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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Ordnung?«
    »Ja, danke. Nur wenige Grundherren holen sich selbst ihren Christbaum aus dem Wald. Ich hätte geschworen, wir wären gerade über meinen Vater gestolpert.«
    Francis lachte seinen Bruder aus. »Ein wahrer Jammer, mein Alter, dass du als Vaterfigur wahrgenommen wirst.«
    Georgina sah ihren Begleiter mit hochgezogenen Brauen an. »Könnten Sie einen solch riesigen Baum mit der Axt fällen, Euer Gnaden?«
    »Dafür habe ich Diener, meine Teuerste.«
    »Wie schade, Francis.« Sie verzog geringschätzig ihre Lippen.
    »Bei diesem Schmollmund weiß ich nie, ob Sie mich küssen oder anspucken wollen«, sagte er schleppend.
    »Ich garantiere Ihnen, dass es nicht Ersteres ist«, erwiderte sie frech.
    Nun war es an John, seinen Bruder auszulachen. Doch sollte dieser Heiterkeitsausbruch seine wahren Gefühle verbergen. Er sah, wie die beiden einander anschauten, hörte ihr Geplänkel und spürte, wie sich in ihm alles zusammenkrampfte.
    Da trat Johnny aus dem Dickicht. »Ich hörte das Gewieher – was ist passiert? Ach, da sind ja Georgy und Onkel Francis. Mit dem Schlitten – was für ein Riesenspaß!«
    »Hallo, Johnny. Möchtest du mitfahren?« Sie übersah geflissentlich das Stirnrunzeln ihres Begleiters.
    Johnny sah seinen Vater an. »Ich … ich möchte keineswegs stören, Lady Georgina.«

    »Unsinn!« Sie sah die unwillige Miene seines Vaters. »Ich bestehe darauf. Du kannst mit uns fahren, während der Baum auf den Wagen geladen wird. Komm und setz dich zwischen uns.«
    »Wenn Sie näher zu mir rücken«, schlug Francis vor, »kann Johnny außen sitzen, wo er die bessere Sicht hat.«
    Georgina vereitelte seinen Vorschlag. »Er soll neben Ihnen sitzen, Francis, damit Sie ihm kurz die Zügel überlassen können.« Sie hob die Hand in der Erwartung, dass John Russell ihr vom Schlitten herunterhelfen würde, damit Johnny in der Mitte Platz nehmen konnte.
    Wirklich ergriff er ihre dargebotene Hand und drückte sie fest. Nicht so fest, dass es schmerzte, aber fest genug, um ihr zu verstehen zu geben, dass er ihre Tricks durchschaute.
    Georgina schmunzelte. Ihre boshafte Befriedigung, weil sie seinen Bruder nach ihrer Pfeife tanzen lassen konnte, war John nicht entgangen. Es amüsierte sie, dass sie sich wortlos verständigen konnten. Nachdem Johnny auf den Schlitten geklettert war, sprang auch sie hinauf, und die Pferde zogen an.
    Francis ließ sie nicht zu schnell gehen, legte den Arm um seinen Neffen und überließ ihm die Zügel, um Georgina eine Freude zu bereiten. »Du musst sie immer in der Hand haben – lass ihnen ja nicht ihren Willen. Es sind Stuten und im Moment noch immer recht nervös.«
    »Sie sind also nicht der Meinung, dass man weiblichen Wesen ihren Willen lassen sollte?«
    »Bei einem bestimmten weiblichen Wesen würde ich mich überreden lassen.«
    »Ein bestimmtes weibliches Wesen schert sich um Ihre Zustimmung vielleicht keinen Deut. Es könnte sich als störrisch erweisen und zügellos das Weite suchen.«
    »Zügellos?«, fragte er süffisant. »Ist das eine Verheißung?«
    Nach zehn Minuten übernahm Francis wieder die Zügel, wendete und fuhr zurück. Bei den Wagen angekommen, sprang Georgina
heraus und hob Johnny vom Schlitten. »Du hast dich wacker gehalten.«
    »Danke, Mylady. Danke, Onkel Francis.«
    Georgina warf keinen einzigen Blick in John Russells Richtung, wusste aber, dass er sie beobachtete.
    Als sie wieder auf den Schlitten kletterte, versuchte Francis es erneut. »Möchten Sie näher heranrücken und selbst fahren, Georgina?«
    Sie lächelte strahlend. »Ja, das würde ich sehr gern.«
    Francis hüllte sie in die Felldecke und winkte seinem Bruder augenzwinkernd zu.
    John war der Verzweiflung nahe. Ihm war das Lächeln, mit dem sie Francis angesehen hatte, nicht entgangen, und auch nicht, mit welcher Selbstverständlichkeit sein Bruder sie berührte. Man musste den Eindruck gewinnen, sie stünden im Begriff, sich ineinander zu verlieben.
     
    Wieder auf Woburn, brachten John und seine Söhne den ganzen Nachmittag damit zu, mit Burke und seinen Helfern den Weihnachtsbaum in der großen Halle aufzustellen und zu schmücken. Sie halfen den Hausmädchen, Unmengen von Tannenzweigen, Stechpalmen, Efeu und Misteln ins Haus zu schaffen. Dann wurden vom Dachboden Kisten mit Weihnachtsschmuck, mit Girlanden, Glöckchen und viel rotem Band geholt.
    An jenem Abend wickelten Johns Söhne nach dem Dinner Geschenke ein und legten sie unter den Weihnachtsbaum. Müde, aber glücklich und

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