Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Titel: Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
passierte.
    Im Moment schien der Junge noch recht mitgenommen, sodass er noch nicht richtig wahrnahm, was um ihn herum passierte. Er wirkte verwirrt und orientierungslos. Am Hinterkopf hatten sie ihm einen Teil seiner lockigen schwarzen Haare abrasiert. Aber eine Narbe oder Ähnliches war dort nicht zu erkennen. Die trug er stattdessen vorn über dem linken Auge.
    Leon musste sich entscheiden: Unentdeckt verschwinden oder herausbekommen, weshalb die beiden Kinder hier waren und was mit dem Jungen in der Tiefkühltruhe passierte.
    Doch noch ehe Leon eine Entscheidung für sich getroffen hatte, sah ihn der Junge und sprach ihn an: »Hey, wo bin ich?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Leon ehrlich. »Was ist mit dir passiert?«
    Der Junge überlegte. »Ich hatte einen Deal«, sagte er schließlich. »Mit Tjark!«
    »Von den Sharks?«, entfuhr es Leon erschrocken. »Was für einen Deal?«
    »Ich sollte ihnen eine Tür öffnen. Dreißig Prozent Beteiligung. Das ist doch jetzt wirklich ein Super-Deal, oder?«
    Leon wollte ein paar Schritte auf den Jungen zugehen.Dann fiel ihm ein, dass die Aufzeichnungen der Kameras und Monitore bestimmt gespeichert wurden. Er wollte nicht gefilmt werden. Niemand musste wissen, dass er hier war. Also blieb er lieber stehen, wo er war. Soweit er auf den Monitoren gesehen hatte, wurde dieser Bereich nicht aufgenommen. Aber er verstand kein Wort von dem, was der Junge ihm da erzählte.
    »Mal langsam«, bat er. »Was für eine Tür? Wovon dreißig Prozent?«
    Der Junge sah nun argwöhnisch zu ihm herüber. Leons Ahnungslosigkeit machte ihn offenbar misstrauisch.
    »Wer bist du denn eigentlich?«, fragte er zurück. Und nun bemerkte er, in welcher Lage er sich überhaupt befand: Er lag mit einer Art Operationshemd bekleidet in einem Bett! Auch Leon trug lediglich Unterwäsche. »Wieso liegen wir hier halbnackt im Bett?«
    »Das weiß ich auch nicht«, beteuerte Leon. »Erzähl mir von deinem Deal mit Tjark. Und was dann passierte ist.«
    Wieder sah ihn der Junge mit einer gewissen Skepsis an.
    »Ich glaube, das hier ...«, Leon zeigte auf die Betten, »... hat auch alles irgendwie mit Tjark zu tun.«
    »Na ja«, begann der Junge zögerlich. »Tjark wollte in eine Apotheke in der Hafencity einsteigen. DenVorrat an Zigaretten rausholen. Ich sollte die Tür öffnen. War wirklich nicht schwer. Stell dir vor: Die haben noch eine altertümliche Alarmanlage mit Bewegungsmelder und Internetverbindung. Mehr nicht. Und die Tür: einfachste elektronische Sicherung. Unfassbar. Das war ja quasi eine Einladung zum kleinen Nebenverdienst. Und dreißig Prozent! Mit Zigaretten kann man echt Kohle machen. Ein traumhafter Deal. Aber wahrscheinlich hätte mich das stutzig machen müssen.«
    Leon fuhr sich durchs Haar und begann, nervös mit den Augen zu zwinkern.
    »Halt! Stopp mal!«, rief er. »Willst du mir etwa sagen, dass du gemeinsam mit den Sharks in eine Apotheke einbrechen wolltest?«
    »Nicht wahr? Dreißig Prozent hätten mich stutzig machen müssen«, antwortete der Junge so selbstverständlich, als würden sie über die Preise des Getränke-Roboters in der Schule sprechen.
    »Du bist ein Einbrecher ?«, wiederholte Leon.
    »Du nicht?«
    »Nein!«, entgegnete Leon entschieden. »Wie kommst du denn darauf?«
    Der Blick des Jungen signalisierte jetzt deutlich, dass einer von beiden hier fehl am Platz war. Sprachlos kratzte er sich am Kopf – und stutzte. Er hatte seine kahle Stelle erwischt.
    »Wer hat mir da was abrasiert? Und wieso?«
    »Wahrscheinlich haben sie bei dir schon die Amnesie durchgeführt«, vermutete Leon. »Irgendwas machen sie hier mit allen, sodass sich niemand erinnern kann.«
    »Welche alle?«
    Leon erklärte, dass in letzter Zeit häufiger Kinder für einige Tage verschwanden. »Ich vermute, sie alle waren hier«, erläuterte er weiter und auch, dass seiner Meinung nach das frühe Aufwachen des Jungen so nicht geplant war.
    »Ich kann mich wirklich an nichts erinnern«, bestätigte der Junge. »Also, ich habe die Tür der Apotheke geöffnet. Bin rein. Tjark kam hinterher.«
    »Und dann?«, hakte Leon nach.
    »Und dann bin ich aufgewacht und habe dich gesehen. Jetzt eben!«
    Leon stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Er hätte sich das ganze Gespräch mit dem Jungen also sparen können. Von ihm konnte er nichts erfahren. Stattdessen kam Leon jetzt nicht mehr aus dem Raum heraus, ohne seine Fähigkeit zu verraten. Und das wollte er gegenüber diesem Einbrecher auf keinen Fall

Weitere Kostenlose Bücher