft und hob den Arm, um ihm einen Schlag in sein unverschämt grinsendes Gesicht zu versetzen.
    Francis Russell packte jedoch ihre Hand, drückte sie hinter ihren Rücken und zog Georgina an sich, um sie zu küssen.
    Sie lachte höhnisch. »Dieses Wort habe ich noch nie gehört. Ich weiß nur, dass es höchst unanständig ist. Aber in einem haben Sie recht – ich foppe Sie. Gnadenlos.«
    Sofort ließ er sie los, als er merkte, dass sie ihn auslachte. Sie war in Flirtlaune, und ich griff zu wie ein vernarrter Idiot. So wie von ihr erwartet. Und so wie sie mich gereizt hat. In Wahrheit konnte ich nicht anders. Sie ist ein verdammt unwiderstehliches Frauenzimmer.
     
    Beim Dinner hatte Susan dafür gesorgt, dass der Duke of Bedford neben Georgina saß. Während der ersten drei Gänge fiel es Francis schwer, seine Hände daran zu hindern, heimlich umherzuwandern. Gewohnt, seinen Impulsen nachzugeben, zumal was Frauen betraf, und wohl wissend, dass die Dame sehr wahrscheinlich dem Ehrengast keine Szene machen würde, gab er schließlich der Versuchung nach und strich verstohlen über den festen Schenkel, der seinen fast berührte.
    Georgina lächelte ihren Tischnachbarn verführerisch an, stieß aber im Schutz ihrer Leinenserviette ihre Dessertgabel heftig in seine Hand.
    Francis schaffte es gerade noch, den Schmerzensschrei, der sich ihm entringen wollte, in schallendes Gelächter zu verwandeln, denn zum Glück hatte Huntley eine amüsante Bemerkung gemacht.
    »Autsch! Das war aber witzig, George.« Georgina lachte fröhlich. »Sinn für Humor ist bei einem Mann eine sehr anziehende Eigenschaft.«
    In Verkennung der wahren Sachlage bedachte die Duchess of
Gordon ihre jüngste Tochter mit einem zufriedenen Blick. »Leider hat mein Gatte einen eher mürrischen schottischen Humor. Er missbilligt Spaß und Fröhlichkeit völlig. Zum Glück geraten meine Töchter ihrer Mutter nach.«
    Georgina verdrehte vielsagend die Augen, als sie Francis ansah, und diesmal war sein Lachen echt. Sie stimmte mit ein. »Ich will

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