Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
konnte sich kaum bewegen und bekam weder durch die Nase noch durch den Mund Luft. Wie lebendig begraben! Und genau das war er auch: Hinter dieser Wand des unterirdischen Labors gab es keinen weiteren Raum, sondern nichts als gewöhnliche Erde. Leon konnte nicht mehr atmen, weil er sein Gesicht in die Erde presste.
Raus hier!, dachte Leon nur. Und zwar so schnell wie möglich, solange er zumindest noch ein Bein bewegen konnte, um sich zurück ins Labor zu ziehen. Egal wer dort gerade gekommen war und ob die ihn schnappten oder nicht. Alles war besser, als qualvoll in der Erde zu ersticken.
Seine Hüfte flutschte durch die Wand, dann sein Brustkorb. Noch einen letzten Ruck. Endlich! Leon zog den Kopf aus der Wand wie ein zum Tode Verurteilteraus der Schlinge. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Erst dann war er bereit, sich langsam umzudrehen, um zu sehen, ob ihn jemand entdeckt hatte. Er hatte Glück gehabt.
Aber noch immer hörte er die fremden Stimmen. Durch ein Regal voller Chemiegläser sah er verschwommen zwei Männer in weißen Kitteln. Schnell duckte Leon sich weg. Er musste ein zweites Mal versuchen, durch eine Wand zu verschwinden, um nicht von ihnen erwischt zu werden. Eine andere Wand natürlich, aber auch hinter der konnte ihm das gleiche Schicksal blühen.
Die Männer gingen links am Regal vorbei, also drehte sich Leon nach rechts. Er musste seine Flucht dieses Mal bedächtiger angehen. Hastig wischte er sich mit der Hand über Nase und Mund und stellte fest, dass das ganze Gesicht mit Erde verschmiert war. Auch die Arme und Beine und seine Unterwäsche sahen aus, als hätte man ihn wie einen Zombie eben aus dem Grab gezogen.
Leon klopfte sich so geräuschlos, wie es ging, den gröbsten Schmutz vom Leib, schlich auf die nächste Wand zu, hielt den Atem an und steckte vorsichtig nur die Hand hindurch.
Diesmal konnte er die Finger frei bewegen. Hinter der Wand schien sich also ein Raum zu befinden. Er zog den Arm zurück. Seine Hand war trocken undauch als er an den Fingern roch, konnte er nichts Besonderes feststellen.
Erneut hielt er den Atem an und wagte es jetzt, den Kopf durch die Wand zu stecken. Sein Erstaunen war groß, als er in einen Raum blickte, den er zunächst für ein Büro hielt. Erst bei genauerem Hinsehen kam er ihm mit den vielen Monitoren eher wie ein Kontrollraum vor. Nie hätte Leon sich vorgestellt, dass sich unter den Straßen von Downtown solche Hightech-Labore befanden. Warum ausgerechnet in dieser berüchtigten Gegend?
Es wurde Zeit, den gesamten Körper herüberzuholen, bevor er in dem Labor entdeckt wurde. Zum Glück war gerade niemand in diesem Kontrollraum. Als Leon vollends durch die Wand glitt, sah er, dass gleich neben ihm zwei Monitore in die Wand eingelassen waren. Er war froh, nicht mitten durch einen der Monitore gegangen zu sein. Bestimmt hätte das einen Alarm ausgelöst.
Ihn fröstelte. Er legte die Arme um sich und rieb sich den nur mit einem Unterhemd bekleideten Oberkörper, um ein wenig wärmer zu werden. Dann schaute er, was es auf den Monitoren zu sehen gab, und stutzte. Jeder der beiden Monitore zeigte ein Krankenbett. Darunter verschiedene Kurven und Linien, die Leon nicht alle identifizieren konnte. Sicher aber war, dass eine der Linien die Herzfrequenzmaß, eine andere den Blutdruck. Das hieß, die beiden Betten waren besetzt! Aber wo standen sie? Nebenan, nur einen Raum weiter? Oder ganz woanders? Ähnlich wie in seinem Englischunterricht an der Schule konnten die Betten auch in einem völlig anderen Land stehen.
Leon rückte näher an die Monitore heran, um vielleicht jemand in den Betten erkennen zu können. Vergeblich. Wie tot lagen sie da, die Köpfe zur Seite gedreht. Nur die ausschlagenden Kurven und Linien zeigten an, dass sie noch lebten. Leon konnte nicht mal erkennen, ob es sich um Erwachsene oder Kinder handelte. Und er fragte sich, ob diese Personen ihre Zeit in den Kühltruhen noch vor oder bereits hinter sich hatten.
Wenn er nur Pep oder Linda verständigen könnte! Sie hätten am Computer sofort herausbekommen, wo genau er sich befand, und zu Hilfe eilen können. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig, als den Weg nach Hause auf eigene Faust zu finden.
Zur gleichen Zeit ging Pep in Lindas Zimmer hin und her und sah unentwegt abwechselnd auf die Uhr und die Monitor-Projektion an Lindas Wand, die die Straßenkarte der Innenstadt zeigte. Sobald Leon in einem Umkreis von zwei Kilometern auftauchte, würde ein rotes Signal
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