Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
allein.
»Hier! Hinter dir!«
Leon drehte sich um und zuckte zusammen.
Das Mädchen, das da wie eine Fledermaus von der Decke hing, war ganz offenbar von der Kleidung bis zur Frisur auf ein Leben über Kopf eingestellt.
»Himmel!«, stieß Leon aus. »Hast du mich erschreckt!«
»Das musst ausgerechnet du sagen. Wer ist denn hier gerade durch die Wand in mein Zimmer gekommen? Also: Wie hast du das gemacht?«
Leon verfluchte sich innerlich. Kaum ein paar Stunden besaß er seine außergewöhnliche Fähigkeit, die er unter allen Umständen geheim halten wollte. Und schon ein wildfremdes Mädchen davon.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, versuchte er sich hilflos herauszureden.
Das Mädchen kicherte. »Ach nein?«
Wie immer es sich mit den Füßen an der Decke festgehalten hatte, jetzt ließ es los und landete mit einem Salto fast geräuschlos auf den Füßen.
Aus dem Nebenzimmer ertönte Klaviermusik.
Das Mädchen baute sich vor Leon auf. Jetzt, wo es richtig herum vor ihm stand, erkannte Leon es. Er hatte das Mädchen schon öfter auf dem Schulhof gesehen. Es war eine Klasse unter ihm. Seinen Namen wusste er allerdings nicht.
»Soll ich meinem Vater Bescheid sagen, dass ich einen Einbrecher erwischt habe?«, fragte es.
»Ich kann blitzschnell durch die Wand verschwinden«, stellte Leon klar.
»Ertappt! Also doch. Jetzt hast du es selbst zugegeben.«
Leon seufzte. Er musste auf jeden Fall besser lernen, mit seiner neuen Fähigkeit umzugehen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Mädchen in Kurzform zu erzählen, was ihm widerfahren war. Er endete mit dem Satz: »Du musst es aber unbedingt für dich behalten. Es ist ein absolutes Top-Geheimnis!«
»Wieso?«
»Weil ...«
In dem Moment klopfte es an der Tür und der Vater des Mädchens kam ins Zimmer. Erst jetzt bemerkte Leon, dass die Klaviermusik aus dem Nebenraum aufgehört hatte.
»Linda, willst du ...«, begann ihr Vater und brach ab, als er Leon sah. »Oh. Ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast.«
»War auch ein Überraschungsbesuch«, antwortete Linda und zwinkerte Leon zu.
»Hallo!« Lindas Vater reichte Leon mit einem fragenden Blick die Hand.
Leon verstand und stellte sich vor.
»Wir wohnen über Ihnen. Im vierten Stock«, ergänzte er noch, was ihm einen erstaunten Blick von Linda einbrachte.
»Wie nett«, kommentierte Lindas Vater. »Willst du mit uns essen?«
»Nein, nein«, winkte Leon dankend ab. »Ich muss gleich wieder los!«
»Ich hab auch noch keinen Hunger«, teilte Linda schnell mit. »Ich wollte Leon gerade mein Zimmer zeigen!«
Lindas Vater nickte ihr freundlich zu. Und verließ das Zimmer.
Leon stand etwas unschlüssig da. Eigentlich hatte er die Gelegenheit nutzen wollen, gleich mit dem Vater hinauszugehen. Aber irgendwie hatte Linda seine Bemerkung, dass er losmüsse, wohl nicht akzeptiert. Noch bevor er etwas sagen konnte, überraschte sie ihn mit ihrer Frage: »Was gedenkst du zu tun?«
Leon verstand nicht.
»Na, mit deiner Fähigkeit, durch Wände zu gehen«, erklärte Linda. Wieder verblüffte sie Leon. Und für einen Moment fragte er sich, ob sie wohl Gedanken lesen konnte.
»Wie kommst du darauf?«, fragte er, als hätte er nicht schon längst mit Pep die UnderDocks gegründet.
Doch Linda ließ sich nicht übertölpeln. »Die Sharks sind ein Problem für die ganze Schule, vielleicht sogar für den ganzen Stadtteil. Keiner weiß das besserals DU!«, schleuderte sie Leon mit einer so großen Selbstverständlichkeit entgegen, die ihn erneut komplett überraschte.
»Du hast ...?«, stotterte er.
»... mitbekommen, dass du fast täglich ausgeraubt wirst?«, fragte Linda. »Na klar!«
»Na klar?« Für Leon war das überhaupt nicht klar.
»Hör zu«, begann Linda zu erklären, »ich habe nicht vor, mich von den Sharks oder irgendwelchen anderen Blödmännern terrorisieren zu lassen. Aber ich kann nicht allein gegen sie kämpfen. Und du auch nicht. Wir brauchen weitere Verbündete, die was draufhaben, wenn das klappen soll.«
»Einen hab ich schon«, rutschte es Leon heraus. Sogleich ärgerte er sich, dass er das preisgegeben hatte. Andererseits, diese Linda schien es ernst zu meinen.
»Der Neue?«, fragte Linda sofort interessiert nach. »Gut, dann wären wir schon drei.«
»Moment, Moment!«, wiegelte Leon ab. »So schnell ...« Aber weiter kam er nicht.
»Ach nein?«, unterbrach Linda ihn. »Sondern? Ihr wollt zu zweit bleiben? Na, dann viel Vergnügen!«
Linda hüpfte hoch, bekam ein Seil
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