Die unbeugsame Braut
Stadt muss im Sturm genommen werden. Während kalte, berechnende Frauen wie die Duchess of Drinkwater mit der Knauserigkeit der Menschen aus dem Norden nur spärliche Mittel in den Kampf werfen, weil sie mit unserer Schwäche rechnen, müssen wir durch ein nie gesehenes Aufgebot von Pracht, Geschmack und Geld ihre armseligen Vorbereitungen übertrumpfen und zu einem Schlag ausholen, der alle ihre Bemühungen für den Rest der Saison zunichtemacht … Ich bin ganz entschieden für eine großartige Maskengala.
Die beiden Schwestern wussten vor Lachen nicht ein noch aus. Tränen strömten ihnen über die Wangen, als William die Tür öffnete.
»Was ist so lustig, meine Liebe?«
»Männer!«, riefen sie wie aus einem Mund und erlitten einen neuen, vollends unbeherrschbaren Lachkrampf.
17
M r. Burke, ich möchte mit meinen Söhnen gerne im Wald einen Weihnachtsbaum für die große Halle auf Woburn aussuchen. Wenn mein Bruder dies aber selbst machen möchte, warten wir lieber bis zu seiner Rückkehr.«
»Seine Gnaden wählt nie den Baum aus oder kümmert sich um die Weihnachtsdekorationen. Das überlässt er mir und dem Personal. Da wir dies heute ohnehin vorhatten, fügen sich unsere Pläne gut zusammen, Mylord.«
»Fein, dann sage ich den Jungen Bescheid. Ich nehme an, dass Sie einen Wagen und einige kräftige Burschen mitnehmen, die den Baum zum Haus schaffen?«
»Wir nehmen zwei Wagen, einen für den Baum, den anderen für Stechpalmen, Mistelzweige und Efeu – das sammeln die Hausmädchen. In den Wäldern an der nördlichen Gemarkung hat man die größte Auswahl.«
Als John und seine Söhne im Sattel saßen, ritten sie vor den Wagen her, auf denen der Butler und seine zahlreichen Helfer folgten, nordwärts. »Wie gut, dass es gestern geschneit hat. So in Weiß sieht alles gleich viel schöner aus.«
»Können wir beim Baumfällen helfen?«, fragte William.
»Ja, wir alle dürfen mit Hand anlegen. Mr. Burke hat mehrere Äxte mitgenommen.«
Sie waren fast eine Stunde unterwegs, als sie zu einem Bestand hoher Fichten kamen. John drehte sich nach Burke um, doch der Butler schüttelte den Kopf und bedeutete ihnen, noch ein Stück weiter nach Norden zu reiten. »Hoffentlich ist dir nicht kalt, Johnny?«
»Nein, Papa. Der Ritt ist wunderbar. Ich habe so viele Hasen gesehen und einmal sogar Rotwild.«
Sie ritten einige Meilen weiter, bis sie in einen Wald gelangten, in dem prächtige, hohe Tannen zwischen Lärchen aufragten. Die Reiter stiegen von ihren Pferden, die Wagen hinter ihnen hielten an. »Ihr Jungs dürft den Weihnachtsbaum aussuchen«, wies John sie an.
»Ich glaube, Francis und William sollten das machen. Ich werde Weihnachten doch nicht da sein«, wandte Johnny ein.
Die Hausmädchen sprangen von ihrem Gefährt und arbeiteten sich tiefer ins Dickicht vor, wo Efeu und Misteln an den Baumstämmen emporrankten.
»Mit einer Axt kann ich ohnehin nicht umgehen, ich helfe lieber, den Efeu abzuschneiden, und sammle ein paar Tannenzapfen«, schlug Johnny vor.
Sobald ihr Vater eine Kerbe in einen Baum geschlagen hatte, machten sich erst Francis und dann William an die Arbeit. Sie legten sich mit all ihren Kräften ins Zeug, schafften es aber nur, den dicken Stamm bis zur Hälfte zu spalten. Dann gaben sie es auf und überließen die Axt ihrem Vater.
John legte seinen Mantel ab und ging ans Werk. »Ihr habt die Schwerarbeit schon geleistet. Jetzt geht es ganz rasch.« Schon durchschnitt ein peitschender Knall die kalte Luft, und die Jungen riefen: »Geschafft!«
Als der Baum langsam zu Boden sank, sah John ein Pferdegespann mit einem Schlitten näher kommen. Der Baum krachte dicht vor dem Gefährt zu Boden, die erschrockenen Pferde bäumten sich laut wiehernd auf. Es kostete den Kutscher viel Kraft und Geschick, die Tiere wieder unter Kontrolle zu bringen.
John erkannte seinen Bruder, der die Zügel der zitternden Pferde hielt, während sich neben ihm Lady Georgina Gordon leichenblass an die Seitenwand des Schlittens klammerte. John war außer sich, weil Francis Georgina in Gefahr gebracht hatte. »Das war verdammt
unvorsichtig. Es hätte euch das Leben kosten können!« Er hieb die Axt in den Baumstumpf, ging zu den Pferden und beruhigte sie.
Francis gab sich vor seiner schönen Begleiterin ungerührt. »Dann wärst du der neue Duke of Bedford. Man würde bloß nie glauben, dass es ein Unfall war, mein Alter.«
John fand diese Bemerkung überhaupt nicht komisch. »Lady Georgina, alles in
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